Chile beschafft drei Boeing E-3D Sentry aus Großbritannien. Die AWACS-Jets waren Ende 2021 bei der RAF aus dem Dienst ausgeschieden. Bei der chilenischen Luftwaffe lösen sie eine besonders seltene Version der 707 ab: die optisch ziemlich verunstaltete EB-707 Cóndor.
Unter den zahlreichen Derivaten der Boeing 707 gibt es wohl kaum eine Version, die derart stark ins Auge sticht wie die EB-707 Cóndor der chilenischen Luftwaffe. Das liegt natürlich an ihrer dicken, knolligen Nase – und an den dicken Backen, die das recht entstellte Antlitz vollends perfekt machen. Schuld an diesem Antlitz ist die AESA-Radartechnik, die unter den unförmigen Ausbuchtungen arbeitet. Die stammt von den Unternehmen IAI und ELTA aus Israel, heißt EL/M-2075 Phalcon und macht die EB-707 zu einer recht leistungsstarken AWACS-Plattform für die Luftraum- und Seeüberwachung. Die Phased-Array-Antennen des Radarsystems verteilen sich auf eine in der Knollennase, je zwei in den Wangenverkleidungen und eine weitere in einer kleineren Ausbuchtung am Heck.
Nur zwei weitere Boeing 707 wurden in den 90ern mit dem Phalcon-Radarsystem ausgerüstet. Sie gehörten der israelischen Luftwaffe.
57 Jahre alt
Die Cóndor der Chilenen ist in ihrer Heimat ein Einzelstück – und auch weltweit gibt es nur zwei weitere Exemplare dieser Spezies. Sie fliegen, bzw. flogen in Israel. Allerdings firmiert nur die chilenische Maschine als EB-707 Cóndor. Sie basiert auf einer Boeing 707-385C, die das Licht der Welt 1965 als gewöhnlicher Airliner erblickte. Nachdem Boeing sie eine Zeitlang für Testzwecke genutzt hatte, stieß die Maschine 1969 zu LAN Chile und 1990 schließlich zur chilenischen Luftwaffe. Die ließ das Flugzeug Mitte der 90er-Jahre in Israel zum fliegenden Radarsystem aufrüsten.
Die E-3D Sentry schieden Ende 2021 bei der RAF aus. In Chile erhalten drei von ihnen ein neues Betätigungsfeld.
Wachwechsel noch dieses Jahr?
Nun aber scheinen die Tage des ungewöhnlichen Flugzeugs gezählt. Denn wie mehrere Medien unabhängig voneinander berichten, hat Chile in Großbritannien drei Boeing E-3D Sentry gekauft, die bei der Royal Air Force Ende 2021 ausgemustert wurden. Sie sollen die EB-707 zeitnah ersetzen, da die nunmehr 57 Jahre alte Zelle langsam auf das Ende ihrer Lebensdauer zusteuert. Das Luftfahrtportal Janes berichtet, dass chilenische Crews und Techniker die Sentrys bereits in England inspiziert hätten. Eine Überführung der Flugzeuge, die im Gegensatz zur Cóndor nicht mehr mit den originalen JT3D-Triebwerken von Pratt & Whitney, sondern mit deutlich weniger durstigen CFM56 ausgerüstet sind, könne noch in diesem Jahr stattfinden.
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