Aeroflot lässt A330 im Iran bei Mahan Air warten

Premiere im Iran
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Aeroflot lässt A330 bei Mahan Air warten

© Sergej Kustow (CC BY-SA 3.0) 15 Bilder

Russlands größte Fluggesellschaft Aeroflot feiert 2023 ihr 100-jähriges Bestehen. Unter dem Eindruck der gegenwärtigen Sanktionen gab es parallel zu diesem Jubiläum eine zweifelhafte Premiere: Erstmals schickte Aeroflot ein Flugzeug zur Wartung nach Teheran.

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Der Airbus A330 mit dem Kennzeichen RA-73700 ist elfeinhalb Jahre alt. Seit seiner Auslieferung im November 2011 fliegt er für Russlands Flag Carrier Aeroflot. Bis vor einem Jahr tat er das mit der Bermuda-Kennung VQ-BNS, bevor er im Zuge der gegen Russland verhängten Sanktionen in Russland registriert wurde. Mit ihm zusammen besitzt Aeroflot derzeit eine Flotte von zwölf A330-300. Eigentlich hatte man geplant, die Teilflotte sukzessive durch neue A350 zu ersetzen. Aber seit hier die Lieferungen zum Erliegen kamen, erfreut sich die A330 bei Aeroflot wieder größter Aufmerksamkeit – und kommt vor allem für innerrussische Fernstrecken und Flüge ins benachbarte Ausland sowie auf Ferienrouten beispielsweise nach Ägypten, in die Türkei, auf die Seychellen oder nach Dubai zum Zug.

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Aeroflot besitzt derzeit zwölf A330-300, die 2022 allesamt aus dem Register der Bermudas ins russische Luftfahrtregister übertragen wurden. Ein Teil der Maschinen war von westlichen Anbietern geleast.

Ferryflug nach Teheran

Der Iran gehört bei Aeroflot eigentlich nicht zu den regelmäßigen A330-Flugzielen. Doch am 5. April schickte die Airline das eingangs erwähnte Exemplar RA-7300 von Moskau aus unter der Flugnummer SU584 auf eine dreieinhalbstündige Reise in die iranische Hauptstadt Teheran. Passagiere waren bei diesem Flug allerdings nicht an Bord. Wie das russische Wirtschaftsportal RBK berichtet, handelte es sich stattdessen um einen Überführungsflug: Zum ersten Mal in ihrer 100-jährigen Geschichte lässt Aeroflot eines ihrer Flugzeuge im Iran warten.

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Mit der A330 fliegt Aeroflot vor allem Ziele in Russland und dem GUS-Raum an, aber auch Feriendestinationen wie die Türkei, die Seychellen, Ägypten, Dubai oder Thailand.

Bald ein gewohntes Bild?

Konkret nimmt Aeroflot in Teheran demnach die Dienste von Mahan Air in Anspruch. In deren Hangar am Flughafen Teheran-Imam Chomeini sollen primär turnusgemäße Arbeiten am Fahrwerk der A330 erfolgen. Sollte das Ergebnis dieser Arbeiten zur Zufriedenheit der Russen ausfallen, könnten der RA-73700 bald weitere Aeroflot-A330 nach Teheran folgen, schreibt RBK unter Berufung auf das Airline-Management. Zwar habe Aeroflot 2021 für derlei Dienste einen langfristigen Wartungsvertrag mit dem Unternehmen HAECO aus Hongkong abgeschlossen. Wegen der Sanktionen im Zuge des Ukraine-Krieges könne dieses Abkommen derzeit jedoch nicht umgesetzt werden.

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Mahan Air betreibt selbst keine A330, dafür aber einige Exemplare der vierstrahligen Schwester A340 in den Varianten -300 (Foto) und -600.

Russisch-iranische Symbiose

Im Iran sieht das anders aus, das Land steht selbst seit Jahrzehnten unter der Knute westlicher Sanktionen. Dennoch verfüge Mahan Air "über die notwendige Materialbasis, Zertifikate und umfangreiche Erfahrung" für "Wartungsarbeiten auf hohem Qualitätsniveau", unterstrich ein Aeroflot-Sprecher. Der Iran habe in den vergangenen Jahren ein hohes Maß an Kompetenz auf diesem Gebiet etabliert und eigene, hochwertige Wartungsstandards geschaffen.

Künftig könnten die Maintenance-Kapazitäten der Iraner jene der Russen gewinnbringend ergänzen, heißt es bei Aeroflot weiter. Die größte Airline Russlands arbeitet ihrerseits weiter an einem massiven Ausbau ihrer eigenen Kompetenzen, die bei der Konzerntochter Aeroflot Technics zusammenlaufen. Erklärtes Ziel ist es, Aeroflot Technics zum russlandweit größten Wartungsunternehmen für einheimische und westliche Flugzeuge auszubauen. Am 20. März meldete der Pressedienst von Aeroflot den ersten erfolgreichen, komplett selbständig vorgenommenen Fahrwerkstausch bei einer A330.

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