Seit einem Jahr verhandelt Emirates mit Rolls-Royce über die Antriebe des jüngsten A380-Auftragsloses. Nun könnte die Airline ihren Auftrag auf kleinere A350 umschreiben, mit weit reichenden Folgen für das gesamte A380-Programm.
Die Nachrichtenagentur Bloomberg hatte am Donnerstagabend unter Berufung auf Verhandlungskreise gemeldet, Emirates erwäge, einen Teil ihrer angekündigten A380-Bestellung auf kleinere A350 umzuschreiben. Vor einem Jahr hatte Emirates in Dubai einen „festen“ Auftrag für 20 weitere A380 und 16 Optionen verkündet. Dieser Auftrag hätte die A380-Produktion auf absehbare Zeit ausgelastet und das Programm am Leben gehalten.
Sollte aber der angekündigte Auftrag nicht realisiert werden, droht der A380 das baldige Aus, da zu wenig neue Bestellungen eingehen. Zwar wurde mit ANA ein renommierter Neukunde für drei Flugzeuge gewonnen, die restlichen Aufträge, von denen aber einige als „Karteileichen“ gelten, reichen jedoch nicht für eine längerfristige Programmzukunft. Airbus hatte die Produktionsrate bereits auf 0,5 Flugzeuge im Monat abgesenkt, kaufmännisch das unterste, vertretbare Maß.
Das Tauziehen um die Unterzeichnung des Emirates-Auftrags soll sich angeblich um von der Airline geforderte Verbesserungen der Rolls-Royce-Trent-Triebwerke drehen. Angeblich unterzeichnen die Dubaier ihre Nachbestellung nur, wenn Rolls-Royce ihnen ein maßgeschneidertes „Performance Improvement Package“ vertraglich garantiert. Rolls-Royce ist aber gerade mit den kostspieligen Nachwehen der Trent-Triebwerksprobleme am Dreamliner beschäftigt und mit den Folgen des Brexit und zögert jetzt angeblich mit dieser Zusage.
Emirates betreibt ihre A380 bei extremer Hitze in Dubai oft auf extremen Langstrecken und benötigt maximale Leistungswerte. Bei Airbus werden Flugzeugverkäufe grundsätzlich separat von den Triebwerken verhandelt. Der Kunde verhandelt und bestellt die von ihm ausgewählten Triebwerke unabhängig vom eigentlichen Flugzeug. Nur mit unterschriebenem Gesamtpaket wird dann das Flugzeug gebaut.
Airbus bestätigte am Donnerstag lediglich, mit dem Kunden Emirates Airline in „Diskussionen“ über dessen A380-Vertrag zu stehen. Details aller Kundengespräche seien aber vertraulich und würden nicht genannt.
Unterdessen steht bei Airbus in diesem Frühjahr der Führungswechsel von Tom Enders zu Guillaume Faury an, der am 10. April die Konzernleitung übernimmt. Damit steht ein für die Verkündung von Grundsatzentscheidungen, wie für ein etwaiges A380-Programmende, besonders typischer Moment bevor. In 14 Tagen findet zunächst die Airbus-Jahrespressekonferenz in Toulouse statt, an der auch die FLUG REVUE teilnimmmt.
Bildergalerie: Airbus A380 im Einsatz bei Emirates
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