Air France will bei SAS einsteigen
Die finanziell notleidende Scandinavian Airlines erwartet den Einstieg neuer Großinvestoren. Die angekündigte Beteiligung seitens Air France/KLM macht auch den Wechsel der Luftfahrtallianz von der Star Alliance zum Skyteam nötig.
SAS und Air France hatten am Dienstag angekündigt, dass ein neues Investorenkonsortium für insgesamt 1,175 Milliarden Dollar den Einstieg bei der nordeuropäischen Airline plane. Darunter sind künftig die US-Beteiligungsgesellschaft Castlelake, die 32 Prozent an der SAS AB übernehmen will, Air France/KLM mit künftig knapp 20 Prozent, der dänische Investor Lind Invest mit 8,6 Prozent und der dänische Staat, der seine Anteile auf 26 Prozent erhöht und damit über die Sperrminorität bringt.
Chapter 11 in den USA
Seit Mitte 2022 fliegt SAS unter Gläubigerschutz nach Chapter 11 des amerikanischen Insolvenzrechts. Das Unternehmen kämpft schon länger mit zu hohen Kosten in seinem Heimatmarkt Nordeuropa, die auch nach mehreren Restrukturierungsanläufen nicht entscheidend gesenkt werden konnten. Ein Pilotenstreik hatte Gehaltseinbußen des fliegenden Personals verhindert.
Kleiner Markt und zersplittertes Aufkommen
Unterdessen herrscht unter den drei SAS-Gründungsnationen Dänemark, Norwegen und Schweden Uneinigkeit, welche Gewichtung die jeweils eigenen Drehkreuze erhalten sollen. Schweden hatte auf einer wichtigeren Rolle von Stockholm bestanden, Norwegen hatte es vorgezogen, durch einheimische Neugründungen, wie Norwegian, den eigenen Heimatmarkt außerhalb von SAS sebst zu bedienen. Auch Kopenhagen, das wichtigste Drehkreuz von SAS, hatte durch die Aufteilungen früheres Aufkommen verloren.
Zahlen Kleinaktionäre die Zeche?
Als Börsenreaktion auf die Übernahmepläne brach der Aktienkurs von SAS am Mittwoch um 95 Prozent ein. Betroffen davon sind vor allem die rund 250.000 Kleinaktionäre, die damit ihre Investitionen dauerhaft verlieren könnten.
SAS vor Allianzwechsel
Air France/KLM kündigte an, dass man die Präsenz im Markt Nordeuropa verstärken wolle. SAS, einst Gründungsmitglied der Star Alliance, werde in die Allianz Skyteam wechseln. Auch Lufthansa, die derzeit ihren Einstieg bei ITA-Airways in Italien vorbereitet, war mittelfristig eine Absicht nachgesagt worden, sich an SAS beteiligen zu wollen.
Kleinere Airlines haben es schwerer
Eine ganze Reihe von verbliebenen, traditionellen, mittelgroßen europäischen Fluggesellschaften stehen zunehmend unter Druck, sich in einem liberalisierten Markt gleichermaßen gegen die großen Netzwerkairlines mit ihrer Marktmacht und gegen aggressive Niedrigpreisanbieter behaupten zu müssen, die in viele Märkte eindringen. Deswegen wird eine weitergehende Konsolidierung des Airline-Marktes in Europa erwartet.
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