Airline-Startup Avatar Airlines will 30 Boeing 747-8 kaufen

Absichtserklärung
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Airline-Startup will 30 Boeing 747-8 kaufen

© Avatar Airlines

Macht die „Queen of the skies“ bald als Lowcost-Airliner Karriere? Avatar Airlines aus Florida hat genau das vor – sie will in den USA mit der Boeing 747 die Billigflug-Konkurrenz ausstechen. Nun hat das Airline-Startup bei Boeing eine Absichtserklärung für 30 747-8 platziert. Doch es bleiben viele Fragen.

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Barry Michaels, Chef von Avatar Airlines, hat große Pläne: Gemeinsam mit Boeing will er „die 747 neu erfinden“ – und zwar als Arbeitspferd für Billigflüge zwischen US-amerikanischen Großstädten. „Anstatt das Flugzeug mit First-Class-Lounges, Pianobars und einer dekadenten Sitzanordnung aus den 1970er-Jahren auszustatten, möchte Avatar die 747-Erfahrung den Massen zurückgeben“, heißt es in einer Pressemitteilung der Airline, die im November 2019 beim US-Verkehrsministerium einen Antrag auf Zulassung gestellt hat. Starten will Avatar zunächst mit 14 gebrauchten 747-400, die mit 581 Sitzen bestückt werden sollen. 42 Fluggäste sollen in der Business Class auf dem Oberdeck Platz finden, die restlichen 539 auf dem Hauptdeck. Doch während man auf dem Gebrauchtmarkt aktuell noch nach den geeigneten Flugzeugen sucht und sich Gedanken um deren Finanzierung macht, plant man bei Avatar Airlines bereits den nächsten Schritt. Der sieht vor, die 747-400 schon nach drei bis fünf Jahren zu ersetzen – und zwar durch bis zu 30 fabrikneue Boeing 747-8.

© Boeing

Die Boeing 747-8 ist als Passagierflugzeug ein Ladenhüter. Der Großteil aller gebauten Exemplare verließ die Werkshallen als Frachter.

Alter Wein in neuen Schläuchen?

Eine entsprechende Absichtserklärung veröffentlichte Avatar jüngst im Wortlaut auf ihrer Webseite. Demnach könnte der Deal Boeing mehr als zehn Milliarden US-Dollar einbringen – vorausgesetzt er käme tatsächlich zustande. Das wiederum scheint fraglich, und zwar gleich aus mehrerlei Gründen. So fehlt Avatar Airlines neben der Betriebsgenehmigung auch das nötige Kapital zum Kauf der Flugzeuge. Selbst die Finanzierung der gebrauchten 747-400 ist wohl noch nicht geregelt. 300 Millionen US-Dollar hat Avatar dafür veranschlagt, die nun unter anderem durch einen Börsengang mit 20 Millionen Vorzugsagktien akquiriert werden sollen. Zudem ist die Idee, die Barry Michaels und Avatar verfolgen, nicht neu: Bereits 1992 versuchte Michaels, damals unter dem Namen „Family Airlines“, eine Lowcost-Airline zu etablieren, die „zwischen drei und fünf Boeing 747-100/200“ betreiben sollte. Das Projekt scheiterte ebenso im Vorfeld, wie weitere Versuche in den Jahren 2008, 2010 und 2014 – letztere bereits unter dem Label „Avatar Airlines“. Zum Dritten müsste sich Boeing bei einem Weiterlaufen der 747-Produktion nach einem neuen Rumpfzulieferer umsehen. Die Triumph Group, die bislang sämtliche Rümpfe für alle Varianten des Jumbo Jets gefertigt hat, schloss das dafür zuständige Werk Ende 2019. Die auf Halde produzierten Rümpfe reichen gerade noch aus, um den bisherigen Backlog bestellter 747-8 abzuarbeiten.

© Torsten Maiwald (GFDL 1.2)

Bereits in den 90er-Jahren versuchte Avatar-Chef Barry Michaels, seine Idee, eine Billig-Airline mit Boeing 747 zu gründen, in die Tat umzusetzen. Das Projekt "Family Airlines" scheiterte, ebenso wie drei spätere Versuche.

Flüge ab 19 Dollar – mit fliegenden Werbetafeln

Einiges deutet also darauf hin, dass das Konzept von Avatar Airlines am Ende eine Luftnummer bleibt. Für den Fall, dass das Startup seine Skeptiker doch Lügen strafen sollte, könnten Avatar-Kunden zu Flugpreisen zwischen 19 und 99 US-Dollar zuzüglich Steuern zwischen Metropolen wie New York und Las Vegas oder San Francisco und Miami fliegen. Um auf diesen Routen zusätzliches Geld zu verdienen, will Avatar mit seinen Flugzeugen auch Fracht transportieren – und damit einen Vorteil der 747 ausnutzen, den andere Airlines mit kleinerem Gerät nicht besitzen. Außerdem sollen die Avatar-Jumbos als fliegende Werbetafeln fungieren. Sowohl außen als auch im Inneren der Kabine möchte Avatar alle erdenklichen Flächen für Anzeigen vermarkten. Mit diesen Maßnahmen hofft man, die relativ hohen Betriebskosten der 747 im Vergleich zu „gewöhnlichem“ Lowcost-Fluggerät abzufedern. Ziel von Avatar Airlines ist es nach eigenen Angaben jedenfalls, auf high density-Strecken mehr Fluggäste mit weniger Flugzeugen zu befördern. Dies dürfte letzten Endes auch der entscheidene Faktor sein: Denn um mit dem gewagten Geschäftsmodell erfolgreich zu sein, müsste Avatar seine Jumbos wirklich voll bekommen – und zwar regelmäßig.

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