Azimuth aus Krasnodar in Russland ist die weltweit einzige Fluggesellschaft, deren Flotte nur aus Suchoi Superjets besteht. Das hat nun bald ein Ende: Azimuth wird 2022 ihren ersten Airbus A220 übernehmen. Wird die russische Vorzeige-Airline dem Superjet untreu?
Für den Kanada-Airbus wird es eine Premiere: Als erste Airline aus Russland wird Azimuth ab dem kommenden Jahr mit der A220 fliegen. Sechs Exemplare sollen zwischen Mitte 2022 und 2024 zur Flotte stoßen, allesamt geleast vom US-Unternehmen Air Lease Corporation (ALC). Zum Einsatz kommen sollen die neuen Jets von den Azimuth-Basen Rostow am Don, Krasnodar und Mineralnyje Vody im Süden Russlands. Bekannt wurde der Deal in der vergangenen Woche im Rahmen des Aviasalons MAKS in Schukowski.
Die 15 Superjets von Azimuth erhalten bald Gesellschaft aus dem Westen: sechs A220-300 sollen ab Mitte 2022 zur Flotte stoßen.
Airline mit Sonderstatus
Bemerkenswert ist daran vor allem, dass Azimuth bislang als reiner Suchoi Superjet-Betreiber bekannt war. Mittlerweile betreibt die Airline 15 Exemplare des russischen Regionaljets, davon acht in der Ausführung SSJ100LR mit erhöhter Reichweite, und bedient damit vor allem Inlandsrouten, aber auch Ziele in Westeuropa. Entgegen vieler kritischer Kommentare, die andere Betreiber in der Vergangenheit über das russische Regionalflugzeug abgaben, äußerte sich Azimuth mit der Leistung und auch mit der Zuverlässigkeit der Superjets stets hochzufrieden. Für Hersteller Suchoi und die Flugzeugbau-Holding UAC avancierte Azimuth wegen ihres besonderen Status zu einer Art Leuchtturm-Projekt, um das angekratzte Image des Flugzeugs zu verbessern.
Dem Superjet will Azimuth weiter treu bleiben - die A220 soll das Portfolio nach oben erweitern, nicht mit dem russischen Muster konkurrieren.
Keine Konkurrenz zum Superjet
An diesem Status soll sich wohl auch künftig nicht viel ändern – obwohl Azimuth bald nicht mehr allein auf den Suchoi Superjet setzt. Nach wie vor lobt der russische Carrier das Muster, unterzeichnete in Schukowski gar eine Absichtserklärung für zehn weitere Superjets, die bis 2026 geliefert werden sollen. Azimuth-Generaldirektor Pawel Ekzhanov war es denn auch wichtig, bei der Bekanntgabe der A220-Bestellung öffentlich zu betonen, dass die A220 nicht mit dem Superjet konkurriere. Jedoch biete das West-Muster Azimuth die Möglichkeit, bald Flüge nach Sibirien, in benachbarte GUS-Staaten sowie in den Nahen Osten und nach Europa aufzunehmen. Ziele, die mit dem bisherigen Flottenpark unerreichbar sind. Denn der Superjet fliegt maximal 4.200 Kilometer weit und fasst dabei 100 Personen – wohingegen die A220 fast 6.400 Kilometer bewältigt und 148 Fluggäste mit an Bord nehmen kann.
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