Fliegeruhren: Die gute Uhr

Handwerkskunst
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Die gute Uhr

© Stefan Freund, Sinn Spezialuhren, Häußermann

Gute mechanische Uhren haben ihren Preis. Warum das so ist und woran man eine gute Uhr erkennt, lesen Sie hier.

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Sind wir ehrlich: Die mechanische Uhr ist eigentlich ein Anachronismus. Denn eine batteriebetriebene Quarzuhr für 20 Euro zeigt die Zeit mindestens so genau an,die Zeitanzeigen in Handys und natürlich die Borduhren im Cockpit des Flugzeugs auch. Trotzdem: Wir möchten unsere mechanische Uhr nicht missen. Auch nicht in diesen modernen Zeiten, oder vielleicht sogar als Ausgleich für den digitalen Overkill, der uns täglich im Job und im Alltag bedroht.

Eine Anschaffung fürs Leben

Die mechanische Uhr lädt uns ein, sie als Kunstwerk und nicht nur als Instrument zu betrachten. Sie ist Ausdruck von persönlichem Stil, eine zuverlässige Reisebegleiterin und zeigt dank automatischem oder Handaufzug die Zeit auch dann noch an, wenn die Batterien von Quarzuhr und Handy gerade schwach auf der Brust werden. Außerdem: In Zeiten, in denen allenthalben Nachhaltigkeit beschworen wird, kommt man an der mechanischen Uhr, die auch noch nach Jahrhunderten repariert werden kann, ohnehin nicht vorbei. Sie ist eine Anschaffung fürs Leben – und sogar darüber hinaus.

© Stefan Freund, Sinn Spezialuhren, Häußermann

Ready for ticktack: Mit dem Einbau der Unruh erweckt der Uhrmacher das Uhrwerk zum Leben.

Langjähriges Know-how in Konstruktion und Fertigung

Aber woran erkennt der Interessierte nun eine gute Uhr? Ein Ansatz wäre, sich bei Traditionsmarken zu bedienen. Keine schlechte Idee, schließlich haben solche Marken Jahrzehnte, manche sogar Jahrhunderte an ihrem guten Ruf gearbeitet, den man sich nicht ruinieren will. Dazu gehört nicht zuletzt ein zuverlässiger Reparaturservice. Hinter der Tradition stehen auch ein langjähriges Know-how in Konstruktion und Fertigung und verlässliche Zulieferer.

Reinrassige Manufakturen

Denn die wenigsten Uhrenhersteller machen wirklich alles im eigenen Haus. Selbst Rolex oder Seiko, Marken mit einer enormen Fertigungstiefe, kaufen beispielsweise Leder- oder Kautschukbänder zu. Ihre Uhrwerke konstruieren und bauen sie selbst, sind also nach dem Sprachgebrauch der Branche reinrassige Manufakturen. Mit Manufakturwerken bestückte Uhren sind in aller Regel enorm hochwertig, aber in der Regel immer teurer als vergleichbare Produkte anderer Marken.

© Stefan Freund, Sinn Spezialuhren, Häußermann

Horologischer Mikrokosmos: Uhrwerke bestehen aus winzig kleinen Teilen. Zur Montage ist daher eine Lupe erforderlich.

Großserienhersteller

Exklusivität hat eben ihren Preis. Schließlich müssen hier Entwicklungs- und Produktionskosten oft auf niedrigere Stückzahlen umgelegt werden. Ausnahmen wie Rolex, die geschätzt 800000 Uhren im Jahr bauen, bestätigen die Regel. Andersherum sind auch Uhrwerke von Großserienherstellern wie ETA oder Sellita kein Makel. Sie funktionieren tadellos, eignen sich vielfach zur Chronometerprüfung und arbeiten jahrzehntelang zuverlässig.

Das Gesicht der Uhr

"Von einem Uhrwerk kann man aber die Zeit nicht ablesen", sagte vor Jahren Hans-Jürgen Mühle, der Wiedergründer von Mühle Glashütte. Recht hat er. Zu einer guten Uhr gehört mehr als nur ein gutes Uhrwerk. Zum Beispiel ein hochwertiges Zifferblatt. Das Zifferblatt wird auch als Gesicht der Uhr bezeichnet. Und wenn das den potenziellen Kunden nicht anspricht, dann hat auch die beste Technik wenig Chancen. Kenner achten dabei auch auf die richtigen Zeigerlängen. Minutenzeiger müssen mit ihrer Spitze die Minuterie erreichen, das Gleiche gilt für Sekundenzeiger, insbesondere bei Chronographen.

© Stefan Freund, Sinn Spezialuhren, Häußermann

Schafft Durchblick: Gute Uhrengläser sind aus Saphir gefertigt, hoch kratzresistent und entspiegelt. Mit einem dicken Glas wird die Uhr druckfester.

Gehäuse und Bänder

Bleiben Gehäuse und Bänder. Scharfkantige Gehäuse gehen gar nicht, sie reiben Hemdmanschetten oder Ärmel von Pullovern buchstäblich auf. Kanten lassen sich mit den Fingerkuppen leicht testen, das gilt übrigens auch für den Überstand, mit dem das Uhrenglas ins Gehäuse eingepresst ist. Beim Glas ist Saphir zu bevorzugen, ist es doch äußerst kratzfest.

Fachhändler des Vertrauens

Die Wahl des Bandes hängt vom bevorzugten Einsatzbereich der Uhr ab. Wird sie überwiegend zum Anzug getragen, ist Leder eine gute Wahl. Wer seinen Zeitmesser aber auch in der Freizeit oder gar beim Sport anlassen will, ist mit einem Metall- oder Kautschukband besser bedient. Denn Lederbänder, die mit Wasser oder Hautschweiß in Kontakt kommen, müssen oft nach einem Jahr schon getauscht werden. Natürlich tragen Gehäuse und Bänder maßgeblich zum Tragekomfort bei. Den kann aber jeder nur für sich beurteilen – am besten, in dem man das Objekt der Begierde beim Fachhändler des Vertrauens probeweise ans Handgelenk legt.

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