Boeing-Raumkapsel: CST-100 Starliner fliegt frühestens 2024 mit Crew

Boeing-Raumkapsel
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CST-100 Starliner fliegt frühestens 2024 mit Crew

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Boeing arbeitet weiter an der Beseitigung von Problemen mit den Fallschirmen und der Verkabelung. Man mache aber gute Fortschritte auf dem Weg zum ersten bemannten Flug, sagten Verantwortliche von Boeing und NASA bei einer Pressekonferenz.

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Boeings Raumkapsel für bemannte Flüge zur Internationalen Raumstation ISS wird erst im kommenden Jahr flugbereit sein. "Wir werden mit dem Raumfahrzeug Anfang März fertig sein", sagte Mark Nappi, Vice President und Programmmanager des CST-100 Starliner bei Boeing, bei einer Pressekonferenz am Dienstagabend. "Das heißt nicht, dass wir ein Startdatum habe", so Nappi weiter. Wann genau der erste bemannte Testflug zur ISS stattfinden wird, ist noch unklar. Der Termin hängt unter anderem von der Verfügbarkeit der Trägerrakete Atlas V und vom Zeitplan der ISS ab.

Eigentlich war der "Crew Flight Test" (CFT) mit den NASA-Astronauten Butch Wilmore und Suni Williams nach mehreren Verschiebungen für Juli geplant gewesen. Allerdings hatten die NASA und Boeing Anfang Juni neue Probleme mit dem Starliner bekannt gegeben, die zu weiteren Verzögerungen führten. Diesmal geht es um Verbindungselemente der Fallschirme sowie um Klebeband, das Kabel vor dem Aufscheuern schützen soll. Bei den Fallschirmverbindungselementen lag der erforderliche Sicherheitsfaktor von 2 nicht vor. Und das in der Kapsel verwendete Klebeband stellt unter bestimmten Bedingungen ein Brandrisiko dar.

Bei den Fallschirmen setzt Boeing nun auf ein Redesign der betroffenen Kevlarschlaufen und wartet die ohnehin geplante, neuere Fallschirmversion ab. Sie hätte eigentlich erst beim ersten kommerziellen Flug Starliner 1 zum Einsatz kommen sollen. Geplant ist ein Falltest mit dem neuen Schirmsystem, er soll Mitte/Ende November stattfinden.

Mehr als eine Milliarde Verlust für Boeing

Was das Klebeband mit der Bezeichnung P-213 angeht, liegt noch einiges an Arbeit vor Boeing. Man habe das Raumschiff zunächst in zwölf Zonen unterteilt und untersucht, wo das Klebeband überall verwendet wurde. Dann wurde festgelegt, wo es weiter verwendet werden darf und wo nicht. Es kommt nach Angaben von Steve Stich, NASA-Manager für das Commercial-Crew-Programm, unter anderem darauf an, auf welchen Materialien das Klebeband eingesetzt wird und welche Sauerstoffkonzentrationen in dem Bereich auftreten können. "Die NASA-Datenbank war in dieser Hinsicht etwas verwirrend", gab er zu.

Der obere Bereich des Crew-Moduls sei bereits fertig, dort habe man mehr als 80 Prozent des Klebebands entfernt, so Nappi. Am unteren Bereich werde noch gearbeitet. Ingenieure haben als Ersatz für das Klebeband Schutzbarrieren und Beschichtungen entwickelt. "Je nach Gebiet wenden wir die passende Sanierungstechnik an", sagte Nappi.

Trotz der jahrelangen Verzögerungen – Boeing hatte den ersten bemannten Flug des Starliner ursprünglich für Ende 2017 angekündigt – hält die NASA an dem Boeing-Raumschiff fest. "Der Starliner behält hohe Priorität für das ISS-Programm", sagte Joel Montalbano, NASA-Manager für das ISS-Programm. Ein zweiter Anbieter für Crew-Transporte zur ISS sei wichtig. "Wir stehen immer noch zu unserer Verpflichtung", so Nappi. Man wolle nach dem CFT sechs bemannte Missionen zur ISS fliegen. Boeing hatte Ende Juli bei einer Pressekonferenz zu den Halbjahreszahlen mitgeteilt, weitere 257 Millionen US-Dollar Verlust mit dem Starliner-Programm eingefahren zu haben. Damit addieren sich die Verluste auf mehr als eine Milliarde Dollar.

Die NASA hatte 2016 SpaceX und Boeing mit der Beförderung von Astronauten zur ISS beauftragt. Die Crew Dragon von SpaceX absolvierte ihren bemannten Testflug im Mai 2020 und hat seitdem sechs Missionen für die NASA absolviert. Boeing musste am 21. Mai 2022 nach einem Fehlschlag einen zweiten unbemannten Testflug durchführen. Dabei erreichte der Starliner, anders als im Dezember 2019, die ISS, allerdings nicht ohne Probleme.

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