Tiefflug-Action in Griechenlands Bergen: Phantom, Tornado, Mirage auf dem Peloponnes

Tiefflug-Action auf dem Peloponnes
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Auge in Auge mit Tornado, Mirage und Phantom

© Patrick Zwerger 24 Bilder

Beschaulich und ruhig geht es im Hinterland auf der griechischen Halbinsel Peloponnes zu – normalerweise. Manchmal donnern dort aber auch Kampfjets zwischen den felsigen Berghängen hindurch – zum Teil so tief, dass selbst die Ameisen am Boden die Köpfe einziehen.

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Whooosh. Whooosh. Whoooooooosh! Alter Falter, was war das denn? Haben uns da eben wirklich drei französische Mirage in gefühlt zwei Armlängen Abstand beim Vorbeiflug auf Nasenspitzenhöhe fast vom Fels gepustet? "Es waren nicht drei, es waren vier", lacht ein Kollege neben mir, der die Lage wohl besser überblickt hat – aber genauso beeindruckt ist wie ich. "Vier? Wirklich?", entgegne ich ungläubig. Tatsächlich habe ich nur drei gesehen, die vierte ist mir irgendwie durchgerutscht. Meinem Verstand ging das gerade wohl etwas zu schnell – und meiner Kamera auch: Mit wachsender Ernüchterung blicke ich auf den Bildschirm, sichte meine Aufnahmen. Unscharf. Unscharf. Nase fehlt. Heck abgeschnitten. Puh! Ernsthaft jetzt?

Immerhin: Nach dem ersten Frust finde ich doch noch ein paar Bilder auf der Speicherkarte, mit denen man was anfangen kann. Und kann mich einigermaßen besänftigt in die Mittagssonne setzen, um auf die nächsten Jets zu warten. Das rasante Rendezvous mit den Mirage 2000 der Armée de l'Air lässt sich dabei in Ruhe verarbeiten: Bis in den Nachmittag hinein passiert erst einmal gar nichts mehr, hier in der Vouraikos-Schlucht zwischen Diakopto und Kalavryta auf dem Peloponnes in Griechenland, am ersten Tag meines ersten Besuchs.

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Wandern, Wein, tieffliegende Fighter

Aber – warum bin ich überhaupt hier? Und was machen die ganzen anderen Verrückten um mich herum? Ganz einfach: Die Vouraikos-Schlucht, durch die sich tief unten der gleichnamige Fluss windet, bevor er sich bei Diakopto in den Golf von Korinth ergießt, ist nicht nur ein idyllisches Wander- und Weinbaugebiet, sondern auch eine von mehreren ausgewiesenen Tiefflugregionen, in denen sich Kampfjets der griechischen Luftwaffe regelmäßig zum Üben tummeln. Vor allem die F-16 der 335 und 336 Mira vom Fliegerhorst Araxos trifft man hier an, von Zeit zu Zeit kann man mit etwas Glück auch ein paar griechische F-4E Phantom II aus Andravida in freier Wildbahn bestaunen. Griechenland gehört zu den letzten Nutzern dieses legendären "Eisenschweins", das ansonsten nur noch in der Türkei sowie im Iran seinen Dienst verrichtet.

Auf die Phantoms hoffen die meisten Fotografen, die heute auf den Fels über der Schlucht geklettert sind, natürlich ganz besonders. Da in Andravida aber auch die jährliche Militärübung Iniochos gerade im Gang ist, bei der sich einige sehr illustre Gäste aus dem Ausland eingefunden haben, gilt die Hoffnung ebenso sehr den Mustern aus dem Ausland – Tornado aus Italien, Su-30MKI aus Indien, und was sonst 2025 noch auf der Liste der Iniochos-Teilnehmer steht. Wie die französischen Mirage 2000D, die uns bereits den Tag versüßt und mir zugleich gezeigt haben, dass man Fotos von tieffliegenden Kampfjets nicht mal eben aus der Hüfte schießt.

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Jede Menge Flugbetrieb

Die "Kundschaft", die uns bei meinem Besuch im Canyon noch vor die Linse fliegt, kann sich nach zwei Tagen Aufenthalt mehr als sehen lassen. Die Tornados vom italienischen Fliegerhorst Ghedi geben sich – als ausgewiesene Tiefflug-Spezialisten – ebenso spektakulär die Ehre, wie die F/A-18C aus Spanien, abermals die Franzosen, polnische F-16, PC-9 aus Slowenien und griechische Mirage 2000 – letztere als Ein- sowie als Doppelsitzer. Sogar die Inder trauen sich mit ihren wuchtigen Su-30MKI zumindest in Sichtweite zur Schlucht, überfliegen das Gebiet aber doch mit gebührendem – und für die gespannt wartende Spottermeute recht enttäuschendem – Höhenabstand. Dafür rauschen am zweiten Tag tatsächlich noch zwei Phantoms zu unseren Füßen durchs Unterholz – Minuten, bevor der einsetzende Regen den Flugbetrieb für den Rest des Tages verunmöglicht. Auch die Ausschussquote bei meinen Fotos reduziert sich, die Lernkurve ist erkennbar. Wunderbar! Ein beruhigendes Fazit. Damit ist der Trip in die Berge endgültig gerettet.

© Patrick Zwerger

Objekt der Begierde für viele Luftfahrtfans: Griechische F-4E Phantom II (f)liegt den Fotografen zu Füßen.

Warten im Regen

Eine ganze Weile harre ich mit einigen anderen trotzdem noch vor Ort aus, lasse die Tropfen auf mich niederprasseln, mit der kleinen, aber allmählich dahinsiechenden Hoffnung, noch ein bisschen mehr Betrieb zu sehen. Aber heute geht nichts mehr. Irgendwann gegen 16 Uhr spricht sich herum, der Flugplatz in Andravida sei wegen des Regenwetters jetzt geschlossen. Da packe schließlich auch ich zusammen und stapfe davon. Ab ins trockene Mietauto, raus aus den Bergen – mit einem dicken Grinsen auf den Lippen und dem sicheren Gefühl, dass das heute nicht mein letzter Besuch war, in der Vouraikos-Schlucht auf dem Peloponnes.

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