Antonows aus Feindesland: Wem gehören die beiden An-148?

Wem gehören diese beiden An-148?
:
Ukraine will „Feindesland-Antonows“ einbehalten

© Air Ocean Airlines 17 Bilder

In der Ukraine liegen seit geraumer Zeit zwei Antonow An-148E an der Kette. Gebaut wurden sie in Russland, die Eigentumslage ist dagegen undurchsichtig. Die ukrainische Regierung will die Flugzeuge behalten – und auch juristisch ins Staatseigentum überführen.

Kompletten Artikel anzeigen

Die gute Nachricht vorneweg: Es gibt sie noch, die beiden Antonows. Allem Anschein nach trotz Krieg in einem Stück, denn sonst wäre das Interesse in Kiew an den Kuckucksei-Jets aus Russland vermutlich nicht annähernd so groß. Die Rede ist von zwei An-148E der Air Ocean Airlines, mit denen das ukrainische Start-up Ende 2021 den Betrieb aufgenommen hatte. Diese beiden Flugzeuge, in der Ukraine registriert als UR-CTC und UR-CTF, gehörten zuvor zum Inventar des quasi-staatlichen Leasinggebers Ilyushin Finance aus Russland und flogen für die russische Regional-Airline Angara. Über diverse Umwege und Winkelzüge waren sie 2021 in die Ukraine gelangt.

Social Media Inhalt

Empfohlener redaktioneller Inhalt
An dieser Stelle zeigen wir weitere Inhalte, die den Artikel ergänzen. Mit Klick auf den Button geht es weiter zu unserer mobilen Website.

Antonows aus Russland

Das war schon damals ein Politikum, denn auch vor dem großen Krieg lagen Russland und die Ukraine miteinander über Kreuz. Dazu kam der Umstand, dass die beiden Antonows von Air Ocean Airlines nicht etwa in Kiew, sondern im russischen Woronesch gebaut wurden – zu einer Zeit, als die beiden Nachbarn im Flugzeugbau noch gemeinsame Sache machten.

Lange währte das Ukraine-Engagement der Jets nicht: Unter bis heute nicht genau bekannten Umständen stellte Air Ocean schon im Januar 2022 den Flugbetrieb mit den An-148E wieder ein. Einen Monat später folgte der Einmarsch der russischen Armee. Seither gibt es in der Ukraine generell keinen zivilen Flugbetrieb mehr.

Kiew will sie behalten

Der ukrainische Staat allerdings interessierte sich recht bald für die beiden nun untätigen Russen-Antonows. Bereits Anfang 2023 ordnete ein Gericht die Beschlagnahmung der Flugzeuge an. Das Ziel: Die Jets sollen so lange an der Kette bleiben, bis die Eigentumsverhältnisse geklärt sind. Hierzu will man in Kiew jetzt endgültig Nägel mit Köpfen machen: Ende Dezember 2023 strengte das Justizministerium vor dem Obersten Anti-Korruptionsgericht der Ukraine eine Klage an, mit der sich der Staat die Flugzeuge dauerhaft einverleiben möchte. Als Rechtsgrundlage dient ein 2022 von der Regierung erlassenes Gesetz, das die Einziehung russischer Vermögenswerte als besondere Form von Sanktionen gegen Russland regelt.

© Air Ocean Airlines

Air Ocean Airlines flog die An-148E nur zwei Monate, dann war schon wieder Schluss - noch bevor die Russen kamen.

Wem gehören sie denn nun?

Nach Ansicht der ukrainischen Regierung gehör(t)en die An-148E demnach weiter zum Eigentum von Ilyushin Finance, weshalb sie nach geltender ukrainischer Rechtslage eingezogen und verstaatlicht werden können. Ilyushin Finance gibt seinerseits an, die beiden Antonows schon 2021 an eine Leasingfirma aus Zypern verkauft zu haben. Nach ukrainischer Auffassung dagegen fand dieser Verkauf nie statt, das zyprische Unternehmen habe lediglich als Strohmann für den Deal agiert.

Dafür spricht, dass die Flugzeuge in der Tat nie in Zypern weilten. Sie kamen seinerzeit aus Russland in die Ukraine – über Moldawien als Drittland, weil der russisch-ukrainische Direktverkehr schon damals unterbunden war. Im Einsatz für Air Ocean trugen die Antonows außerdem weiter das Farbkleid ihrer russischen Vorbesitzerin Angara. Die russische Flagge und das russische Kennzeichen am Heck waren lediglich mit Aufklebern überdeckt worden.

© Air Ocean Airlines

Air Ocean Airlines möchte die Antonows gern für ein Comeback nutzen. Ob daraus etwas wird?

Comeback für Air Ocean?

Air Ocean Airlines indes scheint nach wie vor bestrebt, den Betrieb so bald wie möglich wieder aufzunehmen – und dafür weiter die zwei An-148 UR-CTC und UR-CTF zu nutzen. Entsprechende Ankündigungen waren jedenfalls im vergangenen Sommer aus der Ukraine zu vernehmen. Sofern der zivile Flugverkehr im Inland weiter ausgesetzt bleibe, zog Airline-Chef Wjatscheslaw Geriga dabei auch Wet Lease-Flüge im westlichen Ausland in Betracht – ähnlich wie dies seit Kriegsausbruch zum Beispiel Mitbewerberin SkyUp aus Kiew vollführt. Die nutzt dafür allerdings die weltweit verbreitete Brot-und-Butter-Boeing 737-800 – während die nur in geringer Stückzahl produzierte An-148 bis heute keine Musterzulassung nach den Regularien der europäischen Luftfahrtbehörde EASA besitzt.

Dieser Artikel kann Links zu Anbietern enthalten, von denen FLUG REVUE eine Provision erhalten kann (sog. „Affiliate-Links“). Weiterführende Informationen hier.

Meist gelesen 1 Operation Rising Lion Warum Irans Luftwaffe keine Chance gegen Israel hat 2 Riesen-Armada in den Mittleren Osten? US Air Force verlegt fast 30 Tanker über den Atlantik 3 55. Aérosalon in Le Bourget Erste Bilder aus Paris - Europas größte Luftfahrtmesse 4 Ende für F-14-Kampfflugzeug-Legende? Israel nimmt Tomcat-Flotte des Irans ins Visier 5 Embraer-Militärtransporter So fliegt es sich in der KC-390