Das Propfan-Konzept war bereits totgesagt – seit Kurzem ist es wieder da. Das Triebwerks-Konsortium CFM will damit die Zukunft mitgestalten – und holt für sein Testprogramm Airbus mit ins Boot. Das Resultat: eine A380 soll bald mit Open Fan abheben.
CFM arbeitet an der nächsten Generation von Flugzeugantrieben. Und der Weg dorthin, so die Meinung des Gemeinschaftsunternehmens von GE Aviation und Safran Aircraft Engines, führt über den Open Fan. Das ist die Bezeichnung, die CFM für die Triebwerksarchitektur mit nichtummanteltem Bläser nutzt. Sie könnte ab Mitte der 2030er-Jahre zum Standard bei Schmalrumpf-Airlinern avancieren – und soll noch einmal bis zu 20 Prozent sparsamer sein als das derzeit brandaktuelle CFM LEAP, das unter anderem für den Airbus A320neo zur Wahl steht.
An einem maßgeschneiderten Pylon soll der Open Fan eines der vier A380-Strahltriebwerke ersetzen.
Flugtests in Toulouse
Um diese in der Theorie errechneten Ergebnisse auch praktisch unter Beweis zu stellen, arbeitet CFM bei seinem Demonstrationsprogramm RISE (Revolutionary Innovation for Sustainable Engine) künftig mit Airbus zusammen. Wenn der neue Open Fan flugbereit ist und im CFM-Testzentrum in Victorville (Kalifornien) seine Fähigkeiten auf dem Prüfstand unterstrichen hat, soll er mithilfe einer von Airbus bereitgestellten A380 in die Luft gehen. Das wird, nach jetzigem Stand, in der zweiten Hälfte dieses Jahrzehnts auf dem Airbus-Werksflughafen in Toulouse geschehen. Die beiden Partner wollen mit der A380-Testkampagne "ein besseres Verständnis der Triebwerk-Flügel-Integration und der aerodynamischen Leistung sowie zu Effizienzsteigerungen bei den Antriebssystemen" erlangen, wie es Airbus etwas sperrig in einer Pressemitteilung formuliert. Auch die Lärm- und Vibrationsentwicklung sowie der Betrieb mit 100 Prozent nachhaltigem Kraftstoff sollen erprobt werden.
"Hunderte von Sensoren"
Zu diesem Zweck ersetzen CFM und Airbus eines der vier Strahltriebwerke der A380 durch einen Open Fan-Prototypen, der an einem maßgeschneiderten Pylon unter die Tragfläche des Superjumbos geschnallt wird. Auf von Airbus veröffentlichten Grafiken sitzt der neue Antrieb an der Backbord-Innenseite. Im Inneren des Flugzeugs wird es Arbeitsplätze für Flugtestingenieure und -techniker geben, die sämtliche Versuche im Flug überwachen und analysieren. Für möglichst akkurate Messergebnisse werde die A380 "mit Hunderten von Sensoren, darunter Mikrofone, Beschleunigungsmesser, statische Drucksensoren und Kameras" ausgestattet sein, erklärt Airbus. Welche A380 genau Airbus als "Propulsion Demonstrator" einsetzen möchte, geht aus den bisherigen Stellungnahmen nicht hervor. Der erste Prototyp F-WWOW wird es jedenfalls nicht sein: dieser ist ab 2026 bereits als Versuchsträger für Wasserstoffantriebe eingeplant. Es muss also eine zweite Test-A380 her, die derzeit noch nicht existiert.
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