Nach dem – um Jahre verspäteten – Erstflug des Boom-Demonstrators XB-1 im März 2024 blieb der "Baby Boom" genannte Dreistrahler monatelang am Boden. Jetzt flog er zum zweiten Mal – und soll noch vor Jahresende die Schallmauer knacken.
Mit dem Technologieträger XB-1 beweist das US-Start-up Boom Supersonic, dass es in der Lage ist, ein eigenes Flugzeug zu bauen. Mit dem geplanten Überschall-Airliner Overture hat die als "Baby Boom" bekannte XB-1 zwar vom Design her kaum mehr etwas gemeinsam, sieht man vom für die Zelle gewählten Werkstoff Kohlefaser ab. Trotzdem sehen die Verantwortlichen rund um Boom-Gründer Blake Scholl den kleinen Einmann-Dreistrahler weiter als direkten Vorboten für den projektierten Concorde-Erben, in dem einmal bis zu 80 Passagiere Platz finden sollen.
Fünf Monate Pause
Am 22. März dieses Jahres schickten die Boom-Ingenieure ihre XB-1 endlich zum ersten Mal in die Luft, nachdem bereits 2020 das Roll-out erfolgt war. Erst jetzt, am 26. August, folgte der zweite Start des Prototyps auf dem Mojave Air & Space Port in Kalifornien. Am Steuer saß dieses Mal Boom-Cheftestpilot Tristan "Geppetto" Brandenburg, der im März noch die T-38 Talon pilotierte, die den Erstflug der XB-1 als "Chase Plane" begleitete. Brandenburg soll laut Hersteller auch für die kommenden Tests im XB-1-Cockpit Platz nehmen.
Digitale Flugstabilisierung
Erstmals war die XB-1 bei ihrem 15-minütigen Ausritt über der Mojave-Wüste auch mit eingefahrenem Fahrwerk unterwegs. Außerdem seien digitale Stabilisierungshilfen im Flug getestet worden, teilte Boom mit. Letztere habe man als Konsequenz aus den im ersten Flug gesammelten Erkenntnissen installiert. Boom selbst spricht von einem "Rolldämpfer", der dem Namen nach die Längsachse der XB-1 stabilisieren soll. Boom-Chef Scholl konstatierte nach der Landung, sein Team habe die beim Jungfernflug aufgetretenen Probleme "erfolgreich gelöst" und freute sich über einen "fantastischen zweiten Flug".
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Der Weg durch die Schallmauer
Derart euphorisiert, visiert Boom noch vor Jahresende die ersten Überschalltests an. Die US-Luftfahrtbehörde FAA hatte dafür bereits grünes Licht erteilt, nun soll das Flugprogramm der XB-1 endlich Fahrt aufnehmen. Bis "Geppetto" Brandenburg mit der "Baby Boom" aber tatsächlich zum Durchbrechen der Schallmauer ansetzen kann, sind laut Boom zunächst weitere Testflüge nötig, um die Eigenschaften des Designs weiter zu evaluieren. Das Start-up rechnet nach eigenen Angaben mit etwa zehn Flügen im Unterschallbereich, bevor die XB-1 zum ersten Mal Mach 1 erreichen soll.
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