Russlands Turboprop Iljuschin Il-114-300 im Intensiv-Flugtest

Iljuschin Il-114-300
:
Russlands neuer Turboprop im „intensiven Flugtest“

© UAC (Screenshot Youtube) 17 Bilder

Erst durfte die Il-114-300 wegen Triebwerksproblemen jahrelang nicht fliegen, jetzt aber scheint die Flugerprobung des neuen Regional-Turboprops aus Russland voll in Fahrt. Wie viele Prototypen daran derzeit teilnehmen, ist unklar. Klar ist nur: Die Zeit drängt.

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Die Iljuschin Il-114-300 hat viel nachzuholen. Ein über zweieinhalb Jahre anhaltendes Flugverbot, ausgelöst durch den Absturz des mit demselben Triebwerkstyp ausgestatteten Transportflugzeugs Il-112W am 17. August 2021 in Kubinka, zerschoss den ohnehin ambitionierten Zeitplan für die russische Turboprop-Hoffnung vollkommen. Nach wie vor gibt es keine Information darüber, ob der erste Prototyp der Il-114-300 inzwischen wieder in der Luft ist. Die Rede ist offiziell stets nur vom zweiten Testflugzeug, das Ende März dieses Jahres zum Jungfernflug startete und seither laut Angaben der russischen Flugzeugbau-Holding UAC "ein intensives Testprogramm" durchläuft.

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Ein Kleid für die nackte Iljuschin

Mehr als 30 Flüge soll die Zweimot mit der Testkennung 54115 zwischen dem 31. März und Anfang September absolviert haben. Teilweise sei die Il-114-300 dabei "mehr als sieben Stunden" am Stück in der Luft gewesen, berichtet UAC. Daniil Brenerman, Geschäftsführer des zu UAC gehörenden Konstruktionsbüros Iljuschin, gab zu Protokoll, dass die Testergebnisse mit den vorab berechneten Daten übereinstimmen und die Maschine "hervorragende Flugeigenschaften" aufweise.

Einer der jüngsten Flüge führte die Il-114-300 von ihrer aktuellen Testbasis Luchowizy bei Moskau ins rund 700 Kilometer entfernte Uljanowsk. Dort erhielt der bislang "nackte" Prototyp beim Unternehmen Spektr Avia eine Komplettlackierung in UAC-Werksfarben. Hierfür habe man "ausschließlich einheimische Lacke" verwendet, betonte das Konsortium in einer begleitenden Pressemitteilung.

© UAC (OAK)
Russlands Turboprop zurück am Himmel Hier fliegt die erste wirklich neue Iljuschin Il-114-300

Karrierestart in Sibirien

Nach Abschluss der Lackierarbeiten flog die Iljuschin mit der Seriennummer 0110 wieder zurück zum Flugplatz Tretjakowo in Luchowizy. Dort werden die Flugtests nun fortgesetzt, wie es heißt. Offizielles Ziel ist nach wie vor die Musterzulassung bis spätestens Ende 2025, damit ab dem Folgejahr die ersten Serienflugzeuge in den Passagierdienst eintreten können. Laut Iljuschin-Chef Brenerman befinden sich im MiG-Werk Luchowizy, wo die Endmontage der Il-114-300 erfolgt, zwei für den kommerziellen Flugbetrieb gedachte Flugzeuge im Bau. Komponenten zur Montage weiterer Maschinen lägen ebenfalls bereit. Erste Betreiberin soll nach aktuellem Stand Red Wings Airlines werden – eine Tochtergesellschaft des Leasinggebers Ilyushin Finance. Red Wings will ab 2026 vier Il-114-300 am Flughafen Omsk in Sibirien stationieren.

© UAC (Screenshot Youtube)

Der zweite Prototyp 54115 ist die erste von Grund auf neue Il-114-300. Beim ersten Prototyp handelte es sich noch um eine modifizierte Il-114 der ersten Generation.

Ersatz für Sowjet-Oldtimer

Mit der Iljuschin Il-114-300, die eine moderne Weiterentwicklung der in den Neunzigerjahren entwickelten Il-114-100 verkörpert, will Russland im regionalen Luftverkehr veraltete Sowjetmuster wie die Antonow An-24 ersetzen. Als Tiefdecker benötigt die Il-114-300 jedoch naturgemäß eine bessere Flugplatz-Infrastruktur als die für unbefestigte Pisten ausgelegte Antonow – auch wenn die PR des Herstellers der Il-114-300 ähnliche "Dreckpisten"-Eigenschaften andichtet. Parallel zur Erprobung des neuen Musters laufen daher in mehreren Regionen des Landes Programme zur Modernisierung kleiner Flugplätze, um dem anstehenden Wechsel auf das zukünftige Muster bestmögliche Rahmenbedingungen zu schaffen.

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