Festgesetzte An-124: Showdown im Streit um russischen Riesenfrachter?

Festgesetzte Antonow in Kanada
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Showdown im Streit um russischen Riesenfrachter?

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Eine Antonow An-124 der russischen Fracht-Airline Volga-Dnepr liegt seit mehr als drei Jahren in Toronto an der Kette. Kanada beschlagnahmte den Frachter, die Ukraine will ihn haben – doch die Eigentümerin aus Russland wehrt sich. Naht jetzt die Entscheidung?

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Die Schlammschlacht um die gestrandete und von Kanada festgesetzte Antonow An-124, die am 27. Februar 2022 mit einer Ladung Covid-19-Tests aus China in Toronto landete und nicht mehr starten durfte, geht in die nächste – möglicherweise entscheidende – Runde. Die kanadische Regierung möchte ihren Entscheid, das russische Flugzeug gegen den Willen seiner Eigentümerin Volga-Dnepr Airlines zu beschlagnahmen, gerichtlich absegnen lassen – und damit eine mögliche Rückgabe nach Russland juristisch unterbinden. "Der Generalstaatsanwalt von Kanada hat ein Einziehungsverfahren eingeleitet, indem er am 18. März 2025 die Ausstellung einer Antragsmitteilung durch den Superior Court of Ontario beantragt hat", erklärte ein Sprecher des kanadischen Außenministeriums gegenüber dem kanadischen Medienportal INsauga.

Zugleich gab der Regierungssprecher bekannt, "jede Person oder Organisation mit einem Interesse oder Recht an dem beschlagnahmten Eigentum" habe die Möglichkeit, "Beweise vorzulegen und an Verwaltungs- und Gerichtsverfahren teilzunehmen." Volga-Dnepr Airlines versucht seit geraumer Zeit, sich in Kanada gegen die Festsetzung der An-124 – in Russland spricht man von "Diebstahl" – mit rechtlichen wie diplomatischen Möglichkeiten zu wehren oder wenigstens monetären Schadenersatz zu erstreiten. Die Kanadier wiederum planen weiterhin, die Antonow nach gerichtlicher Klärung der Angelegenheit an die Ukraine durchzureichen. Bei der ukrainischen Frachtfluggesellschaft Antonov Airlines könnte sie eine Schwestermaschine ersetzen, die bei Kämpfen um den Antonow-Werksflugplatz Kiew-Hostomel in den ersten Tagen des Ukraine-Krieges Ende Februar 2022 schwer beschädigt wurde.

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In Toronto beschlagnahmt Antonow rechnet fest mit russischer An-124 aus Kanada

Demnächst zu Antonov Airlines?

Ukrainische Antonow-Techniker hatten das riesige blau-weiße Frachtflugzeug bereits im vergangenen Jahr in Toronto inspiziert – und der An-124 mit dem Kennzeichen RA-82078 trotz ihrer langen Standzeit einen technisch einwandfreien Zustand bescheinigt. Im Oktober 2024 hieß es aus der Antonow-Chefetage, die kanadische Regierung werde der Ukraine wohl binnen der nächsten sechs Monate grünes Licht erteilen und den russischen Vierstrahler, nach einer finalen Bewertung, als "Militärhilfe" übergeben. Diese Frist ist kürzlich zwar verstrichen – die Anrufung des Gerichts in Ontario könnte den Besitzübergang allerdings endgültig einleiten.

Die RA-82078 wurde in den 1990er-Jahren im Flugzeugwerk von Aviastar-SP im russischen Uljanowsk gebaut und im September 1996 an Volga-Dnepr Airlines ausgeliefert. Die Seriennummer der An-124-100 lautet 9773054559153. Am 27. Februar 2022, drei Tage nach Russlands Invasion in der Ukraine, brachte die RA-82078 61 Tonnen Corona-Testkits aus China nach Toronto. Aufgrund der kurz darauf verhängten Sanktionen gegen Russland konnte der Riesenfrachter jedoch den geplanten Rückflug in die Heimat nicht mehr antreten – und parkt seither auf dem Vorfeld des Toronto Pearson International Airport im Freien. 2023 gab Kanadas Regierung bekannt, man werde die Antonow beschlagnahmen. Als Grundlage diente ein damals neu beschlossenes Gesetz, das die ersatzlose Enteignung russischer Vermögenswerte auf kanadischem Boden ermöglicht.

© Patrick Zwerger
Flughafen Leipzig/Halle Wo russische & ukrainische Antonows beisammen parken

Volga-Dnepr dezimiert

Außer der RA-82078 befinden sich noch drei weitere Volga-Dnepr-Antonows seit Frühjahr 2022 im Zwangsexil außerhalb Russlands: Die Jets mit den Kennungen RA-82043, RA-82045 und RA-82046 stehen sich am Flughafen Leipzig-Halle die Fahrwerksbeine in den Bauch – welches Schicksal sie erwartet, ist unklar.

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