Eine Lockheed Martin F-35B schwebt zur senkrechten Landung auf der Naval Air Station Joint Reserve Base in Fort Worth ein. Ein Zaungast hält die Landung auf Video fest. Zunächst scheint alles normal zu laufen. Doch dann macht der Stealth-Jet sich plötzlich selbständig.
Lockheed Martin hätte sich derlei Schlagzeilen wohl gerne erspart – erst recht am heutigen Jahrestag des Erstfluges einer F-35, der am 15. Dezember 2006 stattfand. Der Flug damals verlief erfolgreich, der heutige Testflug einer brandneuen F-35B in Texas dagegen weniger. Denn die abschließende Schwebelandung auf dem Fliegerhorst Fort Worth, wo Lockheed Martin die F-35 endmontiert, ging gründlich daneben. Nun liegt der Stealth-Fighter mit abgerissenem Bugrad und ohne Cockpithaube abseits der Runway im Gras, der Martin-Baker-Schleudersitz des Jets findet sich einige Meter von der havarierten F-35B entfernt. Da er sein Flugzeug offensichtlich nicht mehr im Griff hatte, entschied der Pilot sich zum Ausschuss. Mit Erfolg: er überlebte. Jüngsten Informationen zufolge soll er wohlauf sein.
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"He just crashed – oh shit!"
Ein Zuschauer filmte den missglückten Landeversuch der F-35B von außerhalb des Flughafenzauns. Das Video, das kurz nach dem Unglück seine Runde durch die sozialen Medien machte, zeigt, wie der Stealth-Fighter sich im Schwebeflug und mit ausgefahrenem Fahrwerk dem Asphalt nähert. Er berührt den Boden kurz mit allen drei Rädern, prallt jedoch vom Boden ab – eine "Känguru-Landung", wie es im Pilotenjargon heißt. Dann nimmt das Unheil seinen Lauf: Die F-35B kippt nach vorn und drückt sich mit der Nase auf den Asphalt, das Bugfahrwerk bricht ab. Der Jet verschwindet kurz in einer weißen Rauchwolke, kippt nach rechts und dreht sich um 180 Grad. Die rechte Tragfläche schleift über den Boden, die Nase pflügt durchs Gras. Das Triebwerk – noch immer in Hover-Stellung – läuft die ganze Zeit weiter. Schließlich kippt die Maschine wieder in Normallage zurück – und Sekundenbruchteile später schießt sich der Pilot aus dem Cockpit. Am Fallschirm hängend, geht er in sicherer Entfernung zu Boden. Sein Flugzeug bleibt schließlich regungslos auf der Nase liegen. Der treffende Kommentar des Amateurfilmers zu dem Schlamassel vor seinen Augen: "He just crashed – oh shit!"
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Komplexes Zusammenspiel: Die F-35B besitzt eine schwenkbare Düse am Heck und das exklusiv entwickelte Rolls-Royce-Lift-System - bestehend aus einem zweistufigen Mantelpropeller hinter dem Cockpit, der über eine Getriebewelle mit dem Haupttriebwerk verbunden ist, sowie zwei Ausgleichsdüsen in den Tragflächen.
Untersuchung läuft
Lokalen Medien zufolge ereignete sich der Zwischenfall am Freitagvormittag, etwa um 10:15 Uhr Ortszeit. Das Flugzeug habe beim Landen "eine Art Fehlfunktion" erlitten, heißt es. Lockheed Martin kommentierte in einer ersten Stellungnahme, man sei über den Crash der F-35B in Fort Worth informiert und zeigte sich erleichtert, dass der Pilot "sicher ausgestiegen" sei. Über technische Einzelheiten könne man noch keine Angaben machen. "Sicherheit ist unsere Priorität, und wir werden das entsprechende Untersuchungsprotokoll befolgen", so der US-Rüstungsriese weiter. Gemäß Herstellerangaben handelte es sich bei der verunfallten F-35B um ein noch nicht ausgeliefertes Exemplar, das sich noch im Besitz von Lockheed Martin befand. Der Testpilot an Bord war nach Angaben eines Pentagon-Sprechers jedoch "Angestellter der US-Regierung".
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