Bei der Bruchlandung eines Suchoi Superjet der Aeroflot auf dem Moskauer Flughafen Scheremetjewo gestern Abend hat es 41 Tote gegeben. Das bestätigten russische Behörden. Unterdessen suchen Flugunfallermittler vor Ort nach der Ursache für das Unglück. Die Flugschreiber sind zwischenzeitlich geborgen.
Ein ganz normaler Inlandsflug hätte es werden sollen: Mit einer Viertelstunde Verspätung hob der Aeroflot-Superjet mit der Kennung RA-89098 am Sonntagabend um 18:04 Uhr Ortszeit vom größten Moskauer Flughafen Scheremetjewo ab. Ziel des Fluges SU1492 war die nordrussische Hafenstadt Murmansk nahe der finnischen Grenze. Doch der auf zweieinhalb Stunden angesetzte Linienflug dauerte nur wenige Minuten – und endete in einem Flammen-Inferno, das laut offiziellen Angaben 41 der 78 Insassen des Flugzeugs (73 Passagiere, fünf Besatzungsmitglieder) das Leben kostete.
Erst Funkausfall, dann Luftnotlage
Gerade 10000 Fuß war der weniger als zwei Jahre alte Superjet nach dem Start gestiegen, als die Crew via Transponder (Code 7600) einen Funkausfall meldete. Mehrere Quellen berichten zudem von einem totalen Stromausfall an Bord des Flugzeugs. Gemäß der von der Tracking-App Flightradar 24 aufgezeichneten Flugroute entschieden sich die Piloten deshalb zur unmittelbaren Rückkehr auf den Flughafen Scheremetjewo und teilten kurz darauf mittels Transponder-Code 7700 einen akuten Luftnotfall mit. Einen ersten Anflug auf die Landebahn 24L brachen sie allerdings ab, flogen einen Vollkreis und setzten anschließend erneut zur Landung an.
Die Route des Aeroflot-Fluges SU 1492 am 5. Mai gemäß Aufzeichnung von Flightradar24.
Feuer brach wohl erst beim Aufprall aus
Amateurvideos zeigen, wie der Superjet beim Landemanöver um 18:29 Ortszeit erst einmal aufsetzt, dann erneut mehrere Meter vom Boden abhebt, schließlich hart auf der Piste aufschlägt und sofort in Flammen aufgeht. Offenbar brach beim finalen, harten Aufschlag das Hauptfahrwerk ab. Aeroflot sprach in einem ersten Statement davon, dass im Zuge dessen die Triebwerke in Brand gerieten. Erste Meldungen, die Maschine habe bereits vor der Landung gebrannt, bestätigten sich nicht. Die Nachrichtenagentur dpa meldet unter Berufung auf Ermittlerkreise, der voll befüllte Treibstofftank sei beim Aufprall geplatzt. Brennend rutschte der SSJ 100 im Anschluss mehrere Hundert Meter über die Landebahn, bevor er in Querrichtung zum Stillstand kam. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich das Feuer bereits von den Tragflächen ausgehend bis ans Leitwerk ausgebreitet – der gesamte hintere Teil des Flugzeugs stand in Flammen.
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Evakuierung in weniger als einer Minute
Laut Pressemitteilung der Aeroflot dauerte die anschließende Evakuierung der Maschine nur 55 Sekunden – obwohl die beiden hinteren Türen durch den Brand nicht benutzbar waren und die Flugzeuginsassen den Superjet nur vorn über Notrutschen verlassen konnten. Die Crew an Bord habe alles Menschenmögliche getan, um die Passagiere zu retten. Der Pilot habe als letzter das brennende Flugzeug verlassen. Innerhalb 18 Minuten soll die Flughafenfeuerwehr das Feuer gelöscht haben.
Für 41 Insassen reichte die Zeit dennoch nicht aus, die Kabine lebend zu verlassen. Darunter sollen laut russischen Medien zwei Kinder und ein Besatzungsmitglied sein. Aeroflot veröffentlichte zwischenzeitlich eine Liste mit den Namen der Überlebenden. Fünf von ihnen befinden sich demnach noch im Krankenhaus.
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Flugschreiber sind geborgen
Die Ursache für das Unglück ist derweil noch unklar. Aeroflot geht aktuell von einem technischen Defekt aus, doch die Ermittlungen stehen erst am Anfang. Man werde nun Überlebende, Augenzeugen und Flughafenmitarbeiter befragen, teilte das staatliche Ermittlungskomitee mit. Auch die beiden Flugschreiber wurden zwischenzeitlich aus dem Wrack geborgen und sollen den Ermittlern bei der Rekonstruktion des Fluges helfen.
Der Pilot der Unglücksmaschine, Denis Evdokimow, sprach in einem ersten Interview von einem Blitzschlag kurz nach dem Start, der für einen Ausfall der Funkkommunikation gesorgt habe. Evdokimow sprach zudem davon, dass die Geschwindigkeit des Flugzeugs beim Landeanflug normnal gewesen sei: „Wir näherten uns sanft dem Boden, ich kann nicht sagen, warum dieser harte Einschlag auf den Boden geschah.“
Flugzeug war Anfang April in der Wartung
Der Hersteller des Superjet, Suchoi Civil Aircraft, sprach in einer kurzen Stellungnahme davon, dass das Unglücksflugzeug sich noch Anfang April plangemäß in der Wartung befunden habe. Die Maschine mit der Seriennummer 95135 war im August 2017 produziert und Ende September 2017 an Aeroflot geliefert worden.
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