Die Steuerflächen der Suchoi Su-57 sollen in Zukunft vollständig elektromechanisch angetrieben werden. Suchoi will die Hydrauliksysteme in Russlands neuem Top-Fighter durch Elektromotoren ersetzen. Das verspricht viele Vorteile – doch der Umbau ist anspruchsvoll.
Bereits seit 2010 ist die Su-57 in der Luft, doch einsatzfähig ist Russlands Kampfjet der fünften Generation noch nicht. Zwar hat die Serienfertigung für die russische Luftwaffe im vergangenen Jahr begonnen, bis zur Einsatzreife dürfte trotzdem noch einige Zeit ins Land streichen. Das hindert Hersteller Suchoi nicht daran, ständig an weiteren Verbesserungen seines neuen Vorzeige-Fighters zu arbeiten. So laufen bereits seit 2017 Tests mit dem moderneren, stärkeren Triebwerk "Izdeliye 30" (Produkt 30), das einmal die momentan verwendeten NPO Saturn AL41F ersetzen soll. Nun berichtete die russische Zeitung Iswestija über einen weiteren Schritt, mit dem Suchoi die Su-57 noch besser machen möchte: 2022 soll die erste Su-57 mit vollständig elektrisch angetriebenen Steuerflächen abheben – und damit einen neuen Standard für Russlands Top-Fighter etablieren.
Die Suchoi Su-57 wird derzeit auf ihre Einführung bei den russischen Luftstreitkräften vorbereitet. Bis zu 76 Exemplare sollen einmal für Russlands Luftwaffe fliegen.
Leichter, besser, robuster
Bisher wird die Steuerung der Su-57 im Flug hydraulisch unterstützt. Die Hydrauliksysteme sind allerdings potenziell anfällig für Fehler und machen den Jet im Luftkampf verwundbarer. Auch der Absturz der ersten Serienmaschine an Heiligabend 2019 wird auf ein technisches Versagen der Steuerung zurückgeführt. Mit dem Einsatz von Elektromotoren verspricht sich Suchoi dagegen eine bessere Manövrierfähigkeit, ein geringeres Gesamtgewicht sowie eine vereinfachte Wartung. Zudem sollen die E-Antriebe die Radarsichtbarkeit der Su-57 weiter verringern und das Flugzeug widerstandsfähiger gegen Beschuss und technische Fehler machen. "Der Druck in den Hydraulikleitungen moderner Kampfflugzeuge liegt oft über 300 Bar", kommentiert Suchoi-Testpilot Oleg Mutowin. "Ist eine Leitung beschädigt, entweicht die Flüssigkeit binnen Sekunden und das Flugzeug ist kaum mehr zu kontrollieren." Der komplette Verzicht auf Hydraulik mache das Flugzeug dagegen leichter, Reparaturen würden einfacher und billiger, schreibt Iswestija: "Teile können im Falle einer Fehlfunktion leichter ausgetauscht werden. Es ist nicht mehr erforderlich, Hydrauliklecks zu beseitigen und giftiges Öl zu verwenden."
Zahlreiche bewegliche Steuerflächen und Schubvektorsteuerung machen die Su-57 zwar extrem wendig, aber auch technisch komplex.
Vollständig ohne Hydraulik
Die erste "elektrische" Su-57 soll laut Iswestija Mitte 2022 abheben. Die anschließende Testphase sei auf zwei Jahre angesetzt, meldet die Tageszeitung unter Berufung auf Quellen aus dem militärisch-industriellen Komplex. "Derzeit arbeiten die Ingenieure an der Umstellung aller Steuerflächen auf einen vollelektromechanischen Antrieb." Damit unterscheiden sich die Anstrengungen der russischen Entwickler beispielsweise von der Technik im modernsten US-Kampfjet F-35, bei dem ein kombiniertes elektrohydraulisches System mit unabhängigen, elektrisch gesteuerten Hydraulikkreisläufen zum Einsatz kommt. Der komplette Verzicht auf Hydraulik sei zwar technisch komplex, da sowohl die Flugeigenschaften des Jets als auch die elektromagnetische Verträglichkeit der neuen Systeme überprüft werden müssten. "Das System muss zuverlässig vor internen und externen Störungen sowie Blitzschlägen geschützt werden", heißt es bei Iswestija. Trotzdem ist der Ersatz der bisherigen Hochdruck-Hydrauliksysteme durch Elektroantriebe laut russischen Experten ein lohnenswertes Ziel: Wenn es gelinge, werde das Ergebnis erstaunlich sein.
Dieser Artikel kann Links zu Anbietern enthalten, von denen FLUG REVUE eine Provision erhalten kann (sog. „Affiliate-Links“). Weiterführende Informationen hier.