Endlich: Starliner fliegt mit Astronauten zur ISS

Neue Boeing-Raumkapsel
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Endlich: Starliner fliegt mit Astronauten zur ISS

© NASA TV 9 Bilder

Das neue Boeing-Raumschiff ist zu seinem ersten bemannten Testflug abgehoben.

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Die NASA-Astronauten Barry "Butch" Wilmore (61) und Sunita "Suni" Williams (58) sind am Mittwoch um 10.52 Uhr Ortszeit (16.52 Uhr MESZ) mit dem Boeing CST-100 Starliner von Cape Canaveral zur Internationalen Raumstation ISS aufgebrochen. Es ist der erste bemannte Flug für die Raumkapsel. Der Starliner startete mit einer Atlas-5-Trägerrakete der United Launch Alliance (ULA) vom Space Launch Complex-41 der Cape Canaveral Space Force Station in Florida. Ein vorheriger Startversuch am 1. Juni war wegen eines Problems der Startrampe abgebrochen worden.

Die Kapsel soll am Donnerstag, 6. Juni, um 18.15 Uhr MESZ autonom an der ISS andocken. Zuvor werden Wilmore und Williams das neue Raumschiff auch manuell steuern, das ist Teil der geplanten Tests. Die Astronauten werden rund eine Woche auf der ISS bleiben und dann mit dem Starliner zur Erde zurückkehren. Der Starliner landet anders als die Crew Dragon SpaceX an Land und nicht im Wasser.

Sorgenkind Starliner

Der erste bemannte Flug war eigentlich für Juli 2023 geplant. Doch wenige Wochen zuvor gaben NASA und Boeing bekannt, dass es technische Probleme mit der Kapsel gebe. Verbindungselemente der Haupt- und Bremsfallschirme erreichten den erforderlichen Sicherheitsfaktor nicht, und in der Kapsel verwendetes Klebeband stellte unter bestimmten Bedingungen ein Brandrisiko dar – weitere Tiefpunkte in einem von technischen Problemen geplagten Programm.

Nachdem Boeing die Kapsel überarbeitet hat, sollte am 6. Mai 2024 ein neuer Versuch für den ersten bemannten Testflug unternommen werden. Der wurde jedoch wegen eines oszillierenden Ventils an der Oberstufe der Atlas 5 abgebrochen. Das Ventil konnte nicht auf der Startrampe ausgetauscht werden. Die Rakete und das Raumschiff mussten in die Vertical Integration Facility zurückkehren.

Kurz nach dem Startabbruch wurde zudem ein kleines Heliumleck im Antriebssystem des Starliner entdeckt, das sich im Laufe von Tests verschlimmerte. Die Ursache liegt nach Angaben von NASA und Boeing in einer fehlerhaften Dichtung eines Flanschs. Schlussendlich wurde entschieden, dass der Starliner mit dem Leck fliegen kann.

Heliumleck und Deorbit

"Es handelt sich um ein sehr, sehr kleines Leck, und es liegt innerhalb der Grenzwerte, die wir haben", sagte Steve Stich, Commercial-Crew-Programmmanager der NASA bei einer Pressekonferenz am Freitag. Man könne das Leck in den Griff bekommen, selbst wenn es während des Fluges 100 Mal schlimmer würde. "Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass es das Klügste ist, die Mission zu fliegen, und wir können sie sicher fliegen."

Bei der Überprüfung des Antriebssystems im Zuge der Analyse des Heliumlecks stießen die Ingenieure allerdings auf eine "Designanfälligkeit": Unter seltenen Umständen kann das Raumschiff keine Deorbit-Zündung durchführen. Für diesen Fall wurde ein neuer Deorbit-Zündungsmodus entwickelt.

Neue Fragezeichen taten sich nach dem jüngsten Flug der suborbitalen New-Shepard-Kapsel von Blue Origin am 19. Mai auf. Bei der Rückkehr der Kapsel öffnete sich einer von drei Fallschirmen nicht vollständig. Laut Steve Stich war der Fallschirm in der Phase des allmählichen Aufblasens steckengeblieben, weil ein Schneidewerkzeug nicht funktionierte. Der Starliner nutzt ein ähnliches System. Man habe die Testdaten für die Schneidwerkzeuge an den Starliner-Fallschirmen noch einmal analysiert. "Wir haben bei 160 Tests nie ein Problem mit einem unserer Cutter gesehen", sagte er.

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