Ultra-Kurzstarter: Hybrid-An-2 mit neun Propellern

Ultra-Kurzstarter „Partizan“
:
Turboprop-Hybrid-An-2 mit neun Propellern

© Russian Foundation for Advanced Research 7 Bilder

Russische Forscher haben beim Aviasalon MAKS in Schukowski ein kurioses Flugzeug präsentiert: eine auf Turbine umgerüstete Antonow An-2, zusätzlich bestückt mit acht Elektromotoren und ebensovielen kleinen Propellern am unteren Flügel. Nach 50 Metern hob es ab.

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Nicht einmal fünf Sekunden vergehen vom Beginn des Startlaufs bis zu dem Moment, in dem die Räder den Boden verlassen. Schon nach wenigen Metern ist die TWS-2MS in der Luft, steil nach oben gezogen von den 1.100 PS ihrer Honeywell-Propellerturbine vor dem Cockpit. Doch mit Turbokraft allein wäre solch ein kurzer Startlauf nicht zu schaffen – nicht einmal für ein Kurzstartwunder wie die Antonow An-2, auf der die TWS-2MS basiert. Das Flugzeug, das im Video auf YouTube für staunende Blicke sorgt, hat noch ein Zusatz-Ass im Flügel. Genauer gesagt deren acht, und die stecken, gleichmäßig verteilt, an den unteren Tragflächen des Doppeldeckers. Denn die TWS-2MS des Forschungsinstituts SibNIA steht unter Strom: Acht Elektromotoren sorgen dafür, dass das Flugzeug beinahe auf einem Bierdeckel abheben kann.

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50 Meter Startstrecke

Die in Schukowski erstmals öffentlich gezeigte TWS-2MS mit Hybrid-Antrieb ist ein spezielles Forschungsprojekt, das vom staatseigenen Advanced Research Fund FPI gefördert wird. "Die Leistungsbeschreibung sieht vor, dass das Flugzeug von einem Gelände abheben muss, das nominell für den Hubschrauber Mi-8 vorgesehen ist", erklärt Projektleiter Yan Tschebisow. "Dieses misst 50 mal 30 Meter, unter Berücksichtigung der Randbeschränkungen, also Wald oder andere Hindernisse an den Grenzen." Am Ende des Startfelds sollte das Flugzeug folglich schon rund 15 Meter hoch in der Luft sein. Ähnliche Kriterien gelten für die Landung – "ein besonders schwieriges Manöver", wie Tschebisow einwirft.

© Russian Foundation for Advanced Research

Die acht von E-Motoren angetriebenen Propeller sorgen für erhöhten Auftrieb - und ermöglichen so besonders kurze Start- und Landestrecken.

Aktives Anblasen

Möglich werden derlei Leistungen durch den aerodynamischen Effekt, den die acht E-Propeller auslösen. Ihr Luftstrom bläst bei Start, Landung und im Flug die untere Tragfläche an. Das sorgt für zusätzlichen Auftrieb und ermöglicht Starts und Landungen mit sehr geringer Geschwindigkeit. Seit 2019 arbeiten SibNIA und der FPI an diesem Ultrakurzstartflugzeug, das den Programmnamen "Partizan" trägt. Es soll "praktisch von der Stelle abheben können", wie FPI-Vizechef Vitali Dawidow bereits Anfang 2021 bemerkte. Die Hauptidee hinter dem Projekt bestehe darin, Flugzeuge wie die TWS-2MS in Gebieten mit schlechten Start- und Landebahneinrichtungen zu betreiben, die zuvor nur von Hubschraubern erreicht wurden. Laut Dawidow sind in einem späteren Verlauf auch unbemannte Flugtests vorgesehen.

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Forschung für die Praxis

Die Nutzlast des Hybrid-Doppeldeckers soll bei rund einer Tonne liegen. Das Abfluggewicht gibt das FPI mit 3.380 Kilogramm an, die Kabine bietet acht Passagieren Platz. Zwar firmiert die spezielle Version der TWS-2MS ausdrücklich als fliegendes Versuchslabor, allerdings könnten die Forschungsergebnisse irgendwann durchaus in praktischen Anwendungen münden. So sollen sich angeblich auch das Militär und das Ministerium für Katastrophenschutz für die Ultrakurzstartvariante der Turbo-An-2 interessieren. Aufgrund ihrer speziellen Eigenschaften könnte sie beispielsweise für Such- und Rettungsaufgaben herangezogen werden, außerdem für Aufklärungsmissionen. Schließlich könne sie "auf jeder Waldlichtung starten und landen", unterstreichen russische Medien.

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