Im Dienst der Sicherheit ließ die NASA zahlreiche Fluggeräte von einem monströsen Gerüst aus dem Mondlandeprogramm abstürzen. Nun sollen die Überreste weg – vom Kampfhubschrauber bis zum Jet-Airliner.
Seit jeher wird die Sicherheit in der Luftfahrt großgeschrieben. Wie bei Autos gibt es auch hier Crashtests – nur ein paar Nummern größer. Die NASA verfügt dazu in Langley, Virginia, über eine Reihe von Vorrichtungen. Die eindrucksvollste davon ist die Landing and Impact Research Facility (LandIR). Sie besteht im Wesentlichen aus einem riesigen, 73 Meter hohen und 122 Meter langen Stahlgerüst, von aus die Zellen von echten Flugzeugen und Hubschraubern aus verschiedenen Winkeln in die Tiefe stürzen können. An einem Ende gibt es sogar ein Wasserbecken, um Aufschläge auf Gewässern zu untersuchen. Ursprünglich hatte das Monstrum zum Landetraining der Apollo-Astronauten gedient. Als 1965 fertiggestellte Lunar Landing Research Facility (LLRF) ermöglichte die Einrichtung die Vorbereitung der Piloten auf die Mondlandung. An einem Kabel befestigt (zur Sicherheit und Simulation der geringeren Schwerkraft) hing eine funktionsfähige Nachbildung der Eagle-Fähre (der Lunar Excursion Module Simulator, LEMS).
Neue Nutzung zur Absturzforschung
Nach dem Ende Apollo-Programms wandelte die NASA die Vorrichtung zu Absturz-Versuchen um. Im Lauf der Jahrzehnte hat hier so manches Fluggerät zum Wohl der Sicherheit sein Leben ausgehaucht. Zuletzt musste die Zelle eines elektrischen eVTOL-Senkrechtstarters dran glauben. Viele der Wracks blieben zur gründlichen Untersuchung vor Ort, teilweise länger, als den Verantwortlichen lieb ist. Daher will die NASA nun aufräumen und die Reste per Auktion über die Regierungsseite SAM.gov (System for Award Management) loswerden. Darunter befinden sich auch einige mehr oder weniger komplette Fluggeräte.
Social Media Inhalt
Aufschlagversuch mit Jet-Airliner
So wartet der Rumpf einer seltenen Beechcraft Starship ebenso auf die Entsorgung wie eine Bell AH-1 Cobra und eine Cessna 172. Der größte "Insasse" ist eine Fokker F28 Fellowship, die im Jahr 2019 einen spektakulären "Absturz" hingelegt hatte. Außerdem im Angebot befindet sich laut Beschreibungstext ein "Haufen verschiedener Metallstrukturen einschließlich Fahrwerken, Flügeln und eine neun Meter lange Rumpfsektion". Einen relativ guten Eindruck macht noch die Dassault HU-25, denn ihr bleib ein Crashtest erspart. Sie kam 2012 von der US Coast Guard zur NASA nach Langley.
Zukunft unsicher
Allerdings ist der Unterhalt der enormen Einrichtung nicht ganz billig. So beendet die NASA schon 2003 die Nutzung und plante die Verschrottung. Doch die Rettung kam in Form des Constellation-Raumfahrtprogramms. Im Jahr 2005 eröffnete man die historische Gerätschaft wieder zu Tests der Orion-Raumkapsel. Den Finanzplanern blieb die LAndIR jedoch weiterhin ein Dorn im Auge. Da sie als untergenutzt galt, fiel 2022 im Rahmen von Spar- und Priorisierungsmaßnahmen die Entscheidung zum Abbruch. Noch steht das imposante Gerüst aber und erinnert als historische Landmarke an das ehrgeizige Raumfahrtvorhaben der USA.
Dieser Artikel kann Links zu Anbietern enthalten, von denen FLUG REVUE eine Provision erhalten kann (sog. „Affiliate-Links“). Weiterführende Informationen hier.