Wie lange müssen die türkischen Eisenschweine fliegen?
Nur noch vier Nationen auf der Welt fliegen die F-4 Phantom II. Die Türkei ist eine davon. In der Upgrade-Variante "Terminator 2020" leisten die Fighter-Haudegen nach wie vor wichtige Dienste. Die Nachfolge? Ist noch nicht geregelt.
Einst war die McDonnell F-4 Phantom II das Standard-Kampfflugzeug der NATO. Das ist aber schon ein Weilchen her. Heute gilt das legendäre "Eisenschwein" als lebendes Fossil. Die meisten der fast 5.200 gebauten Exemplare sind längst schon verschrottet oder stehen im Museum. Doch während andere Nationen, darunter auch Deutschland, die F-4 vor Jahren aus dem Inventar gestrichen haben, fliegt die türkische Luftwaffe noch immer etwa 30 Phantoms der Version F-4E – und feiert 2024 das 50. Dienstjubiläum der Cold-War-Veteranin.
Die ersten F-4E Phantom II trafen 1974 in der Türkei ein. Die heute noch aktiven Exemplare sind allerdings deutlich jünger.
Upgrade zum "Terminator"
Letzter Zufluchtsort für die Phantoms ist der Fliegerhorst Eskişehir im Herzen Anatoliens. Dort residiert mit der 111. Filo "Panterler" das einzige noch mit F-4E ausgerüstete Geschwader der Türkei. Die bei den "Panthern" stationierten Maschinen sind allesamt mit modernisierter Avionik aus Israel und verbesserter Bewaffnung ausgerüstet – und tragen daher die Bezeichnung "F-4E Terminator 2020". Die türkische Luftwaffe hatte Ende der 90er-Jahre einen 632 Millionen US-Dollar schweren Deal mit Israel Aerospace Industries (IAI) geschlossen, der ein Upgrade von 54 Phantoms auf den "Terminator"-Standard umfasste.
Umbau-Kits aus Israel
Die Israelis hatten seinerzeit ein umfangreiches Aufrüstungsprogramm namens "Kurnass 2000" in petto, das sie für die Phantoms der eigenen Luftwaffe entwickelt hatten. Auf dessen Basis erfolgte auch der Umbau der 54 türkischen Maschinen, von denen jedoch nur etwa die Hälfte direkt bei IAI unters Messer kamen. Der Rest wurde in der Türkei mit IAI-Rüstsätzen ausgestattet.
Im Einzelnen umfasste das "Terminator"-Upgrade
- das moderne israelische Radar ELTA-EL/M-2032
- ein Head-up-Display von Elbit (ELOP 976)
- eine HOTAS-Flugsteuerung ("Hands On Throttle And Stick")
- eine neue Avionik-Suite mit Multifunktionsbildschirmen und NATO-Datenbus MIL-STD-1553
- neue Navigations- und Kommunikationstechnik
- erweiterte passive Selbstschutzmaßnahmen
- neue Waffen, namentlich die Luft-Boden-Raketen AGM-142 Popeye (Israel) und Maverick (USA) sowie die lasergelenkte Präzisionsbombe Paveway II
- den Störbehälter Elta EL/L-8222 für elektronische Gegenmaßnahmen
Bis jetzt kein Ablaufdatum
Erklärtes Ziel der Modernisierung war es damals, die Flotte bis mindestens 2020 fit zu halten. Allerdings gibt es auch Jahre nach Ablauf dieser Frist keine Anzeichen, dass die Tage der türkischen Phantoms gezählt sein könnten. Speziell die Fähigkeit zur elektronischen Kampfführung weist der F-4E in der Türkei weiter eine wichtige Rolle zu. Auch andere NATO-Staaten machen sich die Dienste der anatolischen Haudegen nach wie vor zunutze. So weilten erst vor Kurzem drei türkische Phantoms zur Übung Poggio Dart 23 im italienischen Istrana.
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Missglückte Nachfolge
Eigentlich hätte die Lockheed Martin F-35A die F-4E als Jagdbomber beerben sollen. Doch die gibt es, entgegen ursprünglicher Pläne, für die Türken aus politischen Gründen nicht. In die Fußstapfen der Phantom dürften deshalb nun der von Turkish Aerospace Industries entwickelte Stealth-Kampfjet Kaan sowie die neue Jet-Drohne Baykar Kizilelma treten. Bis diese beiden indigenen Fluggeräte einsatzfähig sind, wird allerdings noch viel Wasser durch den Bosporus fließen. Die türkischen "Terminator-Eisenschweine" müssen also wohl oder übel noch einige Jahre durchhalten – und es scheint, als würden sie bis mindestens 2030 zum Repertoire der türkischen Luftwaffe gehören.
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