Erhält die Suchoi Su-57 mit ihrem neuen Triebwerk AL-51F1 auch neue, flache Schubdüsen? Eines Tages vielleicht schon, denn exakt eine solche Düse mit 2D-Vektor testet Russland offenbar zurzeit an einem Su-57-Prototyp. Was bringt das futuristische Design?
Russlands bester Kampfjet hat eine Achillesferse: seine Triebwerke. Denn statt mit den maßgeschneiderten AL-51F1-Turbofans wird die Suchoi Su-57 nach wie vor mit dem älteren, schwächeren Vorgängermodell AL-41F1 ausgeliefert. Das kostet den Superfighter (mutmaßlich) seine Supercruise-Fähigkeit – soll heißen, mit den AL-41F1-Triebwerken ist die Su-57 nicht in der Lage, über längere Distanz ohne Nachbrenner überschallschnell zu fliegen.
Das für die Su-57 optimierte AL-51F1 scheint indes, trotz gegenteiliger Ankündigungen zu Beginn dieses Jahres, immer noch nicht serienreif zu sein. Zumindest lieferte Suchoi auch 2024 neue Su-57 weiter mit den "alten" Triebwerken aus, anstatt mit den auch als "Produkt 30" bekannten neuen Turbofans, die dem russischen Fighter-Kronjuwel ein Leistungsplus von insgesamt rund 40 kN bescheren sollen.
Die neue, flache Schubdüse für das AL-51F1-Triebwerk, montiert am Su-57-Prototyp T-50-2. Beim rechten Triebwerk der T-50-2 handelt es sich um ein "altes" AL-41F1.
Mehr "Stealth" für die Su-57
Ob das im kommenden Jahr anders sein wird, muss sich zeigen. Klar ist allerdings, dass Suchoi unabhängig davon weiter am Design der Su-57 feilt. So kursieren seit einigen Tagen Bilder aus Russland im Internet, die den als fliegenden Triebwerksprüfstand für das AL-51F1 eingesetzten zweiten Prototyp der Su-57 mit einer spektakulären neuen Schubdüse zeigen. Diese erinnert auf den ersten Blick an die Triebwerksauslässe der Lockheed Martin F-22 Raptor aus den USA, ist sie doch nicht länger klassisch rund, sondern flach, mit hydraulisch bewegbaren Klappen und starren Seitenwänden. Dadurch verringern sich die Radarrückstrahlfläche und die Infrarotsignatur durch den austretenden Abgasstrahl deutlich.
Im Gegenzug kassiert Suchoi die serienmäßige 3D-Vektordüse, denn wie auch bei der Raptor lässt sich der Abgasstrahl mit dem neuen Design nur noch in einer Ebene anstatt, wie bisher, in alle Richtungen ablenken. Wie stark die herausragende Wendigkeit der Su-57 unter diesem Faktum leidet, ist unklar. Während die Flachdüsen der F-22 jedoch waagerecht montiert und damit auf Manöver um die Quer- und Längsachse beschränkt sind, sitzen sie bei der Su-57 diagonal – wodurch sie den Schubstrahl wie gehabt auch in Gierbewegung lenken können.
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Düse aus dem 3D-Drucker
Wie man aus Russland hört, preist Suchoi für die Su-57 mit dem neuen Düsen-Layout einen Schubverlust von etwa sechs bis acht Prozent ein. Angesichts des Zugewinns an Leistung durch das AL-51F1 scheint dies verschmerzbar, wenn man die besseren Stealth-Fähigkeiten gegenrechnet. Die testweise am zweiten Prototyp montierte Flachdüse soll zudem zu rund 90 Prozent aus additiv gefertigten Teilen bestehen, was eine vergleichsweise schnelle und günstige Herstellung verspricht.
Ob das neue Vektordüsendesign aber überhaupt jemals aus dem Versuchsstadium heraustritt und in Serie geht, bleibt ungewiss. Letztendlich dürfte dies – neben den Ergebnissen der Tests – vor allem davon abhängen, ob die russische Luftwaffe eine Folgebestellung für die Su-57 abgibt, die dann in einer technisch runderneuerten Su-57M münden könnten. Bislang hat Russlands Verteidigungsministerium lediglich 76 Exemplare der Su-57 bestellt, von denen rund zwei Dutzend ausgeliefert sind – alle mit AL-41F1-Triebwerken. Die Nachrüstung der bereits übergebenen Maschinen ist laut einem Bericht der russischen Nachrichtenagentur Tass vom 28. Dezember 2023 nicht geplant. Sollte Suchoi die Su-57 ab 2025 mit AL-51F1-Motoren ausliefern, scheint ein späterer Wechsel auf flache Schubdüsen für diese Flugzeuge aber zumindest denkbar.
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