Die russische Luftwaffe rüstet ihre Su-34-Jagdbomber mit einer neuen, drei Tonnen schweren Gleitbombe aus. Das Ungetüm namens FAB-3000 stammt eigentlich aus der Sowjetunion – erlebt dank aufmontiertem Lenkbomben-Kit aber eine schlagkräftige Renaissance.
Als einfache Freifallbombe hat die FAB-3000 M54 aus der UdSSR eine viele Jahrzehnte währende Karriere hinter sich. Schon in den 1950er-Jahren fanden sich Versionen der knapp 3.000 Kilogramm schweren Waffe im Arsenal der ersten sowjetischen Jet-Bomber. Zuletzt war die Tupolew Tu-22M3 der einzige Bomber der russischen Luftwaffe, der standardmäßig für die FAB-3000 ausgelegt war. An den Waffenstationen des Schwenkflüglers finden bei Bedarf bis zu drei FAB-3000 M54 Platz.
Die FAB-3000 ist eine typische Freifallbombe mit klobigem Design. Mithilfe eines Rüstsatzes wird sie zur lenkbaren Gleitbombe.
Alte Waffe, neues System
Seit Kurzem aber ist die uralte, klobige Bombe wieder in aller Munde – und wird in Russland sogar wieder neu gebaut. Allerdings hat sich ihre Charakteristik komplett verändert: Ein aufmontierter Rüstsatz mit Klappflügeln, V-Leitwerk und Trägheitsnavigation macht die "dumme" FAB-3000 zu einer steuerbaren Präzisionswaffe, die mutmaßlich 50 bis 60 Kilometer weit fliegen kann und selbständig ins Ziel findet.
Schon im März tauchten erste Meldungen auf, dass Russland im Ukraine-Krieg FAB-3000 einsetzt, die mit dem UMPK genannten "Gleit- und Korrekturmodul" bestückt wurden. Nicht bekannt war allerdings, dass auch der Frontbomber Suchoi Su-34 für den Abwurf der "Monster-Gleitbombe" – ihres Zeichens die derzeit schwerste ihrer Art weltweit – infrage kommt.
Social Media Inhalt
Su-34 wirft FAB-3000 ab
Den Beleg dafür hat das russische Verteidigungsministerium kürzlich erbracht – in Form eines veröffentlichten Videos. Dort ist zu sehen, wie eine mit UMPK-Rüstsatz bestückte FAB-3000 unter dem Rumpf einer Su-34 angebracht und später von ebendieser Su-34 abgeworfen wird. Die Bombe hängt dabei mit dem UMPK-Satz nach unten am zentralen Waffenträger der Su-34, klappt kurz nach dem Ausklinken die Flügel aus, dreht sich anschließend 180 Grad um die Längsachse und geht dann in den stabilen Gleitflug Richtung Ziel über.
Zur Erklärung des Videos schreibt das Verteidigungsministerium: "Die Besatzung eines Su-34-Jagdbombers hat einen temporären Stationierungspunkt der Streitkräfte der Ukraine im Verantwortungsbereich des Regiments Sewer mit einer Fliegerbombe vom Typ FAB-3000 angegriffen." In der Tat zeigt das gut eine Minute lange Filmchen auch die Detonation einer Bombe am Boden. Ob es sich dabei wirklich um den Einschlag der FAB-3000 M54 in besagtem Ziel handelt, ist jedoch unklar. Möglicherweise wurde das Video aus mehreren unterschiedlichen Sequenzen zusammengeschnitten, wie auch der Militäranalyst Guy Plopsky auf X anmerkte.
Social Media Inhalt
Russische Gleitbomben
Die russische Luftwaffe setzt in der Ukraine seit geraumer Zeit UMPK-Gleitbomben im großen Stil ein – westlichen Analysten zufolge rund 3.500 Stück pro Monat. Die dafür notwendigen Rüstsätze sind günstig in der Herstellung und steigern die Wirkmächtigkeit der vormaligen Freifallbomben enorm, zumal die russischen Angreifer dadurch nicht direkt bis übers Ziel fliegen müssen und teils gar aus dem eigenen Luftraum heraus operieren können. Üblicherweise kommen jedoch kleinere Gleitbomben zwischen 500 und 1.500 Kilogramm Eigengewicht zum Zuge. Diese finden sich standardmäßig auch im Arsenal der Su-34, deren maximale Waffenlast 8.200 Kilogramm beträgt. Die FAB-3000 M54 dürfte zusammen mit UMPK-Gleitbombensatz rund 3.200 Kilogramm auf die Waage bringen. Etwa 1.400 Kilogramm davon entfallen auf die Sprengladung.
Aus Russland ist zu hören, dass die Zielgenauigkeit der monströsen FAB-3000 im Vergleich zu den kleineren Gleitbomben allerdings eher dürftig ist. Der staatliche Rüstungskonzern Rostec arbeitet demnach aber an einem weiterentwickelten UMPK-Satz, der dem angeblich entgegenwirken soll.
Tödlicher Tausendsassa
Die Su-34 entwickelt sich derweil zunehmend zum Jagdbomber-"Tausendsassa" der russischen Luftwaffe. So schrieb die Nachrichtenagentuer Tass bereits im September 2023 unter Berufung auf offizielle Quellen, dass das Flanker-Derivat mit dem markanten Entenschnabel im Ukraine-Krieg auch bereits die Hyperschallrakete Kinschal abgefeuert habe. Diese Waffe, deren Gesamtgewicht auf rund vier Tonnen geschätzt wird, war zuvor der speziell für diesen Zweck modifizierten Mikojan-Gurewitsch MiG-31K vorbehalten gewesen.
Dieser Artikel kann Links zu Anbietern enthalten, von denen FLUG REVUE eine Provision erhalten kann (sog. „Affiliate-Links“). Weiterführende Informationen hier.