Karrierebeginn mit Beinah-Absturz: Der ungeplante F-16-Erstflug

Ungeplanter Hopser der Fighting Falcon vor 50 Jahren
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Erster Test der YF-16 endet in Beinah-Katastrophe

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Bei Rollversuchen hob der Prototyp der F-16 Fighting Falcon ungewollt ab. Der inoffizielle Erstflug vor 50 Jahren hätte in einem tragischen Unglück enden können – mit unabsehbaren Konsequenzen für das Kampfflugzeugprogramm.

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Viel Zeit wollte man bei der Erprobung der ersten YF-16 nicht verlieren, schließlich ging es um einen der größten Aufträge in der Geschichte der US Air Force. Am 13. Dezember 1973 hatte General Dynamics den Prototypen in Fort Worth enthüllt. Ungewöhnlicherweise rollte der Jet mit der Seriennummer 72-1567 dabei aus eigener Kraft vor das Publikum. Schon am 8. Januar 1974 landete er an Bord einer C-5A Galaxy auf der Edwards Air Force Base in Kalifornien. Dort begannen erste Rollversuche mit Testpilot Phil Oestricher am Steuer.

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Der Erprobung der YF-16 erfolgte auf der Edwards AFB - und begann mit einem großen Schreck.

Flughöhe im Zentimeter-Bereich

Am 20. Januar 1974 stand der erste Taxi-Text mit höherer Geschwindigkeit auf dem Programm. "Ich hatte von Anfang an vor, etwas Tageslicht unter die Räder zu bekommen, vielleicht einen Fuß oder so (30 cm), und so 1000 Fuß (ca. 300 m) über den Runway zu fliegen und zu landen", erinnerte sich der damalige Testpilot von General Dynamics in einem Firmenvideo von Lockheed Martin. Dabei wollte er ein Gefühl für die Steuerung um die Längsachse bekommen. Nach dem Beschleunigen reduzierte Oestricher den Schub, aber ohne Erfolg: "Wir hatten ein unglückliches Verkabelungsproblem, bei dem die Schubdüse sich nicht weiter öffnete, um Schub abzubauen. Das Flugzeug war sehr empfindlich um die Längsachse und rollte heftig nach links. Ich hielt mit einem ähnlich gewaltsamen Steuerimpuls nach rechts dagegen. Wir waren sofort in einer Piloten-induzierten Oszillation."

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Einfach fliegen lassen

Dieses Phänomen entsteht, wenn ein Pilot bei einem unerwünschten Flugverhalten eine zu starke Steuereingabe macht. Daraufhin reagiert das Fluggerät stärker als gewünscht, und der Pilot versucht seine Maschine wiederum mit zu heftigen Bewegungen in die Gegenrichtung unter Kontrolle zu bringen. Die Folge sind gefährliche Schwingungen, im Fall der YF-16 rasante Bewegungen nach rechts und links.
"Das Flugzeug drehte die ganze Zeit nach links. Ich erkannte, dass es in den Sand neben der Piste gehen wird. Also gab ich Schub, ließ die Steuerung los und ließ das Flugzeug wegfliegen. Ich machte einen ziemlich weiten Bogen in den Gegenanflug, kam herum und landete. Im größten Teil des Fluges berührte ich den Steuerknüppel kaum, wenn überhaupt."

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Die F-16 wurde zu einem der erfolgreichsten Kampfflugzeuge überhaupt. Wer weiß, was passiert wäre, wenn Oestricher den Prototyp nicht hätte retten können.

Schaden am Leitwerk

Nach sechs Minuten war der Spuk vorbei, und Oestricher wieder sicher am Boden. Dank zahlreicher Messinstrumente an Bord erhielten die Ingenieure wertvolle Informationen über ihren Entwurf. Das rechte Höhenleitwerk war beim Kontakt mit der Startbahn beschädigt worden und sorgte so für eine leichte Verzögerung im Testplan. Nach entsprechenden Modifikationen und Reparaturen konnte Oestricher am 2. Februar 1974 zum offiziellen Erstflug der YF-16 starten. Der Rest ist Geschichte …

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