Russlands neue Frontbomber können besser „sehen“
Die russische Luftwaffe hat erneut eine Charge frischer Suchoi Su-34 erhalten. Fast zeitgleich führt Russland für seine Su-34 im großen Stil neue Aufklärungsbehälter ein, mit deren Hilfe die "Frontbomber" ihre Ziele noch präziser erkennen und treffen sollen.
Wie viele Suchoi Su-34 es dieses Mal waren, die im Flugzeugwerk Nowosibirsk an die russischen Luftstreitkräfte ausgeliefert wurden, bliebt wie immer unbekannt. Seit dem Einmarsch in der Ukraine am 24. Februar 2022 nennen offizielle Stellen in Russland diesbezüglich keine Zahlen mehr, sondern sprechen lediglich von einer "neuen Charge". Erfahrungen der Vergangenheit aber lassen mutmaßen: Eine "Charge" besteht für gewöhnlich aus zwei Flugzeugen.
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Su-34 Nummer fünf und sechs
Wenn dem wirklich so ist, dann hat Russlands Luftwaffe Anfang September die fünfte und sechste neue Su-34 im laufenden Jahr in Dienst gestellt. Im April und im Juni hatte die Flugzeugbau-Holding UAC (mutmaßlich) schon jeweils Maschinen übergeben. Zu erwarten ist, dass noch vor Jahresende weitere neue Su-34 folgen werden – womit das Lieferpensum aus dem Vorjahr, als Russland insgesamt sechs Su-34 erhielt, übertroffen würde. Das erklärte Ziel, die Fertigungsrate der Su-34 schrittweise hochzufahren, hätte man damit dann erreicht – wenn auch in einem ziemlich bescheidenen Rahmen.
Jagdbomber mit "Duck Face"
Die Su-34, erkennbar am Zweimann-Cockpit mit nebeneinanderliegenden Sitzen und der markanten Entenschnabel-Front, zählt nicht erst seit dem Ukraine-Krieg zu den wichtigsten Flugzeugmustern im Repertoire der russischen Luftwaffe. Der aus der Su-27-Familie entwickelte "Frontbomber" gilt als Nachfolger des Schwenkflüglers Su-24 und ist erste Wahl bei Präzisionsangriffen auf feindliche Ziele. In dieser Rolle kam die Su-34 bereits in Syrien zu einigen Kampfeinsätzen. In der Ukraine fliegen die im Frontbereich operierenden Su-34 teilweise "pro Tag vier oder fünf" Missionen, wie der damalige russische Verteidigungsminister Sergei Schoigu im Herbst 2023 konstatierte.
Gleichzeitig gelten Basen, auf denen Su-34 stationiert sind, als bevorzugte Ziele für ukrainische Drohnen. Wie viele Su-34 Russland bislang im Krieg gegen die Ukraine verloren hat, ist nicht abschließend geklärt. Schätzungen sprechen von rund 30 Maschinen – was etwa einem Fünftel der Gesamtflotte entspräche. Allerdings ließen sich viele der angeblichen Verluste bislang nicht unabhängig überprüfen.
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Neue Behälter für mehr Präzision
Davon unabhängig ist die zentrale Rolle der Su-34 für die Kampfführung der russischen Luftwaffe unübersehbar. Ein Augenmerk der Industrie liegt deswegen darauf, neben der Produktion neuer Maschinen auch die bestehende Su-34-Flotte instand zu halten – und ihren Kampfwert mit neuem Waffenzubehör weiter zu steigern. Schon seit Jahren arbeiten die Russen zum Beispiel an der Integration maßgeschneiderter Funk- und Radarpods für die Su-34, um das Muster für die taktische Aufklärung fit zu machen. Nun scheint dieses Vorhaben serientauglich umgesetzt: Zumindest lassen russische Medien verlauten, die Su-34 seien ab sofort mit einem neuen "Angriffs- und Aufklärungskomplex" bestückt, der besonders präzise und treffgenaue Raketenangriffe ermöglichen soll.
Schon länger in Entwicklung
Dabei handelt es sich um den modularen Behälter UKR, der für die Su-34 laut russischen Quellen in drei Varianten verfügbar ist: mit dem leistungsstarken Seitensichtradar Pika-M (RL), mit optischer Kamera und Infrarot-Scanner (OE) sowie mit einer SIGINT-Ausstattung für die elektronische Aufklärung (RT). In Entwicklung sind die drei UKR-Pods schon seit Jahren. So wurde etwa das Pika-M-Radar für die Su-34 bereits 2016 angekündigt. In Erscheinung traten sie zuletzt im Herbst 2023, als der Höhenaufklärer Mjassischtschew M-55 Geophysica am Flugtestzentrum in Schukowski mit entsprechenden Behältern unter den Tragflächen im Flug gesichtet wurde.
Den Nutzen der UKR-Pods für das Einsatzspektrum der Su-34 beschreibt der Telegram-Kanal "Russische Waffen" konkret am Beispiel der laufenden ukrainischen Offensive in der russischen Region Kursk: Mithilfe der Behälter seien die Jagdbomber in der Lage, "Konzentrationen feindlicher Ausrüstung in den Wäldern der Region und im Grenzgebiet aus einer Entfernung von bis zu 150 Kilometer aufzuspüren" und mit Luft-Boden-Raketen zu zerstören. Für "konventionelle Infrarot-Drohnen" seien die gut getarnten feindlichen Fahrzeuge oft nicht zu entdecken. Die aufgerüsteten Su-34 "sollten dieses Problem so bald wie möglich lösen", prophezeit der Telegram-Kanal.
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