Beschlagnahmte An-124: russische Airline verweist auf Abkommen von 1989

Antonow-Drama in Kanada
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Volga-Dnepr will beschlagnahmte An-124 nicht aufgeben

© Fraport 25 Bilder

Kanada will die in Toronto festgesetzte Antonow An-124 der russischen Volga-Denpr Airlines an die Ukraine übergeben. Wenig überraschend, dass die Russen das für eine ganz schlechte Idee halten. Volga-Dnepr wehrt sich – und verweist auf ein Abkommen aus Sowjetzeiten.

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Mit 61 Tonnen Corona-Testkits aus China landete die Antonow An-124 der russischen Volga-Dnepr Airlines am 27. Februar 2022 in Toronto. Drei Tage zuvor war Russlands Armee in der Ukraine einmarschiert, weshalb sich in Russland später so mancher die Frage gestellt hat, warum die Frachtfluglinie den Flug nach Kanada überhaupt noch antrat. Denn schon damals war absehbar gewesen, was kurz darauf folgte: Die westlichen Länder, darunter auch Kanada, verhängten massive Sanktionen gegen Russland, zu denen auch die sofortige Sperrung des Luftraums für russische Flugzeuge gehörte. Seitdem sitzt die An-124 mit dem Kennzeichen RA-82078 am Toronto Pearson International Airport fest.

© Patrick Zwerger

Volga-Dnepr Airlines kämpft um ihre in Kanada beschlagnahmte An-124. Der russische Carrier will das Flugzeug wiederhaben.

"Geschenk" für die Ukraine?

Schlimmer noch: Die kanadische Regierung erließ inzwischen ein Gesetz, das die ersatzlose Enteignung russischer Vermögenswerte auf kanadischem Boden ermöglicht. Unter Berufung auf dieses Gesetz nahmen die Kanadier die Volga-Dnepr-Antonow in Beschlag – und erklärten im Frühjahr 2023, sie wollten den Großraumfrachter der Ukraine zuschanzen. Dort könnte die RA-82078 in der Flotte von Antonov Airlines eine andere An-124 ersetzen, die bei Kampfhandlungen um den Antonow-Heimatflughafen Kiew-Gostomel massive Schäden durch Beschuss davontrug. Vertreter der ukrainischen Regierung bestätigten seinerzeit die Pläne, umgesetzt wurde die Übergabe allerdings bis jetzt noch nicht.

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Volga-Dnepr wehrt sich

In Russland ist man über Kanadas Ansinnen erwartungsgemäß erbost. Von "Diebstahl" ist da die Rede – und von Undankbarkeit. "Es sei daran erinnert, dass die Fluggesellschaft im Auftrag der kanadischen Regierung einen humanitären Flug mit 475 Kubikmetern/60.900 Kilogramm COVID-19-Testkits aus China unternahm", schreibt Volga-Dnepr Airlines in einer kürzlich veröffentlichten Stellungnahme. Der Carrier wehrt sich gegen die Beschlagnahmung seines Flugzeugs – und beruft sich dabei auf ein Abkommen vom 20. November 1989, das Kanada einst mit der UdSSR schloss, deren Rechtsnachfolger die Russische Föderation ist. Auf Basis dieses Abkommens strebt Volga-Dnepr nach eigenen Angaben die Rückgabe der Antonow binnen sechs Monaten an. Sollte das nicht erfolgen, will die Airline ein gerichtliches Schiedsverfahren einleiten. "Volga-Dnepr bleibt offen für Verhandlungen mit kanadischen Vertretern, um das Problem zu lösen und das Flugzeug zurückzugeben", kommentierte ein Unternehmenssprecher.

© bomberpilot (CC BY-SA 2.0)

Volga-Dnepr ist in Russland die erste Adresse für Spezialtransporte auf dem Luftweg. Neben der An-124 nutzt die Airline dafür auch die kleinere Iljuschin Il-76 (Foto).

Hohe Parkgebühren

Alternativ ließe sich über das erwähnte Abkommen von 1989 wohl auch der Wert des Flugzeugs finanziell ersetzen. Wie Kanada auf die Eingabe aus Russland reagiert und wer die horrenden Parkgebühren bezahlt, die seit Ende Februar 2022 für die An-124 aufgelaufen sind, bleibt vorerst unbeantwortet. Im April sollen die Kosten für den Parkplatz der RA-82078 bereits bei 330.000 US-Dollar gelegen haben, wie das Wall Street Journal damals vorrechnete.

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