Lieferstopp, Negativmarge – und 110 Flugzeuge auf Halde: die 787 bleibt das größte Sorgenkind von Boeing. Der Konzern kann eine Wiederaufnahme der seit Juni 2021 gestoppten Auslieferungen nach wie vor nicht absehen. Auch Lufthansa muss sich weiter in Geduld üben.
Die 787 zerschießt Brian West die Bilanz. Zeitintensiven Fehlerkorrekturen und den "noch auf längere Zeit niedrigeren Produktionsraten" trug der Boeing-Finanzchef im Schlussquartal mit einer Sonderbelastung von 3,5 Milliarden US-Dollar auf das Programm Rechnung. Angesichts von 110 bereits gebauten 787 im Liefervorlauf und negativen Margen fährt Boeing derzeit eine Minimalrate. Auf einen monatlichen Fünfertakt will der Airbus-Konkurrent frühestens nach Wiederaufnahme der pausierten Auslieferungen zurückkehren. Und genau hier endet auch für Boeing die Sicht auf die 787.
Lieferzeiten ungewiss
"Wir können noch nicht absehen, wann die Lieferungen wieder anlaufen", sagte West. Laut Airlinekreisen hatte Boeing zuletzt eine Wiederaufnahme im April in Aussicht gestellt – offiziell will sich der Konzern darauf nicht festlegen und verweist auf die US-Luftfahrtaufsicht FAA. Inoffiziell wackelt der Termin gewaltig. Von den Problemen ist auch Lufthansa betroffen. Lufthansa hatte eigentlich im Dezember 2022 auf die Ankunft der ersten 787-9 am Frankfurter Drehkreuz gehofft. Registrierung ("D-ABPA"), Taufname ("Berlin") und sogar das erste Ziel ("Toronto") stehen längst fest – nur der Liefertermin ist weiter offen.
Der erste Lufthansa-Dreamliner wird "Berlin" heißen. Wann er geliefert wird, ist ungewiss.
Kein neuer Stand bei Lufthansa
"Da gibt es unsererseits keinen neuen Stand", sagte ein Lufthansa-Sprecher unserem Redaktionspartner aero.de am Dienstag. Lufthansa will mit Airbus A340-300 die Ausfallzeit überbrücken. Bei Boeing warten fünf 787 für Lufthansa – und der Konzern hat offenbar gute Chancen, zumindest unter den ersten Kunden zu sein, die 2022 Dreamliner von Boeing erhalten. Denn die für Lufthansa reservierten Liniennummern 887, 893, 898, 905 und 913 stammen nicht aus ganz neuer Produktion. Bei den Flugzeugen handelt es sich um sogenannte "Whitetails" aus 2019 – andere Kunden waren Boeing abgesprungen. Von vielen Mängeln aktueller 787 sind die Flugzeuge verschont, heißt es aus dem Lufthansa-Umfeld.
Lange Mängelliste
Die Fehlerliste der 787 wurde zuletzt allerdings insgesamt eher länger als kürzer, nachdem die FAA auf Pfusch bei Titankomponenten eines italienischen Zulieferes gestoßen war. Der "Seattle Times" fiel Ende 2021 zudem ein weiteres brisantes FAA-Memo in die Hände, das auf Kontaminationen an Faserverbund-Komponenten von Mitsubishi Heavy Industries hinweist. An verklebten CFK-Teilen soll die Verbindungsfestigkeit dadurch zumindest nicht uneingeschränkt gewährleistet sein.
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