E-2D Hawkeye wird das neue USAF-Frühwarnflugzeug
Eigentlich sollte die E-7 auf Basis der Boeing 737 das neue Frühwarnflugzeug der US Air Force werden. Doch die neue US-Regierung will stattdessen die trägergestützte E-2D Hawkeye als Nachfolger der E-3 Sentry einsetzen.
Im Jahr 2023 hatte die US Air Force angekündigt, die Boeing E-7 als neues Frühwarnflugzeug zu beschaffen. Das im Wedgetail-Programm aus der 737 entstandene Muster hat sich bereits im Einsatz bei den Luftstreitkräften Australiens, Südkorea und der Türkei bewährt. Die aktuell von der USAF genutzten E-3 Sentry stammen ursprünglich aus den 70er und 80er Jahren und benötigen dringend Ersatz. Daher sollten bis zu 26 Exemplare der E-7 Teile der alten Flotte ersetzen, bis in Zukunft mit Radaren ausgerüstete Satelliten weitere Aufgaben in dieser Richtung übernehmen können. Das Pentagon hatte bereits zwei Maschinen bei Boeing bestellt, die schon dem späteren Produktionsstandard entsprachen.
Damals war die USAF nach eigenen Angaben zum Schluss gekommen, dass die E-7 die einzige Plattform sei, die alle Anforderungen des Verteidigungsministeriums bezüglich moderner Kriegsführung, Gefechtsfeldüberwachung und Kommandofunktionen erfülle. Diese Meinung scheint sich nun erheblich geändert zu haben: Die Beschaffung der E-7 wird aufgegeben, dafür soll die auf den Flugzeugträgern der US Navy eingesetzte Northrop Grumman E-2D Hawkeye die Lücke füllen. Diesen überraschenden Plan stellten Secretary of Defense Pete Hegseth und Chairman of the Joint Chiefs of Staff General John Caine gestern dem Beschaffungsausschuss des US-Senats vor.
Neue Hawkeye-Einheit
Bisher fliegt die Hawkeye in den USA nur bei der Navy. Der Budgetentwurf für das fiskalische Jahr 2026 sieht jedoch die Schaffung einer gemeinsamen "Expeditionseinheit" vor, die fünf E-2D erhält und für Verlegungen zur Verfügung steht. Dazu stehen 150 Millionen Dollar zur Verfügung. Außerdem seien laut der Aussage von Bryn Woollacott MacDonnell, der aktuellen Finanzchefin im Pentagon, 1,4 Milliarden Dollar für den Kauf weiterer Hawkeyes vorgesehen, um die Zeit bis zum Einsatz von Überwachungs- und Aufklärungssystemen im Weltraum zu überbrücken.
E-7 wird teurer und käme später
Gemäß einem jetzt veröffentlichten Bericht des US-Bundesrechnungshofes litt das E-7-Programm bereits unter einer Verspätung des geplanten Erstflugs von neun Monaten (jetzt Mai 2027) und einer Kostenüberschreitung von 33 Prozent (Gesamtbeschaffungskosten nun 3,564 Milliarden Dollar). Das Boeing-Muster hatte sich im April 2022 gegen die GlobalEye von Saab auf Basis eines Global-Geschäftsreisejets von Bombardier durchgesetzt. Im Gegensatz zum Radar im voluminösen Radam auf dem Rumpfrücken der Sentry kommt bei der E-7 eine Ausführung mit elektronischer Strahlschwenkung zum Einsatz. Das MESA-System (Multi-role Electronically Scanned Array) stammt von Northrop Grumman und kann einen vollen 360-Grad-Radius abdecken.
Vor- und Nachteile der E-2D
Eine E-7-Flotte hätte Synergien mit der P-8 Poseidon geschaffen, die ebenfalls auf der 737 gründet. Die Anpassung an die USAF-Forderungen bedeutete jedoch mehr Zeitaufwand. Die E-2D ist dagegen bereits eingeführt und in Serienproduktion. Der kleinere Turboprop hat jedoch im Vergleich zum größeren E-7-Jet Nachteile bei Reichweite, Geschwindigkeit, Flughöhe und Besatzungsstärke. Außerdem setzt sie auf das bei der US Navy übliche Schlauch- und Korbsystem statt dem Ausleger der USAF, was die Einsatzplanung zusätzlich erschwert. Das AN/APY-9-Radar von Lockheed Martin ist ebenfalls ein AESA-Radar (Active Electronically Scanned Array) und gilt als entsprechend leistungsfähig. Darüber hinaus lässt sich die für den Einsatz auf Flugzeugträgern entsprechend robust ausgelegte Hawkeye auch von kleineren Flugplätzen aus einsetzen. Dies kommt dem neuen, agilen Verlegungskonzept der USAF (Agile Combat Employment, ACE) zugute.
Die Sentry-Flotte der USAF leidet unter geringen Klarständen.
Sentry-Flotte geht auf dem Zahlfleisch
Die E-3-Flotte leidet unter immer schlechter werdenden Klarständen. Zuletzt war gerade einmal die Hälfte der Flotte einsatzfähig. Im Gegensatz zur KC-135 fliegt die Sentry immer noch mit den alten TF33-Triebwerken von Pratt & Whitney. Damit sind sie weltweit die letzten Vertreter der 707-Familie mit diesem Antrieb. Eine Umrüstung auf das modernere und sparsamere CFM56 hat nie stattgefunden. Das TF33 kommt dagegen noch in der B-52H Stratofortress zum Einsatz.
Im Bereich der elektronischen Kampfführung gibt es schon gemeinsame Einheiten von Air Force und Navy.
Verband aus Air Force und Navy
Der geplante, gemischte Verband mit Personal von USAF und USN wäre indes keine Premiere. Mit der Außerdienststellung der EF-111A Raven im Jahr 1998 verlor die US-Luftwaffe ihr einziges, für den elektronischen Kampf optimiertes Muster. Um die Fähigkeitslücke zu schließen, griffen die Generäle auf die EA-6B Prowler der Navy und des Marine Corps zurück. Dazu entstanden vier gemischte und an Land stationierte "Experditionary Squadrons". Das Prinzip besteht auch nach der Einführung der EA-18G Growler fort.
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