Das National Air and Space Museum lässt die Herzen aller Luftfahrtinteressierten höherschlagen. Die in Washington beheimatete Sammlung, die zur Smithsonian Institution gehört, ist weltweit einzigartig. Die Größe macht es nötig, dass die Exponate an zweiOorten präsentiert werden. Wir stellen den ersten vor.
Es zeigt die wohl größte Flugzeugsammlung der Welt: Das Smithsonian National Air and Space Museum in Washington, D. C. Untergebracht in einem modernen, weitläufigen Gebäude im Zentrum der amerikanischen Hauptstadt, gibt es auf zwei Ebenen Zeugnis von der Geschichte der Luft- und Raumfahrt von den Gebrüdern Wright bis zur Mondlandung. Und was manche nicht wissen: Neben dem Museum in der Stadt existiert mit dem Steven F. Udvar-Hazy Center am Flughafen Washington Dulles International eine weitere Abteilung mit einer großen Anzahl von Flugzeugen, Raketen und Raumfahrzeugen.
Doch zunächst zum Museum in der Innenstadt. Es liegt zentral an der Museumsmeile, der „Mall“, die das Repräsentantenhaus mit dem Obelisk, dem Washington Monument, verbindet. Der Eintritt ist kostenlos und führt den Besucher in die große Eingangshalle, die rechter Hand vom Mondlandungsmodul Apollo beherrscht wird. Schräg gegenüber beginnt mit der Abteilung „Frühe Flüge“ die Geschichte der Luftfahrt. Hier sind ein Lilienthalgleiter, die Blériot XI und eine Curtiss Modell D zu sehen.
Interessanterweise schließt sich gleich die Abteilung der frühen Düsenflugzeuge an. Hier darf natürlich der deutsche Strahljäger Messerschmitt Me 262 aus den letzten Jahren des Zweiten Weltkrieges ebenso wenig fehlen wie die amerikanische Lockheed F-80. Die Me 262 ist eines der neun noch existierenden Exemplare und gehörte zum Jagdgeschwader 7. Pilot Heinz Arnold listete am Rumpf 42 Luftsiege über sowjetische und sieben über amerikanische Gegner auf.
Eine Abteilung weiter geht es wieder friedlich zu, sie ist dem goldenen Zeitalter der Luftfahrt gewidmet. Hier findet sich zum Beispiel die Northrop 2B Gamma „Polar Star“. Die einmotorige Maschine war mit Kufen statt Rädern ausgerüstet, und mit ihr startete im November 1935 der Polarforscher Lincoln Ellsworth zur ersten Überquerung des antarktischen Festlandes. Ein anderer Hingucker ist die Hughes H-1. Mit ihr brach der Milliardär Howard Hughes 1937 bei einem Flug von Los Angeles nach Newark mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 535 Stundenkilometern den transkontinentalen Geschwindigkeitsrekord.
Im oberen Stockwerk des Museums sind die Flugzeuge des Ersten Weltkrieges zu sehen: etwa die deutsche Pfalz D XII, die englische SPAD XIII und die französische Voisin VIII. Daneben die Klassiker des Zweiten Weltkrieges: eine englische Spitfire Mk VII, der Langstreckenjäger North American P-51D Mustang, eine italienische Macchi MC.202 Folgore und der Standardjäger der Japaner, die Mitsubishi A6M Zero. Die ausgestellte Messerschmitt Bf 109 G-6 trägt die Kennzeichen des Jagdgeschwaders 27, das im Mittelmeerraum operierte. Die Maschine fiel am 25. Juli 1944 in die Hände der Alliierten, als sich der Pilot damit nach Italien absetzte.
Die Exponate stammen aus allen Ländern der Welt
Ganz der Marinefliegerei widmet sich Halle 203. Sie ist teilweise wie das Innere eines Flugzeugträgers gestaltet, und man kann zum Beispiel auf das Flugdeck hinabblicken. So finden sich hier auch die Grumman F4F Wildcat, der Standardjäger der Amerikaner im Pazifik, und die einmotorige Douglas SBD-6 Dauntless. Als Beispiel für Marineflieger des Jetzeitalters steht die Douglas A-4C Skyhawk.
In der Halle daneben stellt das Smithsonian die jüngsten Entwicklungen der militärischen Luftfahrt vor: Drohnen. So ist hier die Aufklärungsdrohne RQ-7A Shadow 200 zu sehen, die 2005 im Irakkrieg im Einsatz war. Daneben hängt das bewaffnete, unbemannte Vehikel MQ-1L Predator A, das über Afghanistan Missionen flog.
Die „Spirit of St. Louis“ ist das Original von Charles Lindbergh
Die Entwicklung der Passagierluftfahrt ist das Thema der großen Halle im Westflügel. Dargestellt wird sie anhand diverser Flugzeuge, die von der Decke hängen. Im Mittelpunkt: die legendäre Douglas DC-3, ein Transport- und Passagierflugzeug der 1930er Jahre, das auch als „Rosinenbomber“ bei der Berliner Luftbrücke eingesetzt war. Zu den weiteren Exponaten zählt eine Douglas DC-7, die ab 1953 an 18 verschiedene Fluglinien ausgeliefert worden war. Die ausgestellte „Flagship Vermont“ beförderte 135 000 Passagiere während 13 500 Flugstunden. Hier hängt auch das Postflugzeug Pitcairn PA-5 aus dem Jahre 1927, mit dem im Osten der USA die Luftpost befördert wurde.
Ein paar Schritte weiter und an einem Lockheed F-104 Starfighter vorbei warten Luftfahrtpioniere und Experimentalflugzeuge auf die Besucher. So ist hier die knallrote Lockheed 5B Vega der Luftfahrtpionierin Amelia Earhart ausgestellt, mit der die Amerikanerin 1932 mehrere Rekorde aufstellte. Und neben der guten, alten „Spirit of St. Louis“ des Atlantiküberquerers Charles Lindbergh beeindrucken die North American X-15, ein raketengetriebenes Experimentalflugzeug für Höhen- und Geschwindigkeitsrekorde von 1959, und der Vorgänger, die Bell X-1 von 1946.
Dies ist natürlich eine sehr unvollständige Vorstellung der ausgestellten Flugzeuge. Mit dem Besuch des Flugsimulators, des IMAX-Kinos und des Planetariums kann man getrost den ganzen Tag dort verbringen.
Museumsinfo
Smithsonian Air and Space Museum
Adresse: National Air and Space Museum, Independence Avenue at 6th Street, SW Washington, D. C. 20560
Telefon: +1 202 633 2214
Website: www.airandspace.si.edu
Öffnungszeiten: täglich von 10 bis 17.30 Uhr. Am 25. Dezember geschlossen.
Eintritt: kostenlos
Highlights: „Spirit of St. Louis“-Original von Charles Lindbergh, Wright Flyer von 1903, Bell XP-59A, North American X-15, Lunar-Module, Focke-Achgelis Fa 330 Bachstelze, Fokker D VII, Original-Lilienthal-Gleiter von 1894, Messerschmitt Bf 109 G-6, Messerschmitt Me 262, Beechcraft Model 17, Martin B-26, Raumschiff „Enterprise“ als Originalmodell aus der Serie
Klassiker der Luftfahrt Ausgabe 06/2017
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