Es handelt sich um die letzten Exemplare von einst sechzehn RF-4E, die vor der Islamischen Revolution 1979 an die Kaiserlich Iranische Luftwaffe(IIAF) geliefert wurden. Sie wurden von der 11. taktischen Aufklärungsstaffel in Mehrabad (bei Teheran) bis 1988 betrieben und waren die Augen der iranischen Streitkräfte, die vor der Islamischen Revolution alle strategischen Militär- und Industriestandorte im Irak, in Afghanistan und Südjemen fotografierten.

Die 2-6504 ist eine der ersten vier RF-4E, welche die IIAF im Jahr 1971 erhielt. Sie fliegt bis heute.
Die ersten Phantoms der IIAF
Die ersten vier RF-4E der IIAF wurden 1971 ausgeliefert, die restlichen zwölf in den Jahren 1976 und 1977. Für die erste Gruppe von vier Flugzeugen schickte die IIAF fünf F-4E-Piloten und fünf Waffensystem-Offiziere in die USA auf die Shaw AFB, wo sie eine Übergangsausbildung auf den RF-4C der USAF absolvierten. Einer der Piloten war der (damalige) Oberleutnant Amir-Hasan Bidgoli-Raad, ein F-4E-Pilot der 302nd Tactical Fighter Squadron der IIAF mit 900 Flugstunden auf diesem Typ (in jenem Jahr). Nach bestandener Ausbildung wurde Bidgoli-Raad einer der besten RF-4E-Piloten des Iran. Er wurde zunächst Ausbilder und dann Testpilot auf der Phantom. Später wurde er zum Kommandeur der Wartungsstaffel der 1st Tactical Fighter Base der IIAF ernannt.
Bidgoli-Raad absolvierte zwischen 1971 und 1979 mehr als 3500 Flugstunden mit RF-4Es, in denen er spezielle Aufklärungsmissionen über dem Irak, Jemen und Oman sowie Hunderte von Trainingseinsätzen und Testflügen durchführte. Nach der Revolution gehörte er zu den Luftwaffenoffizieren, die verhaftet, inhaftiert und dann aus der Luftwaffe entlassen wurden. Mit Beginn des Irak-Iran-Krieges am 22. September 1980 kehrte er, wie viele andere bereits entlassene Piloten, in die Luftwaffe zurück und setzte seine Karriere fort, in deren Verlauf er in sechs Monaten 47 Aufklärungsflüge über dem Irak durchführte. Er blieb Kommandeur des Wartungszentrums der 1st TFB und aktiver RF-4E-Pilot der 11th TRS, bis er 1982 erneut verhaftet und aus dem Dienst entlassen wurde.

Amir-Hasan Bidgoli lebt heute im Exil in Frankreich.
Die Geschichte der Phantoms
1969 begann die IIAF auch mit dem Einsatz von zwei mit Schrägsichtkameras ausgestatteten "Long Range Oblique Photography (LOROP)"-Gondeln an zwei ihrer 32 McDonnell Douglas F-4D Phantom II-Kampfjets, bis die IIAF 1971 ihre ersten vier RF-4E erhielt, die ab 1972 für taktische Aufklärungseinsätze verwendet wurden. Vor der Auslieferung der iranischen RF-4E hatte die IIAF zwei RF-4C von der USAF geleast, die von der Luftwaffe sechs Monate lang in iranischer Farbgebung und Markierung betrieben wurden, bis alle RF-4E geliefert waren.
Oberst a. D. Amir-Hasan Bidgoli-Raad erläuterte die Ausbildung der ersten Gruppe von IIAF-Piloten:
"Ich war Oberleutnant und hatte gerade die Ausbildung auf F-4E abgeschlossen, als der Iran modernere RF-4E beschaffte. Im Frühjahr 1971 wurde ich zusammen mit Hauptmann Mahmoud Qeidian, Darisuh Jalali, Hasan Shalchian und Bijan Mansouri nach Shaw AFB, South Carolina, geschickt, um die Ausbildung auf dem vorderen Sitz der RF-4Cs zu absolvieren. Am Ende unserer Ausbildung hatten wir auch 30 Flugstunden auf unseren eigenen RF-4Es in den USA. Nach sechs Monaten Ausbildung traten wir in die 11th TRS ein, die nun unter dem Kommando von Major Qeidian stand (der 1971 befördert wurde). Nach zwei Jahren Dienst in der Staffel wurde ich Fluglehrer auf RF-4E und F-4E. Ich bildete also sowohl F-4E- als auch RF-4E-Flugschüler in der 11th TRS und 11th CCTS (Combat Crew Training Squadron) aus. 1975wurde ich, während ich mich als Pilot auf dem Laufenden hielt, Leiter der Qualitätskontrolle der Wartungsstaffel der 1st TFB in Mehrabad. Dann wurde ich 1976 in die USA geschickt, um an der Squadron Officer School (SOS) der USAF in Lowry Air Force Base, Denver, eine Ausbildung zum Geschwaderkommandeur zu absolvieren und anschließend eine ergänzende Ausbildung in Shaw AFB zu machen, bevor ich Kommandeur des Wartungsgeschwaders der 1. wurde. Zu der Zeit, als ich das Kommando hatte, hielt das 2000 Mann starke Geschwader über 90 Prozent der F-4D/E, RF-4E und RF-5A des Luftwaffenstützpunkts (über 70 Flugzeuge) einsatzbereit. Manchmal führte ich selbst drei Testflüge mit F-4D/Es und RF-4Es pro Tag durch."

Hier zu sehen zwei RF-4E der 11th TRS im Jahr 1980 aufgenommen mit der KS-87B-Luftbildkamera einer weiteren RF-4E.
Im Fronteinsatz
Nach dem Beginn der RF-4-Einsätze in der IIAF wurde die 101st TRS in 11th TRS umbenannt. Sie hatte nun zwei Einheiten innerhalb einer Staffel – eine mit RF-5As und eine andere nur für RF-4Es. Es dauerte nicht lange, bis die IIAF die Überlegenheit der RF-4Es gegenüber den RF-5As erkannte, woraufhin 1972 zwölf weitere Exemplare bestellt wurden, die 1976 und 1977 im Rahmen des "Peace Roll III"-Programms für ausländische Militärverkäufe ausgeliefert wurden. 1972 bat Omans Sultan Qaboos den Iran um eine militärische Intervention zur Niederschlagung der von der Sowjetunion unterstützten Dhofar-Rebellen, die sich Volksfront zur Befreiung Omans nannten. Ein Jahr später begannen die Bodentruppen der Kaiserlich Iranischen Armee, die Heeresflieger und die Marine, unterstützt von der Luftwaffe, ihre Einsätze gegen die Rebellen in Oman und auch im Südjemen. Die 11th TRS war mit ihren RF-4E von Anfang an an den taktischen Aufklärungsmissionen zur Erkennung der feindlichen Stellungen im Oman beteiligt. Die Einsätze der RF-4E bestanden hauptsächlich aus taktischer Aufklärung und Schadensbewertung.
Gegen Ende des Krieges rüstete die UdSSR die Rebellen mit tragbaren SA-7-Luftabwehrsystemen (MANPADS) aus, was am 24. November 1976 zum Abschuss einer RF-4E der IIAF mit der Seriennummer 2-6506 führte. Der Pilot des Flugzeugs, Major Dariush Jalali, überlebte nach dem Ausschuss mit dem Schleudersitz, wurde von den Rebellen gefangen genommen und 27 Tage lang festgehalten, während der WSO im hinteren Cockpit, Oberleutnant Yaghoub Youseffi, nach dem Ausschuss sein Leben verlor.
Weitere Auslieferungen
Die 1972 bestellten RF-4E wurden 1976 und 1977 an die IIAF ausgeliefert. Amir-Hasan Bidgoli-Raad wurde als Testpilot in die USA geschickt, um die Bestellung für die IIAF zu überwachen. Er flog mit den mit UPD-4-Seitensichtradar ausgestatteten RF-4C und sah die Ergebnisse der mit diesen Sensoren erfassten Bilder. Die Qualität war nicht überragend, doch die Bestellung ließ sich nicht mehr ändern. Auf Wunsch des Irans wurde die zweite Charge der RF-4E mit nicht standardisierten, aber verbesserten Systemen ausgestattet. Dabei handelte es sich um General Electric J79-GE-17C-Turbotriebwerke mit geringem Rauchausstoß, ein neues Trägheitsnavigationssystem (INS), einen Digitalcomputer, ein taktisches Luftnavigationssystem (TACAN), einen Signaldatenkonverter, einen Störungsschutz, ein UKW-Funkgerät, ein vorwärts gerichtetes Radar, einen Luftdatenrechner, ein Datenanzeigeset, einen Headset-Mikrofonadapter, ein IFF, einen Radarhöhenmesser, einen Mittelwellen-Navigationsempfänger (ADF) und ein Radarwarngerät (AN/ALR-46).

Die 2-6505, die erste RF-4E der Peace Roll-III, am 30. Juli 1976 in der McDonnell Douglas-Fabrik in Saint Louis, während des Besuchs einer ersten Gruppe von Kamera- und Bildexperten der 11. TRS des Iran, die einen Ausbildungskurs absolviert haben.
Geplatzte Bestellung
Im Jahr 1977 plante die IIAF die Aufstellung einer zweiten taktischen Aufklärungsstaffel, der 12. TRS, mit 16 weiteren RF-4E, die in zwei Losen von fünf bzw. elf Stück unter den Programmnamen "Peace Roll V" und "Peace Roll VI" im selben Jahr beziehungsweise 1978 bestellt wurden. Später, am 3. Februar 1979, stornierte der iranische Premierminister Schapur Bachtiar die Bestellung. Wenige Tage vor der Verschlechterung der Beziehungen zwischen dem Iran und den USA infolge der Geiselnahme in der US-Botschaft hatte das neue islamische Regime des Iran am 3. Oktober 1979 die Wiederaufnahme des Auftrags für mindestens fünf RF-4E beantragt. Die Geiselnahme in der US-Botschaft führte jedoch zur Annullierung der Bestellung. Nach der Islamischen Revolution 1979 wurde die IIAF in IRIAF umbenannt. Wie andere Geschwader der Luftwaffe blieb auch die 11. TRS monatelang inaktiv. Als sie im Frühjahr 1979 reaktiviert wurde, litt sie unter Personalmangel, insbesondere Piloten und WSOs waren Mangelware. Wenige Monate vor Beginn des Irak-Iran-Krieges und bis zu dessen Ende spielten die RF-4E der 11. TRS eine wichtige Rolle bei der Sammlung fotografischer Aufklärungsdaten über strategische militärische und industrielle Anlagen des Irak.