Airbus und die IG Metall Küste haben sich geeinigt

Autozulieferer Mubea steigt ein
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Airbus und IG Metall einigen sich über deutsche Werke

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Airbus will Teile seiner deutschen Werke an den mittelständischen Autozulieferer Mubea auslagern. Im Gegenzug vereinbarte die IG Metall Küste Investitionen und Kündigungsschutz für die Standorte.

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Nach "intensiven Gesprächen" in der vergangenen Wochen zur industriellen Neuaufstellung in Deutschland, hätten sich Arbeitnehmervertreter und Airbus heute geeinigt, teilte Airbus am Dienstag mit. Dies betreffe die Gründung eines neuen Sektionsmontage-Unternehmens sowie die Zukunft der Einzelteil- und Baugruppenfertigung von Premium AEROTEC. "Mit der industriellen Neuaufstellung schaffen wir bei Airbus die richtigen Voraussetzungen für den Flugzeugbau der Zukunft und stärken Deutschlands Rolle innerhalb von Airbus in Europa für die kommenden Jahrzehnte”, sagte Dominik Asam, Finanzvorstand von Airbus.

Neue Firma für die Rumpfmontage

Die derzeit über das gesamte Unternehmen und seine Tochtergesellschaften verteilte Montage von Flugzeugrümpfen werde in einem neuen Unternehmen zusammengeführt und als Kernaktivität vollständig zum 1. Juli 2022 in den Konzern integriert. Mit der Einigung sowie mit der Gründung des neuen, französischen Sektionsmontage-Unternehmens "Airbus Atlantic” zum 1. Januar 2022, könne das Konzept von Airbus zur industriellen Neuaufstellung jetzt vollständig umgesetzt werden. Airbus mache damit sein industrielles System "zukunftsfähig", um den starken Produktionsanstieg in den kommenden Jahren zu ermöglichen und sich gleichzeitig auf die Zukunft und den Bau emissionsfreier Flugzeuge bis 2035 vorzubereiten, so der Flugzeughersteller.

Mittelständler übernimmt

Für die Einzelteilfertigung von Premium AEROTEC liege ein Angebot der Muhr und Bender KG (Markenname "Mubea") vor. Es umfasse die Standorte Augsburg und Varel sowie die die Premium AEROTEC Tochter in Brașov (Rumänien). Das Angebot beinhalte ein Konzept zur langfristigen Arbeitsplatzsicherung und ermögliche die Schaffung eines wettbewerbsfähigen deutschen Unternehmens. Kerngeschäft werde die Produktion von Einzelteilen und Baugruppen sein, womit das Unternehmen ein wichtiger langfristiger Zulieferer für das industrielle System von Airbus werde.

Mubea lege großen Wert auf den Erhalt der Standorte und der Arbeitsplätze und wolle diese sogar ausbauen. Der Mittelständler sei seit Jahren auf Wachstumskurs und verfolge mit der Übernahme das strategische Ziel, Weltmarktführer in diesem Segment zu werden. Airbus werde ein Schlüsselkunde des neuen Unternehmens und sichere einen wichtigen Anteil des Auftragsvolumens ab. 

In den kommenden Wochen werden die Arbeitnehmervertreter das schriftliche Angebot von Mubea in Bezug auf Standorte und Beschäftigte prüfen. Die endgültige Entscheidung über den Verkauf werde gemeinsam mit den Arbeitnehmervertretern gefällt. Falls dieses Projekt mit einem externen industriellen Partner am Ende doch nicht zustande komme, blieben die Standorte Augsburg und Varel innerhalb des Airbus-Konzerns.

Gewerkschaft prüft Investorenlösung

Die IG Metall hatte mit einem Streik gedroht, falls bis heute keine Einigung erzielt werde. Die Gewerkschaft listete die aus ihrer Sicht wichtigsten Ergebnisse wie folgt auf:

- Beschäftigungssicherung: keine betriebsbedingten Kündigungen bis Ende 2030

- Standortsicherung: Erhalt und Weiterentwicklung der einzelnen Standorte bis Ende 2030

- Zukunftssicherung: Prozess über die Beteiligung der Standorte an möglichen zukünftigen Flugzeugprogrammen

- Paketlösung: Keine Spaltung des Standortes Augsburg

- Verbleib von Augsburg und Varel bei Airbus mit Überführung in die ASA spätestens 2025, wenn gemeinsamer Investoren-Prozess ohne Ergebnis verläuft. Investorenlösung nur mit Zustimmung der IG Metall.

- Leiharbeit: Fortführung von EqualPay und der Höchstquote von 13 Prozent (Equal Pay: Gleichbezahlung von Leiharbeitern)

- Ausbildung: Sicherung der Ausbildungszahlen und Übernahme nach den bestehenden Regeln

Flugzeugbau im Umbruch

Hintergrund des Umbaus sind steigende Produktionsraten im Flugzeugbau, die weitreichende Automatisierungen möglich machen. Hinzu kommt der verstärkte Einsatz neuer Werkstoffe, wie Kohlefaser-Verbundwerkstoff, was gegenüber dem klassischen Metallflugzeugbau die Arbeitsabläufe und Qualifikationsprofile der Beschäftigten verändert. Schließlich wird durch eine immer weiter integrierte Digitalisierung die Fertigung immer enger mit der Konstruktion verknüpft.

Boeing hatte sein wichtigstes Metallflugzeugwerk in Wichita unter dem Namen "Spirit Aerosystems" 2005 ausgegliedert. Spirit baut heute auch Kohlefaserteile und beliefert nicht nur weiterhin Boeing, sondern unter anderem auch Airbus und hat weltweit Standorte hinzugekauft.

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