Die ukrainische Regeirung arbeitet weiter an ihrer neuen nationalen Fluggesellschaft. Diese soll Jets von Airbus erhalten, aber auch heimische Airliner aus dem Hause Antonow. Konkret geht es um fünf neue An-158 – von denen vier schon teilmontiert in der Halle stehen.
Erst kürzlich nahm mit Air Ocean Airlines eine neue, private Fluggesellschaft in der Ukraine den Betrieb auf. Mit zwei in Russland gebauten Antonow 148 verbindet der Carrier laut Flugplan die Hauptstadt Kiew mit Lwiw (Lemberg) im Westen, Saporischschja im Süden und Charkiw im Osten des Landes. Dazu kommt mit Czernowitz in der Bukowina eine weitere Destination, auf der Air Ocean jedoch nicht selbst fliegt, sondern Mitbewerber Motor Sich Airlines im Wet Lease operieren lässt. Die Airline-Dichte in der Ukraine war jedoch schon vor dem Start von Air Ocean ziemlich hoch – unter anderem bieten sonst noch Bravo Airways, der Billigflieger SkyUp, Windrose und natürlich Flag Carrier Ukraine International ihre Dienste an.
Die Antonow An-158 soll für die künftige Staats-Airline der Ukraine auf Inlandsstrecken fliegen.
Kuscheln mit Airbus
Dass es bei diesem großen Angebot noch einer weiteren, vom Staat aufgebauten Fluggesellschaft bedarf, scheint auf den ersten Blick fraglich, ergbit aber Sinn, wenn man die Motivation zugrundelegt, mit der Präsident Selenskyj bislang für das Projekt warb: den heimischen Hersteller Antonow zu stärken und den seit Langem darbenden Flugzeugbau im Land mit neuen Aufträgen gezielt zu stimulieren. Umso merkwürdiger schien es, als die Regierung der Ukraine Ende November eine Kooperation mit Airbus bekanntgab – und laut Agenturberichten Vorverträge für 22 Flugzeuge unterzeichnete.
Fünf neue An-158
Nun aber scheinen sich die Verantwortlichen doch wieder an ihr ursprüngliches Vorhaben zu erinnern: Wie das ukrainische Luftfahrtportal Wing schreibt, unterzeichneten der ukrainische Infrastrukturminister Alexander Kubrakow und Juri Gusew, Generaldirektor des Staatskonzerns Ukroboronprom, zu dem Antonow gehört, jüngst ein Memorandum. Dieses besagt, dass Antonow binnen drei Jahren fünf werksneue Airliner des Typs An-158 an den künftigen Staats-Carrier ausliefern soll. Die Schulterdecker werden bevorzugt auf Inlandsrouten zum Einsatz kommen, wobei die erste An-158 schon innerhalb eines Jahres geliefert werden soll.
Der Prototyp der An-158 ist derzeit das einzige flugfähige Exemplar des Antonow-Airliners. Doch das soll sich bald ändern.
Vier sind in der Endmontage
Die An-158 ist eine um 2,5 Meter verlängerte Version der von Air Ocean eingesetzten An-148. Sie bietet Platz für 99 Passagiere. Einziger Kunde für den mit zwei D-436-Turbofans von Iwtschenko Progress ausgestatteten Jet war bislang Cubana, die staatliche Airline Kubas. Cubana besitzt sechs An-158, die allerdings mangels Ersatzteilen und wegen Korrosionsproblemen schon seit 2018 am Boden stehen. Ansonsten existiert von der An-158 nur noch der Prototyp, der bei Antonow in Kiew verblieb. Dennoch scheint es nicht utopisch, dass Antonow das Memorandum erfüllen kann, denn in den Werkshallen des Herstellers stehen vier teilmontierte An-158 auf Halde, von denen mindestens eine fast komplett ist. Bei den vier Jets handelt es sich laut der Datenbank russianplanes um die Werknummern 205-07, 205-08, 205-09 und 205-10. Folglich müsste von den fünf geforderten Maschinen nur noch eine völlig neu gebaut werden.
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