Eine Falcon 9 von SpaceX brachte die beiden Mondlander gleichzeitig ins All.
Gleich zwei private Mondmissionen starteten am Mittwoch um 1.11 Uhr Ortszeit (7.11 Uhr MEZ) vom Launch Complex 39A des Kennedy Space Centers in Florida: Blue Ghost Mission 1 des US-Unternehmens Firefly Aerospace und Hakuto-R Mission 2 des japanischen Start-ups iSpace. Für iSpace ist es bereits der zweite Versuch, einen Lander zum Mond zu bringen. Der erste ende am 25. April 2023 mit einem Absturz auf der Mondoberfläche.
Die Mission Blue Ghost Mission 1 findet im Rahmen der NASA-Initiative "Commercial Lunar Payload Services" (CLPS) statt. Dabei beauftragt die US-Raumfahrtbehörde verschiedene US-Unternehmen damit, wissenschaftliche und technische Nutzlasten zur Mondoberfläche zu bringen. Die ersten beiden CLPS-Missionen, Peregrine Mission 1 von Astrobotic und IM-1 von Intuitive Machines, wurden 2024 durchgeführt. Peregrine Mission 1 scheiterte, der Lander "Odysseus" von Intuitve Machines hingegen schaffte eine Landung, brach sich aber ein oder zwei Landebeine und kippte zur Seite.
Langsame Annäherung an den Mond
Der Blue-Ghost-Lander soll am 2. März im Mare Crisium landen. Zuvor soll er aber 25 Tage lang die Erde umrunden, bevor er vier Tage zum Mond fliegt, dort in einen Orbit einschwenkt und sich langsam der Oberfläche nähert. 16 Tage soll Blue Ghost den Mond umkreisen. 14 Tage sind für den Betrieb auf der Mondoberfläche veranschlagt. Blue Ghost trägt zehn NASA-Nutzlasten, darunter der Strahlungstolerante Computer RadPC, der sich von Fehlern aufgrund von ionisierter Strahlung erhohlen kann, das elektrodynamische System EDS zur Staubbekämpfung und das Experiment SCALPSS (Stereo Cameras for Lunar Plume-Surface Studies), das Aufnahmen von der Interaktion des Abgasstrahls des Triebwerks mit der Mondoberfläche machen soll und bereits auf "Odysseus" mitflog, aber nicht funktionierte.
Der Blue-Ghost-Mondlander von Firefly Aerospace befördert zehn Nutzlasten der NASA zum Mond.
Blue Ghost ist zwei Meter hoch, hat einen Durchmesser von 3,5 Metern und eine Startmasse von 2,7 Tonnen (inklusive Transfervehikel). Der Lander verfügt über ein Haupttriebwerk mit mehr als 1000 Newton Schub, acht von Firefly entwickelte und gebaute Spectre-Triebwerke mit insgesamt 1600 Newton Schub als Reaktionskontrollsystem, sowie zwölf Kaltgasdüsen als Lagekontrollsystem. Vier Landebeine aus Kohlefaserverbundwerkstoffen sollen die Kräfte bei der Landung abfangen. Der Lander wurde mit einer X-Band-Antenne und drei S-Band-Antennen ausgestattet, die nach Angaben von Firefly eine robuste Kommunikation inklusive der Übertragung von HD-Videos ins Firefly-Betriebszentrum nach Texas ermöglichen. Während des Flugs zum Mond und später auf der Mondoberfläche sollen zwei Solarpaneele an den Seiten und eines oben auf dem Lander bis zu 400 W zur Verfügung stellen und Blue Ghost und seine Nutzlasten mit Strom versorgen.
Zweiter Versuch
Nach dem Misserfolg vor zwei Jahren hat iSpace seinen Lander optimiert und für die Mission 2 "Resilience" (Durchhaltevermögen) getauft. Er ist mit seinen vier Landebeinen rund 2,3 Meter hoch und hat einen Durchmesser von 2,6 Metern bei einer Startmasse von einer Tonne. "Resilience" hat ein Haupttriebwerk und sechs unterstützende Schubdüsen von ArianeGroup. Die am Körper des Landers montierten Solarpaneele leisten 350 Watt in der Spitze und versorgen damit eine Li-Ion-Batterie laden. Die Kommunikation erfolgt über X-Band.
Der Lander "Resilience" von iSpace nutzt europäische Triebwerke.
Die Hauptnutzlasten des Landers sind ein Wasser-Elektrolyseur-Experiment, ein Modul zur Algenbasierten Lebensmittelproduktion und ein Strahlungsensor. Zur Hakuto-R Mission 2 gehört auch der fünf Kilogramm leichte Minirover "Tenacious" (beharrlich), der in Luxemburg entwickelt und gefertigt wurde. Er ist 26 Zentimeter hoch, 31,5 Zentimeter breit und 54 Zentimeter lang. Er ist mit einer Kamera und einer Schaufel ausgestattet und soll Bodenproben nehmen.
"Resilience" soll nach Angaben von iSpace vier bis fünf Monate nach dem Start im Mare Frigoris auf dem Mond landen, also im Mai oder Juni.
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