Die drei letzten deutschen Transall fliegen nach Australien

Von Holstein nach „Down Under“
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Die drei letzten Transall fliegen nach Australien

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Die Ära der legendären Transall C-160 ist bei der Luftwaffe seit über einem Jahr beendet. In der letzten Zeit jedoch war das vertraute Brummen der alten Transporter wieder vermehrt am Himmel über Hohn zu hören. Jetzt ist auch klar, warum.

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Es war ein Abschied unter Tränen. Und das nicht nur, weil der Himmel weinte. Am 23. September 2021 schickte die Luftwaffe auf dem Fliegerhorst Hohn in Schleswig-Holstein die legendäre Transall C-160 in den Ruhestand – nach 53 Jahren Dienst. Sechs flugfähige Exemplare waren zu diesem Zeitpunkt noch beim ortsansässigen Lufttransportgeschwader 63 im Einsatz. Die zur Verabschiedung in Sonderlack getünchte "Retro-Brummel" landete kurz darauf in Roth bei Nürnberg, wo sie seither als Ausstellungsstück die neue Offizierschule der Luftwaffe schmückt. Eine andere Transall, die 50+79, wird in Zweibrücken gerade zum Ferienhaus umgebaut. Projektname: "Trallotel". Das Geschwader selbst wurde zum Jahresende 2021 aufgelöst.

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Transall-Abschied in Hohn Mach's gut, Legende!

Niemals geht man so ganz

Die Geschichte der Transall in Deutschland ging damit für die Öffentlichkeit nach über fünf Jahrzehnten zu Ende. Doch hinter den Kulissen arbeitete man in Hohn seit geraumer Zeit an einem finalen Zusatzkapitel. In den Wartungshallen des Fliegerhorsts wurden die drei letzten verbliebenen, flugfähigen C-160 auf eine neue große Aufgabe vorbereitet: Die Firma Wieland Aviation aus New South Wales in Australien hatte die "Tralls" von der Luftwaffe gekauft, ließ sie vor Ort demilitarisieren und technisch auf Vordermann bringen. Das Ziel: Sie sollen in "Down Under" künftig als Löschflugzeuge operieren und Buschbrände bekämpfen.

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Auf zu neuen Ufern: die einstige deutsche Transall 50+88 löscht künftig als VH-RFW Buschbrände in Australien.

Australische Kennzeichen

Bereits im September war das Trio im australischen Luftfahrtregister aufgetaucht. Die einstige 50+88 (Seriennummer D.125) trägt jetzt das Kennzeichen VH-RFW, die Schwestermaschine 50+83 (D.120) erhielt die Kennung VH-RPR und aus der ehemaligen 50+55 (D.77) wurde die VH-TIT. Am 23. November war dann in Hohn tatsächlich zum ersten Mal wieder das unverkennbare Brummen der Rolls-Royce-Tyne-Turboprops einer Transall zu hören – gefolgt von einer nicht bekannten Zahl von Testflügen in der Region.

Der örtlichen Lokalpresse ist zu entnehmen, dass im selben Zeitraum eine Delegation von Wieland Aviation auf dem Fliegerhorst Hohn weilte und die symbolische Übernahme der drei C-160 feierte. Am heutigen Freitag verließen die letzten "Tralls" der Luftwaffe dann endgültig ihre langjährige Heimat Hohn. Allzu weit kamen sie allerdings nicht: Dem Vernehmen nach sollen sie vorerst in Kiel zwischengeparkt werden, bevor schließlich im Frühjahr 2023 die große Überführung ans andere Ende der Welt ansteht.

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Noch gut in Schuss

Bei der Luftwaffe sammelte die Transall-Flotte über all die Jahre mehr als 400.000 Flugstunden. Die letzte von insgesamt 214 gebauten C-160 verließ bereits 1985 die Werkshallen. Dennoch soll die Substanz der drei von Wieland Aviation aufgekauften Flugzeuge noch locker für zehn bis 20 Jahre Dienstzeit gut sein, wie es heißt. Zudem dürfte ein umfangreiches Paket an Ersatzteilen ebenfalls zum Deal dazugehören. So steht einer weiteren, mehrjährigen Nutzung der fliegenden Legende in "Down Under" vermutlich nichts im Wege – und die lange Geschichte der Transall wird um ein weiteres Kapitel reicher werden.

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