Boeing 777 mit PW4000 müssen zur Inspektion

United-Airlines-Flug 328
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Boeing 777 mit PW4000 müssen zur Inspektion

© Twitter @michaelagiulia

Nach einem schweren Triebwerksausfall an einer Boeing 777-200 am Samstag hat die US-Luftfahrtbehörde eine dringliche Lufttüchtigkeitsanweisung angekündigt. Bei dem Vorfall in der Nähe von Denver waren große Teile der Triebwerksgondel in Wohngebiete gestürzt.

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Die FAA lässt alle Boeing 777-200 mit PW4000-Triebwerken von Pratt & Whitney überprüfen. Nachdem man alle verfügbaren Sicherheitsdaten des Vorfalls vom Samstag gesichtet habe, sei man zu dem Schluss gekommen, dass die Inspektionsintervalle der hohlen Bläserschaufeln des PW4077, das nur an der 777-200 zum Einsatz kommt, verkürzt werden sollten. Das bedeute wahrscheinlich, dass einige Flugzeuge aus dem Dienst genommen werden müssten, so Steve Dickson, Chef der US-Luftfahrtbehörde. Nach Angaben von Boeing sind 69 Flugzeuge dieses Typs in Betrieb, weitere 59 sind derzeit geparkt oder eingelagert.

Am 20. Februar erlitt die Boeing 777-200 von United-Airlines-Flug 328 kurz nach dem Start vom Denver International Airport einen schweren Triebwerksausfall. Das Flugzeug, das auf dem Weg nach Honolulu, Hawaii war, konnte sicher zum Flughafen Denver zurückkehren und landen. Keiner der 229 Passagiere oder zehn Besatzungsmitglieder wurde verletzt.

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Brennendes, vibrierendes Triebwerk

Verschiedene Videoaufnahmen von dem Vorfall zeigen, dass es zunächst einen lauten Knall gegeben hat, anschließend schoss kurz schwarzer Rauch aus dem rechten Triebwerk. Die Einlauflippe löste sich komplett ab, ebenso große Teile der Gondel, die als Trümmer in Wohngebiete stürzten. Es gab keine Berichte über Verletzte am Boden. Auf einem Video, das ein Passagier aus der Kabine heraus aufgenommen hatte, ist zu sehen, wie das Triebwerk stark vibriert, obwohl es ausgeschaltet ist und der Bläser nur noch im Fahrtwind dreht. Zudem ist Feuer im Triebwerk zu sehen. Es könnte sich um Öl handeln, das auf der geschlossenen Klappenstruktur der Schubumkehr brannte.

© Broomfield Police

Die komplette Einlauflippe hat sich von der Gondel gelöst und ist in einen Vorgarten eingeschlagen.

Die US-Flugunfalluntersuchungsbehörde NTSB (National Transportation Safety Board) hat die Ermittlungen aufgenommen. Am Sonntag teilte sie die Ergebnisse einer ersten Untersuchung des Triebwerks mit. Demnach sind zwei Bläserschaufeln gebrochen, eine davon nahe der Wurzel, die benachbarte in der Mitte. Ein Teil einer Fan-Schaufel sei vom Containment Ring (der Ummantelung um den Bläser) eingefangen worden. Die Reste der Bläserschaufeln wiesen Schäden an den Spitzen und den Vorderkanten auf.

© Broomfield Police

Teile der Gondel sind als Trümmer in ein Wohngebiet gestürzt.

Airlines ziehen Boeing 777-200 aus dem Verkehr

United Airlines hat nach dem Vorfall nach eigenen Angaben vorsorglich 24 Boeing 777-200 aus dem Dienst genommen. Die Fluggesellschaft ist die einzige in den USA, die den Flugzeugtyp betreibt.

Das japanische Verkehrsministerium hat ein vorübergehendes Flugverbot für die Boeing 777-200 angeordnet. Die beiden japanischen Airlines ANA (19 Boeing 777-200) und JAL (13) haben bereits vorher den Betrieb mit dem betroffenen Flugzeugtyp ausgesetzt.

Weitere Betreiber der Boeing 777-200 mit PW4000 sind die südkoreanischen Fluggesellschaften Korean Air Lines und Asiana Airlines. Korean hat am Montag angekündigt, seine sechs aktiven 777-200 vorerst zu grounden (zehn sind eingelagert). Asiana befindet sich nach eigenen Angaben in Gesprächen mit Boeing und den zuständigen Behörden, bevor über geeignete Maßnahmen für die neun Boeing 777-200 in der Flotte entschieden werde.

Bereits am 4. Dezember 2020 war es beim JAL-Flug 904 mit einer Boeing 777-200 zu einem ähnlichen Zwischenfall gekommen. Im Steigflug nach dem Start von Okinawa war das linke PW4084-Triebwerk ausgefallen. Auch hier war eine Bläserschaufel nahe der Nabe gebrochen, eine weitere in der Mitte. Triebwerksteile hatten die Gondel durchschlagen ("uncontained engine failure"). Das Flugzeug konnte sicher wieder in Okinawa landen.

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