Eine private Cessna 551 fliegt am Ziel Köln-Bonn vorbei. Der Pilot reagiert nicht auf Funkkontakt, Kampfjets steigen auf. Vor der Küste Lettlands trudelt der kleine Jet und stürzt in die Ostsee. Über die Ursache für den Irrflug gibt es nur Theorien.
Einen Tag nach dem rätselhaften Absturz der Cessna Citation über der Ostsee suchen Schiffe, Aufklärungsdrohnen und Hubschrauber aus mehreren Ländern weiter das Gebiet nach Wrack- und Leichenteilen ab. Am Montagmorgen gaben die lettischen Rettungskräfte bekannt, man sei auf ein Gebiet "mit erhöhter Trümmerkonzentration" gestoßen, habe aber noch keine menschlichen Überreste geborgen. Die Suchaktion findet nach Angaben der lettischen Seerettung derzeit in einem sechs mal sechs Kilometer großen Gebiet statt. Die Ostsee sei an dieser Stelle etwa 60 Meter tief. Dass der genaue Ort und Zeitpunkt des Unfalls bekannt sind, erleichtere die Suche.
Davon, dass von den vier Insassen des Businessjets jemand den Crash überlebt haben könnte, geht vor Ort niemand aus. Auch Lars Antonsson, Leiter der schwedischen Such- und Rettungsmission, rechnet nicht mit Überlebenden. An Bord der Maschine befanden sich laut übereinstimmenden Medienberichten vier Personen. Dabei handelte es sich um den Kölner Unternehmer und Karnevalisten Peter G., der die Citation selbst flog, sowie dessen Frau, die gemeinsame Tochter und deren Freund.
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Führerlos in Richtung Ostsee
Was genau an Bord der 29 Jahre alten Cessna 551 Citation II geschehen ist, bevor der Jet ins Meer stürzte, ist unklar. "Wir haben keine Erklärung, wir können nur spekulieren", sagte Antonsson. Die vier Insassen seien aber "eindeutig nicht handlungsfähig" gewesen. Dis Flugzeug mit der Kennung OE-FGR, das der Firma GG Rent aus Bergisch Gladbach gehörte, war am Sonntagnachmittag im spanischen Jerez mit Ziel Köln/Bonn gestartet. Nach Medieninformationen hatte der Pilot Probleme mit dem Drucksystem gemeldet. Kontaktversuche der Flugsicherung blieben danach offenbar bereits über Frankreich unbeantwortet. Die Franzosen ließen daraufhin eine Alarmrotte aufsteigen, deren Versuche zur Kontaktaufnahme ebenfalls keinen Erfolg hatten. Als die Citation in den deutschen Luftraum einflog, übernahmen zunächst zwei Eurofighter aus Neuburg/Donau, später zwei Maschinen aus Laage das Geleit für den offensichtlich führerlosen Bizjet. Eigenen Angaben zufolge konnten die Bundeswehrpiloten im Cockpit der Cessna niemanden erkennen.
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"Geisterflug" mit fatalem Ende
Über das Ziel Köln-Bonn flog der Jet in einer Höhe von 31.000 Fuß geradewegs hinweg. Über der Ostsee wurde er von einer dänischen F-16 in Empfang genommen. Zuletzt stellten abermals deutsche Eurofighter, dieses Mal vom estnischen Ämari aus, die Begleitung. Nach fast fünf Stunden Flugzeit ging der Citation schließlich vor Lettland wohl der Sprit aus. Sie begann eine steile Abwärtsspirale, sank dabei bis zu 8.000 Fuß pro Minute und stürzte vor der Küste der Stadt Ventspils ins Wasser. Die Luftwaffe schrieb später auf Twitter: "Leider müssen wir bestätigen, dass am heutigen frühen Abend ein Kleinflugzeugzeug, das – aus Spanien kommend – den deutschen Luftraum durchflog, in der Ostsee vor Lettland abstürzte." Als wahrscheinlichstes Szenario gilt aktuell, dass die vier Insassen der Citation aufgrund des zuvor gemeldeten Problems mit der Druckkabine einen akuten Sauerstoffmangel (Hypoxie) erlitten, in dessen Folge sie ohnmächtig und damit handlungsunfähig wurden.
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Helios Airways 552
Der Vorfall weckt Erinnerungen an Helios Airways-Flug 552. Die Boeing 737-300 war am 14. August mit 121 Insassen wenige Kilometer nordwestlich des Athener Flughafens in hügeligem Gelände zerschellt. Die Piloten hatten wegen falscher Einstellungen der Druckregelanlage in der Kabine das Bewusstsein verloren und nicht wiedererlangt.
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