Uralt-Bomber aus Russland und China treffen auf US-Jets
Bomber-Besatzungen aus Russland und China trainierten jüngst zusammen mit Tupolew Tu-95MS und Harbin H-6K über der Beringsee. Kampfjets aus den USA und Kanada nahmen sie in Augenschein. Für Chinas alte Jet-Bomber war der Flug Richtung Alaska eine Premiere.
So etwas hatte das North American Aerospace Defense Command (NORAD) bis dato noch nicht verzeichnet: Zum ersten Mal mussten Kampfjets aus den USA und Kanada am 24. Juli über der Beringsee aufsteigen, weil zwei chinesische H-6K-Bomber sich der Küste von Alaska näherten. Die Chinesen waren zusammen mit zwei russischen Tupolew Tu-95MS unterwegs, die wiederum – laut Angaben des russischen Verteidigungsministeriums – Geleitschutz durch Suchoi Su-30SM und Su-35S erhielten. Auch ein russischer Il-78-Tanker war in die Mission mit einbezogen, wie ein offizielles Video der Russen unterstreicht.
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Chinesisches Novum
Russische Kampfflugzeuge sind im internationalen Luftraum zwischen der Westküste Alaskas und der Ostküste Sibiriens keine Seltenheit. Das überrascht nicht, liegen die Territorien der USA und Russlands doch an dieser Stelle so dicht beieinander wie nirgendwo sonst. Auch russische Langstreckenbomber wie die mit Marschflugkörpern bewaffnete Tu-95MS sind in dem Gebiet um Tschuktschensee, Beringsee und Nordpazifik immer wieder auf Patrouille. Dass sie dabei von chinesischen Pendants begleitet werden, ist allerdings ein Novum – das einerseits den demonstrativen Schulterschluss beider Nationen unterstreicht, andererseits auch Chinas Machtanspruch gegenüber den USA zum Ausdruck bringt.
F-16, F-35 und CF-18 des NORAD, aufgenommen am 24. Juli 2024 aus dem Fenster eine russischen Tupolew Tu-95MS.
NORAD-Fighter steigen auf
NORAD schickte zum Empfang des chinesisch-russischen Bomber-Quartetts F-35A und F-16 der US Air Force sowie kanadische CF-18 Hornet. Foto- und Videomaterial beider Seiten zeigen, wie die NORAD-Fighter H-6K und Tu-95MS durch den internationalen Luftraum geleiten. Laut US-Verteidigungsminister Lloyd Austin blieben die Flugzeuge der Gegenseite in einem Mindestabstand von 200 Meilen ( 322 Kilometer) von US-Hoheitsgebiet entfernt. NORAD betonte in einer Stellungnahme: "Die russischen und chinesischen Flugzeuge blieben im internationalen Luftraum und drangen nicht in den amerikanischen oder kanadischen Luftraum ein." Man werte die Aktivitäten "der Konkurrenz" in der Nähe Nordamerikas daher nicht als Bedrohung, werde sie aber "weiter überwachen und der Präsenz mit der entsprechenden Reaktion begegnen."
Russen und Chinesen
Unklar ist, von welchen Stützpunkten aus die Tu-95MS aus Russland und die chinesischen H-6K bei ihrem gemeinsamen Übungsflug operierten. Aus Russland heißt es lediglich: "Nach Abschluss ihrer gemeinsamen Luftpatrouille kehrten russische und chinesische Flugzeuge zu ihren Heimatflugplätzen zurück." Demnach war das Gespann am 24. Juli gut fünf Stunden zusammen in der Luft.
Denkbar wäre, dass die Chinesen zuvor nach Russland verlegten und anschließend gemeinsam mit den russischen Tu-95 Richtung Beringmeer aufbrachen. Konkrete Anhaltspunkte gibt es dafür aber nicht. Gemeinsame Missionen mit den beiden ähnlich betagten Uralt-Bomber-Mustern gab es in den vergangenen Jahren immer wieder. So tauschten russische Tu-95MS und chinesische H-6K bei einer Übung über dem Japanischen und Ostchinesischen Meer die Flugplätze: Die Chinesen landeten in Russland, die Russen in China – auf dem chinesischen Luftwaffenstützpunkt Hangzhou in der Provinz Zhejiang.
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