Boeing bereitet sich offenbar auf das Ende des 737 MAX-Groundings vor. Wie die Nachrichtenagentur Reuters meldet, will der Flugzeughersteller im Werk Moses Lake Hunderte Zeitarbeiter einstellen, die sich um die Pflege der dort abgestellten Flugzeuge kümmern sollen.
Seit Ende März hat die Boeing 737 MAX weltweites Flugverbot. Ausnahmen gibt es nur bei Test-, Werks- und Überführungsflügen. Zwar baut Boeing noch immer 42 neue MAX im Monat, aber an eine Auslieferung an Kunden ist derzeit nicht zu denken. Auf dem Gelände des Boeing-Werks Renton und auch auf dem Boeing-Flughafen Moses Lake in Washington stehen sich die fertiggestellten 737 MAX daher bis auf Weiteres die Reifen platt – dicht an dicht, und sogar auf den Parkplätzen der Mitarbeiter.
Fachkräfte gesucht – aber nur auf Zeit
Nun aber scheint wieder Bewegung in das MAX-Stillleben zu kommen: Der Hersteller hat angekündigt, zeitnah einige Hundert neue Mitarbeiter einzustellen, die sich speziell damit befassen sollen, die abgestellten Flugzeuge zu warten und zu pflegen und für eine baldige Abgabe an ihre Kunden frisch zu machen. Wie Reuters vermeldet, sollen die neuen Mitarbeiter Zeitarbeitsverträge erhalten. So will Boeing wohl den durch das Flugverbot aufgelaufenen Backlog in möglichst kurzer Zeit abarbeiten, sobald die US-Luftfahrtbehörde FAA grünes Licht für das in Ungnade gefallene Brot-und-Butter-Flugzeug gibt. Hierzu sucht Boeing nach Angaben des Fernsehsenders CNBC vor allem zertifizierte Avioniker, Flugzeuchmechaniker, Triebwerksspezialisten und Flugzeugelektriker.
42 Exemplare der 737 MAX fertigt Boeing seit dem Grounding jeden Monat. Im Boeing-Werk Renton parken die fertigen Flugzeuge bereits auf den Mitarbeiterparkplätzen.
Software-Update für Trimmsystem MCAS
Wie viele neue Mitarbeiter genau eingestellt werden sollen, darüber schweigt sich der Flugzeugbauer aus. Über den Beschäftigungsort herrscht dagegen Klarheit: Sämtliche neuen Kräfte sollen laut Reuters auf dem Grant County International Airport in Moses Lake zusammengezogen werden. Von dort aus plant Boeing offenbar, die vor Ort und an den anderen Standorten geparkten 737 MAX auslieferungsfertig zu machen. Dazu gehört auch, die Flugzeuge mit dem geforderten Software-Update für das Trimmsystem MCAS zu bespielen. Dieses Update muss allerdings zuvor von der FAA freigegeben werden. Bei Boeing scheint man optimistisch, dass das zeitnah geschieht. So verkündete Boeing-Chef Muilenburg Anfang August auf einer Investorenkonferenz in New York, man wolle die neue Software im September bei der FAA einreichen. Er gehe deshalb davon aus, dass die 737 MAX im Oktober wieder fliegen dürfe. Bei der FAA selbst will indes niemand eine so genaue Prognose abgeben. Man habe „keinen Termindruck“ was eine Aufhebung des MAX-Flugverbots angehe, ließ der neue Chef der Behörde, Stephen M. Dickson, bei seiner Antrittsrede am 13. August verlauten.
Fazit
Noch weiß niemand genau, ab wann Boeings Bestseller endlich wieder abheben darf. Sollte die FAA der überarbeiteten 737 MAX im Oktober aber tatsächlich ihren Segen geben, stünde Boeing im letzten Quartal 2019 eine der größten logistischen Herausforderungen der modernen Zivilluftfahrt bevor. Mehrere Hundert abgestellte 737 MAX müssten dann an ihre designierten Betreiber ausgeliefert werden – und das möglichst schnell. Nur folgerichtig, dass sich der Hersteller daher für diesen „best case“ mit zusätzlichen Fachkräften rüsten will. Weitere Skandale um die 737 MAX darf sich Boeing nämlich nicht mehr leisten.
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