Tödlicher Hubschrauberabsturz - Ist die Bell 206 besonders anfällig für Mast Bumping?

Konstruktionsmerkmal mit möglicherweise fatalen Folgen
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Ist die Bell 206 besonders anfällig für Mast Bumping?

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Auch wenn die Unfallursache noch nicht definitiv bekannt ist, hat der Absturz einer Bell 206L4 LongRanger über dem Hudson River am 10. April 2025 ein altbekanntes Sicherheitsrisiko erneut in den Mittelpunkt gerückt: das sogenannte Mast Bumping.

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Der Absturz einer Bell 206L4 LongRanger über dem Hudson River am 10. April 2025 hat ein altbekanntes Sicherheitsrisiko als mögliche Unfallursache erneut in den Mittelpunkt gerückt: Mast Bumping. Dieses Phänomen betrifft insbesondere Hubschrauber mit halbstarren Zwei-Blatt-Rotorsystemen – ein Konstruktionsmerkmal, das in der Bell 206 seit Jahrzehnten eingesetzt wird. Eine technische und historische Betrachtung offenbart strukturelle Schwächen und mögliche Konsequenzen.

Was ist Mast Bumping?

Bei Mast Bumping handelt es sich um den Kontakt zwischen dem Rotorkopf und dem Mast des Hubschraubers, ausgelöst durch übermäßige Rotorbewegungen bei bestimmten Fluglagen – etwa bei negativen G-Kräften oder abrupten Steuerbefehlen. Das halbstarre Zwei-Blatt-Rotorsystem der Bell 206 ist besonders anfällig dafür, da es in Extremlagen weniger Spielraum zur Kompensation bietet als moderne Mehrblatt- oder gelenklose Systeme.

Technik mit Risiken

Das Rotordesign der Bell 206 wurde ursprünglich für Einfachheit, Wartungsfreundlichkeit und Robustheit entwickelt – ideale Voraussetzungen für Schulung, Polizeiflüge und Tourismusbetrieb. Doch das Konzept stammt aus den 1960er-Jahren. Inzwischen sehen viele Experten die Notwendigkeit, das Design kritisch zu hinterfragen – besonders bei Einsätzen in städtischen Gebieten oder unter widrigen Wetterbedingungen.

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Tragischer Hubschrauber-Absturz in New York Warum zerbrach die Bell 206 in der Luft?

Unfälle mit Muster

Zahlreiche frühere Unfälle deuten auf ein systemisches Risiko hin:

  • 1995, Colorado, USA: Eine Bell 206 stürzte bei einem Flug in bergigem Gelände ab. Die Ermittler stellten strukturelle Schäden durch Mast Bumping fest.
  • 2011, Thunder Bay, Kanada: Ein Trainingsflug mit einer Bell 206B endete in einer harten Landung nach Mastkontakt – ebenfalls Mast Bumping.
  • 2018, Lake Wanaka, Neuseeland: Ein Robinson R44 mit ähnlichem Rotorsystem stürzte ab. Auch hier wurde Mast Bumping als Ursache angenommen.

Diese Beispiele verdeutlichen, dass Mast Bumping kein isoliertes Ereignis ist, sondern bei bestimmten Hubschrauberkonfigurationen ein wiederkehrendes Risiko darstellt.

Die Bell 206 ist mit einem zwei-Blatt-Rotor ausgestattet.

Ansätze zur Risikominimierung

Einige Hersteller setzen inzwischen auf gelenklose Mehrblatt-Rotoren oder Sensorik zur Früherkennung kritischer Flugzustände. Auch die Pilotenausbildung wird zunehmend auf das Erkennen und Vermeiden mastkritischer Situationen ausgerichtet. Technische Nachrüstungen an Bestandsflotten hingegen sind selten und häufig wirtschaftlich unattraktiv.

Fazit

Die Konstruktion der Bell 206 mit halbstarrem Rotor bringt inhärente Risiken mit sich – Risiken, die in der Vergangenheit mehrfach zu Abstürzen führten. Der aktuelle Fall zeigt, dass es an der Zeit ist, dieses Design unter modernen Sicherheitsanforderungen neu zu bewerten. Ein Zusammenspiel aus Technik, Betrieb und Schulung könnte helfen, die Gefahr des Mast Bumping nachhaltig zu minimieren.

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