Die erste russische MS-21 ohne westliche Teile fliegt - bald...

Russlands A320-Gegenstück
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Die erste MS-21 (fast) ohne westliche Teile steht unter Strom

© United Aircraft Corporation 31 Bilder

Russlands Flugzeugbau-Holding UAC muss ihren neuen Passagierjet MS-21 auf links krempeln: zu viele westliche Teile! Die "Russifizierung" der MS-21 läuft langsamer als geplant, aber jetzt sieht man sich in Russland auf der Zielgeraden. Erstflug? Demnächst...

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Der Zeitplan ist schon längst gesprengt, aber dass man den nicht würde einhalten können, war eigentlich jedem klar. Zu umfangreich ist der Umbau der Jakowlew (früher Irkut) MS-21 auf rein russische Komponenten, als dass das Projekt innerhalb der 2022 vom Kreml genannten Frist ernsthaft umzusetzen wäre. Ansonsten stünden "russifizierte" Prototypen der MS-21 längst mitten in der Flugerprobung und die ersten sechs Serienmaschinen würden 2024 an Erstkundin Aeroflot (respektive Tochter Rossija) ausgeliefert.

© Irkut (UAC)
Kein einziges Projekt im Plan Russlands Flugzeugbau kommt nicht in die Spur

Ein Mammut-Unterfangen

Tatsächlich wird in Russland aber dieses Jahr noch gar nichts ausgeliefert – zumindest kein neues Passagierflugzeug. Denn die MS-21-310rus, so der neue Name des russischen A320-Gegenstücks, ist längst nicht fertig. Das ist kein Wunder, muss Russland doch rund zwei Drittel der ursprünglich aus dem Westen stammenden Bauteile des Airliners gegen einheimische Analoga ersetzen. Und die wiederum müssen erst einmal entwickelt, hergestellt und erprobt werden, bevor sie in den Betrieben der Zulieferer in Serie gehen können. Dass es für eine großangelegte Produktion bei fast allen Lieferanten, und auch im Flugzeugwerk Irkutsk, wo die Endmontage der MS-21 erfolgt, an Potenzial und Personal fehlt, steht noch einmal auf einem anderen Blatt.

© UAC

Die MS-21 startete einst als international angelegtes Programm. Das fällt den Russen nach dem Bruch mit dem Westen auf die Füße.

"Power on" für die MS-21rus

Zumindest für den Bau zweier Prototypen wähnt sich die Staatsholding UAC, die in Russland den Flugzeugbau verantwortet, jetzt aber in der Schlussphase. Das jedenfalls sagte Jakowlew-Vizechef Anatoli Gaidansky laut der russischen Luftfahrt-Webseite aviation21.ru. So stehe die erste MS-21rus bereits "unter Strom", wie Gaidansky auf einem Treffen des Lenkungskreises zur MS-21 erläuterte. "Die Hauptarbeiten an der Stromversorgung sind erledigt. Die Kommentare werden berücksichtigt und die Software hinsichtlich der Interaktion zwischen dem Hauptstromnetz und dem Flugzeug wird fertiggestellt."

Laufe bei den weiteren Tests und Inspektionen alles nach Plan, könne die MS-21 mit der Testkennung 73055 Ende Juni zum Erstflug starten. Konkret fasste der Jakowlew-Vize dafür den 30. Juni ins Auge. Das sei machbar, ergänzte Gaidansky, betonte aber: "Angesichts des aktuellen Stands der Arbeiten ist das ein straffer Zeitplan."

© AeroComposite
„Schwarze Magie“ in Uljanowsk Hier entstehen die Kohlefaser-Flügel der MS-21

Noch nicht komplett russisch

Einen kräftigen Schluck Wasser in den MS-21-Wein gibt es für Jakowlew jedoch angesichts der Tatsache, dass der als "Flugzeug Nummer 12" bezeichnete Prototyp noch nicht vollends ohne westliche Teile auskommen wird. Welche Komponenten konkret noch fehlen, ist unklar. Ein komplett "importsubstituiertes" Flugzeug aber wird laut Gaidansky frühestens Ende November abheben – in Gestalt der MS-21rus 73057 (Baunummer 13). Die dann anstehenden Flugtests der MS-21rus sollen schließlich möglichst schnell in einer Zertifizierung münden – die Jakowlew im Rahmen einer erweiterten Musterzulassung auf dem Ticket der ursprünglichen MS-21 anstrebt. Nach aktuellem Stand ist die Auslieferung der ersten MS-21rus aus dem Serienbau für Ende 2025 oder Anfang 2026 geplant.

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