Das Flugzeugbau-Startup Boom Supersonic arbeitet weiter an seinem Traum, einen zukunftsfähigen Überschall-Passagierjet in die Luft zu bringen. Das Projekt hängt zwar weit hinter dem Zeitplan, aber immerhin der Technologieträger steht wohl kurz vor der Fertigstellung.
Der Rumpf ist fertig, die Tragflächen sind montiert – und auch die drei J85-Turbojets von General Electric sind startbereit: Die Boom XB-1, genannt "Baby Boom", nähert sich der Fertigstellung. Und der erste öffentliche Auftritt ist ebenfalls fixiert: Für den 7. Oktober hat Hersteller Boom Supersonic das Rollout seines Überschall-Technologieträgers festgesetzt. Damit rückt das Startup aus Colorado seinem erklärten Ziel, einen Mach 2,2 schnellen Airliner zu bauen, ein weiteres Stück näher – auch wenn der Erstflug der XB-1 wohl erst 2021 stattfinden wird. Ursprünglich war er für 2019 geplant gewesen.
Die Boom XB-1 besteht aus Verbundwerkstoffen und befindet sich aktuell in Colorado in der Endmontage.
Testflugzeug für "Schlüsseltechnologien"
Mit dem eigentlichen Projekt, dem Airliner "Overture", hat die XB-1 grundsätzlich nicht allzu viel gemeinsam. Der aus Verbundwerkstoffen gefertigte Zweisitzer ähnelt in der Auslegung eher einem großen Kampfjet denn einem Airliner. Mit rund 21 Metern Länge und nur etwas mehr als fünf Metern Spannweite besitzt er in etwa ein Drittel der für die Overture angestrebten Größe. Laut seinen Entwicklern soll die XB-1, wenn sie endlich fliegt, allerdings das schnellste aktive Zivilflugzeug der Welt sein – und damit als Erprobungsträger für wichtige "Schlüsseltechnologien" den weiteren Weg zur Renaissance des kommerziellen Überschallverkehrs ebnen. "Der Countdown für eine neue Überschall-Zukunft beginnt hier", verkündete Boom-Chef Blake Scholl in einer Mitteilung seines Unternehmens.
Die Boom Overture soll einmal 55 Passagiere mit Mach 2,2 über Distanzen von mehr als 8000 Kilometern befördern.
76 Vorbestellungen für Overture
An Ehrgeiz und Selbstvertrauen hat es dem US-Startup noch nie gemangelt. Für die Entwicklung der Overture, die einmal 55 Passagiere mit doppelter Schallgeschwindigkeit in alle Welt beförden soll, konnte Boom außerdem einige namhafte Partner ins Boot holen. Auch Japan Airlines unterstützt das Projekt finanziell – und hat sich Optionen auf 20 Exemplare des Überschalljets gesichert. Insgesamt sollen für die Overture 76 Vorbestellungen von insgesamt zehn Airlines vorliegen.
Japan Airlines hat als Unterstützer des Projekts ein Vorkaufsrecht für 20 Exemplare der Overture.
Noch viele offene Fragen
Während der Technologieträger XB-1 langsam auf die Zielgerade einbiegt, stehen hinsichtlich der Verwirklichung des Airliners aber noch viele offene Fragen im Raum. Wie Boom den unvermeidlichen Überschallknall reduzieren will zum Beispiel. Oder – nicht weniger wichtig – welche Triebwerke die Overture einmal antreiben sollen. Auf durstige Turbojets von der Stange, wie sie bei der XB-1 zum Einsatz kommen, wird man jedenfalls nicht setzen können. Schließlich soll die Overture nicht nur schnell, sondern vor allem effizient fliegen. Antworten auf diese Fragen hat Boom bislang nicht geliefert. Das angekündigte Rollout der XB-1 unterstreicht allerdings, dass es Blake Scholl und sein Team mit ihrem Vorhaben durchaus ernst meinen.
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