Tupolew 204-300 für den Kosmonauten-Transport
Die russische Weltraumorganisation Roskosmos hat am 7. Mai auf dem Militärflugplatz Tschkalowsky bei Moskau ihre zweite Tupolew 204-300 in Empfang genommen. Die Maschine geht an das Kosmonauten-Trainingszentrum von Roskosmos und wurde zu diesem Zweck speziell umgerüstet.
Sie trägt den Taufnamen „Juri Gagarin“, bietet Platz für 53 Personen und soll künftig Kosmonauten und Personal zwischen dem „Sternenstädtchen“ in Tschkalowsky und den Raketenstartplätzen Baikonur und Wostoschny hin- und hertransportieren: Am 7. Mai kurz vor 16 Uhr traf die dafür ausersehene Tu-204-300 mit dem Kennzeichen RA-64044 von Uljanowsk aus kommend in der Zentrale des Kosmonauten-Trainingszentrums ein. Dort ist mit der RA-64045 „Sergey Korolew“ bereits eine weitere Tu-204-300 beheimatet, die dem Ausbildungszentrum seit dem 29. März für denselben Zweck zur Verfügung steht. Beide Flugzeuge sollen die bisher eingesetzten Tu-134 ersetzen.
Gerbrauchte Zweistrahler zur Moderniserung der Flotte
Pawel Vlasow, Leiter des Kosmonauten-Ausbildungszentrums vor den Toren von Moskau, zeigte sich über die beiden Neuzugänge hocherfreut. Seit 1991 sei die Flugzeugflotte seiner Organisation nicht mehr modernisiert worden. Allerdings haben auch die beiden „neuen“ Tu-204 bereits mehr als zehn Jahre auf dem Buckel: Sowohl RA-64044 als auch RA-64045 waren zuvor bei der mittlerweile verblichenen Fluggesellschaft Vladivostok Avia aktiv und verließen die Produktionshallen schon 2008. Vladivostok Avia war seinerzeit gar Launch Customer für die Tu-204-300, die gegenüber der Basisversion Tu-204-100 um sechs Meter verkürzt und speziell für große Reichweiten von über 9000 Kilometer konzipiert wurde.
Die beiden Tu-204-300 "Juri Gagarin" und "Sergey Korolew" auf dem Vorfeld des Flugplatzes Tschkalowsky, wo auch das Kosmonauten-Trainingszentrum beheimatet ist.
Im Liegetransport zurück nach Hause
Für ihr neues Leben als Kosmonautentransporter kamen die Ex-Airliner jedoch in den Genuss eines umfangreichen Umrüstungsprogramms. Die Leasinggesellschaft Ilyushin Finance, bisherige Eigentümerin der Twinjets, spricht von über 2000 Änderungen, um die Maschinen für die Zwecke von Roskosmos zu optimieren. So sind die Kabinen beider Flugzeuge in sechs Spezialabteile unterteilt, die unter anderem den bequemen Transport von aus dem All zurückgekehrten Kosmonauten in liegender Position ermöglichen. Mehrere Dutzend weitere Personen finden derweil auf konventionellen Sitzen Platz. Außerdem verfügen die umgebauten Tu-204-300 über Satellitenkommunikation und Internet an Bord.
„Bei der Erstellung der technischen Spezifikationen für das Flugzeug haben wir die Meinungen von Kosmonauten, medizinischem Personal und Piloten berücksichtigt“, betont Pawel Vlasow. Auch Änderungen an der Vakuumtoilette und diversen weiteren Einrichtungen seien dabei vorgenommen worden. „Es sollte für alle bequem und komfortabel sein, vor allem für die Kosmonauten. Nach einem langen Aufenthalt in der Schwerelosigkeit ist es für sie schwierig, sich auf alle Flugphasen einzustellen. Deshalb haben wir die Tu-204-300 exakt nach diesen Kriterien ausgestattet.“
Ihren ersten Einsatz wird die „Juri Gagarin“ voraussichtlich im Sommer haben, wenn sich zwei Kosmonauten-Crews im Rahmen der Vorbereitung eines Sojus-Starts zum Pre-Launch-Training nach Baikonur begeben. Zunächst allerdings steht nun die Einweisung der Roskosmos-Piloten auf das neue Fluggerät an.
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