Hawker Sea Fury - Britischer Jäger

Kolbenjäger
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Hawker Sea Fury

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Nur noch etwa 30 Sea Fury, ein großer Teil aus ehemaligen irakischen Beständen, sind bis heute flugfähig erhalten geblieben. Trotzdem werden die umgebauten Jäger noch heute bei verschleißintensiven Luftrennen in den USA eingesetzt.

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Hawker Sea Fury

Sydney Camms Hawker Sea Fury gehört mit einer Höchstgeschwindigkeit von 740 km/h zu den schnellsten Kolbenjägern der Welt.

Der seit 1942 entwickelte Nachfolger der Hawker Tempest II hob jedoch erst am 21. Februar 1945 zum Erstflug ab und kam für den Zweiten Weltkrieg  zu spät. Während die RAF 200 bereits georderte „Fury“ wieder abbestellte, setzten die britischen Marineflieger ab Mai 1948 die „Sea Fury“ mit Klappflügeln erfolgreich als Trägerflugzeug ein. Im Koreakrieg erhielt die Sea Fury ihre Feuertaufe, wobei es am 9. August 1952 zu einem berühmten Duell von vier Fleet Air Arm Sea Fury Mark 11 der 802 Squadron gegen acht, vermutlich chinesische, MiG-15 kam. Dabei wurde eine MiG abgeschossen, nachdem sie sich in niedriger Höhe auf einen langsamen Kurvenkampf mit einer, in dieser Disziplin besonders starken, Sea Fury eingelassen hatte.

Der offiziell dem Formationsführer, Commander Peter „Hoagy“ Carmichal, zugeschriebene Jet-Abschuss mit seiner Sea Fury WJ232 machte den Marineoffizier in Großbritannien zum Medienhelden. Rückwirkend wurde der eigentliche Abschuss aber auch von seinem Formationskameraden Unterleutnant Brian Ellis beansprucht und im Detail geschildert. Fest steht, dass die schnelle, leichte und wendige Sea Fury neben ihrer Rolle als Erdkämpfer auch noch als Abfangjäger mithalten konnte.

Gerade auf Flugzeugträgern, wie der HMS Ocean, waren frühe Jets zunächst noch keine vollwertige Alternative. Als Schwachpunkt der Sea Fury galt allerdings ihr empfindliches und unzuverlässiges Centaurus-Triebwerk, ein luftgekühlter, 2480 PS starker 18-Zylinder-Doppel-Sternmotor mit Supercharger.

Die Hawker Fury und Sea Fury wurden auch von anderen Commonwealth-Staaten genutzt, darunter von Kanada und Australien. Ebenso erhielten die Niederlande, Pakistan, Ägypten, Burma, Kuba und der Irak Lieferungen. Fokker produzierte die Sea Fury ab 1948 sogar in Lizenz. Ende der fünfziger Jahre verschwand die Sea Fury aus britischen Frontdienste.

18 doppelsitzige Sea Fury Mark 20-Trainer aus den Niederlanden und ein britischer Einsitzer gelangten zwischen 1959 und 1960 an den „Deutschen Luftfahrt Beratungsdienst“ in Lübeck. Hier flog der nun rot und orange lackierte Ganzmetalljäger noch bis 1976 unbewaffnet und unter ziviler Registrierung als Zielschlepper für die Bundeswehr. Dazu erhielten die Sea Fury eine Winde in einer tropfenförmigen Verkleidung an der rechten Cockpitseite. Immerhin fünf Flugzeuge gingen bis 1970 durch Unfälle verloren. Hierbei sollen wiederholt aufgetretene Brüche im Abgaskrümmer der Centaurus-Triebwerke zu einer schleichenden Kohlenmonoxid-Vergiftung der im Zieldarstellerbetrieb ohne Sauerstoffanlage fliegenden Piloten geführt haben.

Der Sea Fury-Doppelsitzer VX302 aus Texas wird derzeit in der Werft Meier Motors in Bremgarten im deutschen Zieldarstellerrot restauriert.

Flugfähige Exemplare

Sea Fury Mk. 11, N4434P, N985HW, „Furias“

Die berühmte „Furias2“: Das Rennflugzeug entstand aus einem aufwändigen Umbau unter Verwendung von Teilen der Sea Fury VX715, WJ290 und WH589. Letztere spendete den Rumpf und gilt nun als offizielle Zellennummer des heute gelben Rennflugzeugs. Die 1951 gebaute Sea Fury war 1952 an die Royal Australian Navy ausgeliefert worden, die sie auf dem Hilfsflugzeugträger HMAS Sydney einsetzte. 1961 befand sie sich auf dem damals britischen Marinefliegerhorst Sembawang in Singapore, von wo aus sie nach Australien verfrachtet und eingelagert wurde. 1963 bis 1969 ist als ziviler Eigentümer des im Freien abgestellten Flugzeugs die Firma Fawcett Aviation verzeichnet. Der britische Lord Trefgarne soll das Flugzeug zwischenzeitlich bestellt aber nicht abgeholt haben. 1969 gelangte das Flugzeug über kanadische Eigentümer als CF-CHB in die USA, wo 1971 das Fahrwerk bei der Landung einknickte. Die nun als „WH589/O-HB“ in RAF-Farben lackierte Sea Fury gelangte 1974 bis 1978 nach England und wurde zur G-AGHB. 1979 ist ein Unfall mit ihr aus Osnabrück überliefert. Lloyd Hamilton aus Kalifornien erwarb das Wrack und baute es als Rennflugzeug „Super Sea Fury“ mit einem Pratt & Whitney R-4360 als Antrieb neu auf. Als Registrierungen dienten N4434P und N985HW, die gespiegelte militärische Bordnummer. Als Eigentümer des Rennflugzeugs N4434P ist die Firma Air Zurich LLC aus Lake Zurich in Illinois, USA, im offiziellen FAA-Flugzeugregister verzeichnet.

Hawker Fury, Mk. 10, NX57JB, „Magnificent Obsession“

Diese Sea Fury des War Eagles Air Museum in Santa Teresa, US-Bundesstaat Neu Mexico, ist in Wirklichkeit eine Fury, denn sie wurde am 21. November 1949 als Landversion ohne Fanghaken und Klappflügel an die irakische Luftwaffe ausgeliefert. Als eine von 24 verbliebenen „Baghdad Furies“ wurde sie in den siebziger Jahren in die USA verkauft. Die Bordnummer 253 erwarb Ted Allen aus Australien, der in den achtziger Jahren eine australische Marinelackierung aus dem Koreakrieg anbrachte und die zivile Registrierung VH-HFA erhielt. 1989 kam das Flugzeug nach Chino, wo es auf der Chino Air Show auftrat. Im aktuellen FAA-Register ist NX57JB übrigens amtlich als „Sea Fury“ in der Kategorie „Experimental“ eingetragen.

Hawker Sea Fury Mk. 11, C-FGAT

Dies kanadische Sea Fury mit Vierblattpropeller ist mit einem modernen Cockpit mit GPS und Moving Map für den Instrumentenflug ausgerüstet worden. Das 2005 mit dem heutigen hellgrüngelben Anstrich versehene Flugzeug nutzt als Antrieb einen Curtiss Wright 3350-26WA. Die USFirma Courtesy Aircraft Sales bot dieses Flugzeug mit 1275 Flugstunden 2010 für 900 000 Dollar zum Verkauf an.

Hawker Sea Fury, Mk. 11, WJ231

In der größten europäischen Flugzeugsammlung zum Thema Marineflieger, im britischen Yeovilton, ist diese britische Hawker Sea Fury ausgestellt. Sie wurde 1965 auf der Marinefliegerbasis Anthorn außer Dienst gestellt. Das Flugzeug stellt mit einer in Polen nachgebauten MiG-15 die berühmte Szene des MiG-Abschusses in Korea frei nach.

Technische Daten

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Hawker Aircraft Ltd. Sea Fury

Einsatzgebiet:
Trägertauglicher Erdkämpfer und Abfangjäger
Besatzung: 1 Pilot
Antrieb: 1 Bristol Centaurus 18-Zylinder-Sternmotor mit 2480 PS.
Bewaffnung: vier MG Hispano 20 mm in den Flügeln sowie acht ungelenkte Raketen oder zwei 450-kg-Bomben
Spannweite: 11,69 m
Länge: 10,56 m
Höhe: 4,81 m
Leermasse: 4090 kg
Einsatzmasse: 5669 kg
Höchstgeschw.: 740 km/h
Reichweite: 1223 km (oder 1680 km mit zwei Zusatztanks)
Dienstgipfelhöhe: 11 000 m

Klassiker der Luftfahrt Ausgabe 01/2012

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