Eurofighter und F-35B verfeuern 53 scharfe ASRAAM-Raketen

Abteilung „Alles mus raus!“
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Eurofighter und F-35B verfeuern 53 scharfe ASRAAM-Raketen

© MBDA 11 Bilder

Lenkwaffen sind teuer – und werden deshalb im Training eher selten verschossen. Doch sie können auch nicht unbegrenzt gelagert werden. Weil 53 ASRAAM-Raketen kurz vor dem Verfallsdatum standen, durften britische Kampfpiloten kürzlich mal so richtig die Sau rauslassen.

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53 ASRAAMS innerhalb von zehn Tagen, abgefeuert von Kampfjets aus acht Staffeln der Royal Air Force (RAF). Derart intensiv hat die britische Luftwaffe in einer Trainingskampagne noch nie von ihrer Kurzstrecken-Luft-Luft-Lenkwaffe Gebrauch gemacht. Aus gutem Grund, immerhin kostet eine einzelne ASRAAM (kurz für "Advanced Short Range Air-to-Air Missile") etwa 230.000 US-Dollar. Doch vom 12. bis zum 23. September konnten die RAF-Piloten einmal nach Herzenslust Raketen feuern – und auf offener See vor der Nordwestküste Schottlands reihenweise Banshee-Zieldrohnen unter Beschuss nehmen.

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Lagerräumung à la RAF

Bei der als "Military Practice Camp" annoncierten Schießübung nahmen Eurofighter Typhoon aus Lossiemouth (Schottland, vier Staffeln) und Coningsby (zwei Staffeln) teil. Flankiert wurden sie von Stealth-Jets der beiden F-35B-Staffeln, die auf dem RAF-Stützpunkt Marham zu Hause sind. Insgesamt absolvierten die teilnehmenden Kampfpiloten mit ihren Maschinen nach RAF-Angaben 34 Missionen. Zum Einsatz kamen dabei Raketen, die schon länger im Depot lagerten und die sich laut RAF "kurz vor dem Ende ihrer Lebensdauer" befanden. Und da man abgelaufene Lenkwaffen ebenso wenig aufbewahren sollte wie abgelaufene Medikamente, mussten sie einer letzten sinnvollen Verwendung zugeführt werden.

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Insbesondere für die jüngeren Piloten war das Military Practice Camp die erste Gelegenheit überhaupt, eine scharfe Lenkwaffe auf ein bewegliches Ziel abzufeuern. Entsprechend beeindruckt zeigten sich die Teilnehmer: "Es war ein einzigartiger Moment, die Waffe auszuwählen und zu wissen, dass eine scharfe Rakete aus der Schiene schießen würde", zitiert die RAF einen Typhoon-Piloten aus Lossiemouth, dessen erste Lenkwaffen-Schießübung all seine Erwartungen übertroffen habe – und der sich angesichts des Erlebten in geradezu romantisierende Schwelgereien verstieg: "Es war fantastisch, den Raketenton zu hören und den Abzug zu betätigen, gefolgt von einem großen Zischgeräusch und einem leichten Wackeln des Flugzeugs. Zu sehen, wie die Rakete vor mir am Himmel verschwand, war ein unvergesslicher Moment."

© Crown Copyright

Eurofighter der RAF fliegen die ASRAAM standardmäßig Spazieren. Zur Verwendung kommt die Infrarot-Lenkwaffe allerdings nicht jeden Tag.

Besondere Risiken

Nicht nur die Piloten hätten während des intensiven Trainings einzigartige Erfahrungen im Umgang mit den ASRAAMs sammeln können, unterstreicht die RAF. Auch für das technische Personal "war es von entscheidender Bedeutung, die Vorbereitung des Flugzeugs und der Raketen zu sehen, da es ihnen die Gelegenheit gab, die Herausforderungen einer Schießübung mit scharfer Waffe zu verstehen", so ein namentlich nicht genannter Typhoon-Wart der No.9 Squadron aus Lossiemouth. Der Umgang mit bewaffneten Flugzeugen "erfordert von allen Beteiligten aufgrund der damit verbundenen zusätzlichen Risiken höchste Konzentration."

© Finnische Luftwaffe

Auch F-35B Lightning II vom RAF-Stützpunkt Marham nahmen am ASRAAM-Schießtraining teil.

Rakete für den Luftkampf

Die ASRAAM, entwickelt und produziert vom britischen Ableger des europäischen Lenkwaffenherstellers MBDA, ist eine speziell für den Luftkampf entwickelte Kurzstreckenrakete. Sie wiegt laut Hersteller 88 Kilogramm, erreicht Geschwindigkeiten um Mach 3 und besitzt eine Reichweite von etwa 25 Kilometern. Seit Ende der 90er-Jahre setzt die RAF die Infrarot-Lenkwaffe ein, weiterer aktueller Nutzer ist Indien. Die australische Luftwaffe schied mit der Pensionierung ihrer F/A-18-Hornet-Flotte aus dem Kreis der ASRAAM-Betreiber aus und setzt seitdem stattdessen auf die neueste Sidewinder-Generation AIM-9X aus den USA.

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