G600 überquert den Atlantik mit 100 Prozent SAF

Gulfstream-Business-Jet
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G600 überquert den Atlantik mit 100 Prozent SAF

© Gulfstream Aerospace

Bei dem Flug von Savannah, Georgia nach Farnborough in Großbritannien wurden beide PW800-Turbofans mit HEFA-Kerosin betrieben.

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Erstmals ist ein Geschäftsreisejet mit 100 Prozent nachhaltigem Flugkraftstoff (SAF) in beiden Triebwerken über den Atlantik geflogen. Der knapp siebstündige Flug führte die Gulfstream G600 mit PW815GA-Triebwerken am 19. November von Gulfstreams Hauptsitz Savannah, Georgia nach Farnborough südwestlich der britischen Hauptstadt London. Das teilten Gulfstream Aerospace und Pratt & Whitney Canada am Montag mit.

Als Treibstoff wurde HEFA (Hydroprocessed Esters and Fatty Acids) verwendet, das unter anderem aus alten Speisefetten und -Ölen hergestellt wird. Nach Angaben von Gulfstream wurden keine Aromaten hinzugefügt. Produziert wurde der Treibstoff von World Energy, bereitgestellt wurde er von World Fuel Services. Nach Angaben von Pratt & Whitney Canada weist HEFA um mindestens 70 Prozent niedrigere CO₂-Emissionen über den kompletten Lebenszyklus auf als fossiles Kerosin.

SAF-Tests mit vielerlei Triebwerken

"Die Zusammenarbeit mit Flugzeugherstellern wie Gulfstream ist ein wichtiger Teil unserer langjährigen Bemühungen, die SAF-Kompatibilität aller unserer Triebwerke zu gewährleisten, die bereits seit mehr als einem Jahrzehnt für den Betrieb mit bis zu 50-prozentigen SAF-Mischungen zertifiziert sind", so Anthony Rossi, Vice President of Sales & Marketing bei Pratt & Whitney Canada. Mit dem Transatlantikflug habe man die Funktionsfähigkeit von Flugzeug und Triebwerken in einem vollständigen betrieblichen Setting gezeigt.

"Bei in Betrieb befindlichen Triebwerken müssen die zusätzlichen Kraftstofftypen vor der Betriebsgenehmigung von der für die Ausstellung der ursprünglichen Musterzulassung zuständigen Behörde genehmigt werden", erklärt Roberto Peluso, Executive Director Engineering bei Pratt & Whitney Canada. Diese Genehmigung erfolge auf der Grundlage von Nachweisen, die von den Triebwerksherstellern vorgelegt werden.

Die Triebwerksleistung wird durch die Nutzung von 100 Prozent SAF übrigens nicht oder kaum beeinflusst, sagt Peluso. Dennoch kann es Unterschiede im Vergleich zu fossilem Kerosin geben: "Je nach chemischer Zusammensetzung können bestimmte SAF-Spezifikationen zu Abweichungen bei der Dichte und den Heizwerten führen, die sich auf die Reichweite auswirken." Die detaillierte Zusammensetzung und die Eigenschaften der einzelnen SAF-Kraftstofftypen könnten die Betriebsfähigkeit und das Anlassen einzelner Triebwerksmodelle beeinflussen. Das müsse bei der Betrachtung jedes einzelnen Kraftstofftyps bewertet werden, bis eine Kraftstoffspezifikation zur Definition von SAF-Kraftstoffen vereinbart und freigegeben werde. Die Standardisierungsbehörde ASTM International arbeitet derzeit an einer solchen Spezifikation für 100-prozentiges SAF, sie könnte 2024 veröffentlicht werden.

Die Triebwerkshersteller Pratt & Whitney Canada und Pratt & Whitney haben nach eigenen Angaben bereits eine Vielzahl an Antrieben mit 100 Prozent SAF getestet, sowohl am Boden und in der Luft. Dazu gehören unter anderem das PW127 (Flugtest mit ATR 72), das PW1900G (Flugtest mit einer Embraer E195-E2), PW1100G-JM (Airbus A320), GTF Advantage (Bodentest), Engine Alliance GP7200 (Flugtest an Airbus A380), PT6C und das PW500 (Flugtest an Embraer Phenom 300). Auch die Hilfsgasturbine APS5000 wurde bereits am Boden und im Flug mit reinem SAF erprobt.

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