Nach AWACS-Abschüssen: Russland will neue A-50 bauen

Nach Verlusten des wichtigen Frühwarnflugzeugs
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Russland will A-50 Mainstay wieder neu produzieren

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Nach den vermeintlichen Abschüssen plant Russland den Neustart der Produktion seines strategisch wichtigen Frühwarnflugzeugs. Angeblich will man damit auch die Nachfrage nach der A-50 Mainstay auf dem Export-Markt reagieren.

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Die russische Luftfahrtindustrie plant offenbar, die Produktion der A-50 wieder aufzunehmen. "Natürlich wird dieses Flugzeug gebraucht. Natürlich werden wir es herstellen. Nicht nur unsere Armee braucht es, sondern es lässt sich auch sehr gut exportieren", sagte Sergei Tschemesow, Geschäftsführer der staatlichen Rüstungsholding Rostec, am Rande der Jahresansprache des russischen Präsidenten vor der Föderalversammlung, die am 29. Februar im Gostiny Dvor stattfand.

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Die Produktion der A-50 begann ursprünglich in den 80er Jahren.

Fliegendes Kontrollzentrum


Das von Beriew auf der Basis der Iljuschin Il-76 entwickelte Frühwarnflugzeug gilt als eines der wertvollsten Muster der russischen Luftstreitkräfte. Die A-50 dient zum Aufspüren, Verfolgen und Identifizieren von Luft-, Boden- und Überwasserzielen. Als fliegendes Kontrollzentrum weist sie den eigenen Kräften entsprechende Ziele zu, und ist daher auch wichtig für den Einsatz von Marschflugkörpern. Die Serienfertigung begann im Jahr 1984. Einige Exemplare durchliefen ein Modernisierungsprogramm und tragen nun die Bezeichnung A-50U.

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Berijew A-50 - Abschuss oder nicht? Was geschah mit Russlands fliegendem Auge?

Nur wenige Jets einsatzbereit

Die fliegenden Kommandozentralen sind beim 4. Zentrum für Luftfahrtpersonalausbildung und Truppenerprobung in Iwanowo, rund 250 Kilometer nordöstlich von Moskau, stationiert. Laut russischen Angaben verfügten die Luftstreitkräfte mit Stand vom 1. Januar 2024 über insgesamt 15 A-50M und A-50U im Bestand. Schätzungen des britischen Verteidigungsministeriums zufolge waren davon aber nur sechs Maschinen einsatzbereit. Laut einem russischen Nachrichtenportal aus Iwanowo verfügt die Einheit dagegen über 13 A-50 und acht A-50U, wobei mehrere abgestellte Flugzeuge nicht mitgezählt seien. Aufgrund der geringen Zahlen schmerzt jeder Verlust besonders stark.

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Wie viele A-50 derzeit wirklich einsatzbereit sind, ist unklar. Viele dürften es jedoch nicht sein.

Zwei Maschinen abgeschossen?

Am 14. Januar 2024 gab die Ukraine den Abschuss einer A-50U über dem Asowschen Meer bekannt, der zumindest inoffiziell von russischen Quellen bestätigt wurde. Nur rund einen Monat später haben die ukrainischen Streitkräfte laut eigenen Angaben eine zweite Mainstay vom Himmel geholt. Auch dafür gibt es keine offizielle Bestätigung. Die A-50U soll über russischem Gebiet zwischen Rostow am Don und Krasnodar abgestürzt sein. In den sozialen Medien kursieren Videos, die den angeblichen Abschuss und Trümmer am Boden zeigen. Das Nachrichtenportal aus Iwanowo, der Heimat der A-50-Einheit, berichtet über den Absturz von zwei Flugzeugen in der Nähe des Bauernhofs Trudowaja Armenia am 23. Februar 2024.

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Upgrade der verbliebenen A-50

Die Wiederaufnahme der Produktion der A-50 sei gemäß Tschemesow notwendig, da sie für die Streitkräfte der Russischen Föderation unverzichtbar sei und ein hohes Exportpotenzial habe. Die Ankündigung könnte indirekt als Beleg für den Verlust der zwei Mainstays gesehen werden, und der Hinweis auf mögliche Verkäufe ins Ausland lässt sich durchaus als Vorwand für die Ersatzmaschinen interpretieren. Konkrete Interessenten wurden nicht genannt. Gleichzeitig soll die Umrüstung der verbliebenen Exemplare auf den A-50U-Standard mit dem Schmel-M-Radarsystem "in naher Zukunft" abgeschlossen werden. Die Arbeiten werden vom Vega-Konzern (Teil der Roselektronika-Holding von Rostec) zusammen mit Beriew durchgeführt.

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Berijew A-100 Russlands neues fliegendes Auge knipst sein Radar an

Zahlreiche Herausforderungen


Über den Zeitrahmen oder andere Details der Neuproduktion gab Tschemesow keine Auskunft. Wie realistisch die Pläne sind, muss sich erst zeigen. Angeblich hatte die heimische Industrie schon vor dem Krieg Probleme, weitere A-50 auf den verbesserten Standard zu bringen, geschweige denn, neue Flugzeuge zu bauen. Außerdem enthalten die Systeme wohl einige Komponenten und Prozessoren von westlichen Firmen, die nun entsprechend nachgebaut und integriert werden müssen. Eigentlich sollte die A-50U ja von der A-100 auf Basis der neuen Iljuschin Il-76MD-90A ersetzt werden. Das Muster befindet sich nach wie vor in der Erprobung. Ob es wie angekündigt noch in diesem Jahr seine Einsatzreife erlangt, ist ungewiss. Sergei Tschemesow erwähnte die A-100 jedenfalls nicht.

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