Algerien gilt als erster Exportkunde für Russlands Top-Fighter Su-57. Jetzt kursiert im Internet ein Video aus dem Land, das eine – angeblich – algerische Su-35S im Flug zeigt. Hat Algerien auch die russische "Super Flanker" gekauft?
Ein pixeliges Handyvideo von einem Kampfjet in der Luft, aufgenommen offenbar im Umfeld des algerischen Fliegerhorsts Oum Bouaghi, gilt aktuell vielen einschlägigen Websites als Beweis dafür, dass die algerische Luftwaffe Suchoi Su-35S aus Russland erhalten hat und die "Super Flanker" ab sofort einsetzt.
Die Gerüchteküche brodelt und spuckt allerlei Informationsfetzen aus: Es soll sich bei den für Algerien bestimmten Su-35S um Exportjets aus dem Baulos für Ägypten handeln, das Kairo erst bestellt, auf Druck der USA aber wieder storniert hatte, und das – gemäß anderer Gerüchte – nun eigentlich dem Iran zukommen sollte. Algerien habe 14 Su-35S bestellt, besagt ein anderes Gerücht. Und ein drittes mutmaßt, die Nordafrikaner hätten sich die "Super Flanker" zugelegt, um die zeitliche Lücke bis zum Eintreffen der ersten Su-57E zu schließen, die Algiers laut einer Meldung aus dem Staatsfernsehen bald erwartet.
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Pixelmatsch-Suchoi
Gemeinsam ist all diesen Meldungen rund um das eingangs erwähnte Handyvideo vor allem eines: sie lassen sich – zumindest bis jetzt – nicht final und zweifelsfrei belegen. Das pixelige Filmchen zeigt zwar die Silhouette einer Su-35S am Himmel, mit genügend Fantasie lässt sich auch eine Camouflage-Lackierung auf das Flugzeug interpretieren, die jener der "ägyptischen" Su-35SE ähnelt. Aber ohne weiteren Kontext, ohne offizielle Informationen aus Algerien oder Russland, bleiben bei seriöser Betrachtung zu viele Fragen offen, um eine "Super Flanker"-Lieferung an Algerien als bewiesen zu erachten. Theoretisch könnte sich gar jemand einen Scherz erlaubt und mithilfe künstlicher Intelligenz der Wahrnehmung einen Streich gespielt haben.
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Algerien und die Su-35S
Das scheint zwar eher unwahrscheinlich – aber dass Algerien tatsächlich Su-35S einkauft, galt vielen Analysten bis vor Kurzem auch nicht als viel wahrscheinlicher. Entsprechende Informationen über eine Order sickerten erstmals 2019 durch, allerdings gewann in der Berichterstattung spätestens 2022 die Ansicht die Oberhand, die Algerier hätten von einem "Super Flanker"-Deal wieder Abstand genommen – weil sie zu den bereits im Dienst stehenden Su-30MKA keine solch signifikante Verbesserung erwarten, die einen Kauf rechtfertigten und weil Algeriens Luftwaffe mit dem Klarstand der Suchoi-Doppelsitzer nicht die allerbesten Erfahrungen gesammelt habe.
Natürlich ist es durchaus möglich, dass diese Spekulationen ihrerseits sämtlich falsch waren und Algerien tatsächlich einen Kaufvertrag über 14 (mutmaßlich) für Ägypten bestimmte Su-35S abgeschlossen hat, deren erste Ergebnisse jetzt auf dem Handyvideo aus Oum Bouaghi zu sehen sind. Bis besser aufgelöste Bilder algerischer Super-Flanker – oder gar Informationen von offizieller Stelle – vorliegen, steht der endgültige Beweis über deren Existenz aber noch aus.
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