Emirates A380: Der Riese kehrt zurück

Emirates-A380
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Der Riese kehrt zurück - auch in die Türkei

© Emirates 18 Bilder

Nach erheblichen Verlusten während der Corona-Flaute reaktiviert Emirates schrittweise ihre A380-Flotte und erweitert deren Bordangebot. Auch eine Premiere gibt es: Zum ersten Mal steuert bald eine A380 regulär den neuen Istanbuler Flughafen an.

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Seit einiger Zeit fliegt er endlich wieder, der Airbus A380 bei Emirates – in zunehmendem Maße. Der größte Airline-Kunde des Airbus-Flaggschiffs bringt seine Doppelstock-Riesen mit einem sommerlichen Wachstumsschub wieder verstärkt in den Linienverkehr mit Dubai: Die Flughäfen von Rom, Washington D.C., Madrid, Toronto, Los Angeles, Zürich und München kommen jetzt wieder in den Genuss, mit dem Giganten bedient zu werden. Die letzten drei Ziele mittlerweile sogar schon wieder täglich. Alles in allem steuerte Emirates in der Sommersaison wieder 15 Zielorte mit 129 wöchentlichen A380-Flügen an, darunter auch Frankfurt. Gut 30 der Riesen stehen wieder im aktiven Einsatz, im Emirates-Netz ergänzt von immerhin 151 Boeing 777. Insgesamt 120 Airbus A380 hat Emirates in der Flotte und noch drei letzte, fabrikneue Flugzeuge stoßen hinzu. Ab 1. Oktober werden sie auch am neuen Flughafen von Istanbul zum gewohnten Bild gehören: Emirates startet dann den ersten regulären A380-Linienverkehr am 2018 eröffneten Mega-Airport. Wer auch sonst, möchte man fragen.

Hilfsflüge, Hilfsfrachterdienste und Sonderflüge

Schon in der durch Covidflautenbedingten Abstellzeit seit Frühjahr 2020 zeichnete sich ab, dass Emirates mit ihren Giganten noch Großes vorhat: So flogen die auf den schon fertiggestellten Vorfeldern des künftigen Großflughafens Dubai Al Maktoum eingelagerten A380 immer wieder den kurzen 15-Minuten-Hüpfer zum benachbarten Verkehrsflughafen und Emirates-Drehkreuz Dubai International, um von dort aus die wenigen verbliebenen Flugdienste zu verrichten. Hilfsflüge, Hilfsfrachterdienste und Sonderflüge halfen, die Bordsysteme der Vierstrahler in Betrieb und technisch am Laufensowie auch deren Piloten in Übung zu halten. Nach ihrem Aufwärmtraining kehrten die Jets jeweils wieder nach World Central zum Parken zurück, so dass rotierend auch die jeweils nächste A380 in den Genuss eines Flugeinsatzes kommen konnte.

© Emirates

Mit Liegesesseln und Beinstützen ist die neue Premium Economy Class für Langstreckenflüge optimiert.

Premium Economy Class

Unterdessen nutzte die Airline die lange Abstellzeit auch für eine Änderung bei der Kabinenausstattung: Die neuesten Emirates A380 fliegen nun auch mit einer Premium Economy Class an Bord. Die Kabine ist in helleren Farben gehalten, mit weniger "Lametta" und dafür Paneelen in heller Holzoptik. Sie lockt mit Liegesesseln, deren Lehnen sich zum Ausruhen, Schlafen oder Filme gucken weit nach hinten schwenken lassen.

A380-Reiseerlebnis

"Das A380-Reiseerlebnis wird weiterhin von den Kunden nachgefragt, viele buchen ganz gezielt eine Emirates A380 wegen der bekannten Einrichtungsmerkmale, wegen des Raumangebots, der Ruhe und dem Gesamtkomfort", wirbt Emirates. Die Verdichtung der Einsatzrouten zeige, wie wichtig man die A380 für die wirtschaftliche Erholung und das künftige Wachstum nehme. Die A380 stelle sicher, dass man hohe Kapazität auf nachfragestarken Routen effizient anbieten könne und dass viele Passagiere die bekannte Ausstattung, wie First-Class-Duschen und die berühmte Bar der Business Class, nutzen könnten, was wiederum Emirates dabei helfe, ihre Schlüsselmärkte zu verteidigen.

Milliardenverlust

Doch dem neuen Anlauf ging auch bei Emirates ein bitterer Corona-Einbruch voraus. Für die gesamte Emirates-Gruppe, also mit der Airline Emirates und dem Flughafenbetreiber dnata, lag der Fehlbetrag im letzten Geschäftsjahr 2020/2021 laut des Mitte Juni vorgelegten, geprüften Geschäftsberichts bei umgerechnet sechs Milliarden Dollar. 5,5 Milliarden Dollar (4,67 Mrd. Euro) davon entfielen auf Emirates Airline, die ein Geschäftsjahr zuvor immerhin noch 288 Millionen Dollar Gewinn ausgewiesen hatte. Der diesjährige Milliardenverlust des Konzerns war der größte Verlust in 30 Jahren.

© Emirates

Viele Triple-Seven-Piloten übernahmen zeitweise Hilfsfrachter-Flüge. Nun kehren auch die A380-Kollegen ins Cockpit zurück.

Emirates stark getroffen

Emirates-Chairman und Konzern-Vorstandschef Scheich Ahmed bin Saeed Al Maktoum sagte: "Im Geschäftsjahr 2020/2021 wurden auch Emirates und dnata stark getroffen, denn der internationale Reiseverkehr brach ein, nachdem viele Staaten ihre Grenzen schlossen. Unsere Priorität war, für die Gesundheit und das Wohl unserer Leute und Kunden zu sorgen, Barmittel zu bewahren und die Ausgaben zu kontrollieren, damit unser Betrieb sicher und nachhaltig wieder anlaufen konnte." Die Regierung von Dubai als größter Anteilseigner pumpte 3,1 Mrd. Dollar Kapitalhilfe in den Konzern. "Das hat uns geholfen, den Betrieb fortzusetzen und die Mehrzahl unserer Mitarbeiter zu halten. Allerdings mussten wir bedauerlicherweise trotzdem Personal abbauen, weil wir betrieblich nur noch weniger benötigen", sagte Scheich Ahmed.

Nachhaltige persönliche Konsequenzen

Der Gesamtkonzern verkleinerte sein Personal – erstmals in seiner Geschichte – erheblich: um 31 Prozent auf jetzt 75 145 Mitarbeiter aus 160 Nationen. Für die entlassenen Beschäftigten hatte der Jobverlust trotz verlängerter Übergangsfristen oft auch nachhaltige persönliche Konsequenzen, denn mit dem Ende der Anstellung läuft nach wenigen Monaten auch die Aufenthaltsgenehmigung für Dubai aus. Auch für die Bestandsarbeitsplätze verordnete die Regierung 2020 eine befristete Gehaltssenkung, teilweise sogar Halbierung des Grundgehalts. Vergleichbare Anordnungen hatte es auch beim Nachbarn Etihad in Abu Dhabi gegeben.

Volle Kapazität

"Im laufenden Jahr werden wir sehr schnell reagieren, um uns an die dynamische Marktlage anzupassen. Wir wollen so schnell wie möglich wieder auf die volle Kapazität kommen, um den Kunden zu dienen, aber auch um die Wirtschaft und die Gemeinden wieder aufzubauen, die von der Pandemie betroffen waren", blickt Scheich Ahmed voraus.

© DNATA

Mit einem radikalen Impf- und Schutzprogramm, selbst auf dem Vorfeld, versucht Dubai, die Pandemie in Schach zu halten.

Drei fabrikneue A380

Der Weg zurück ist lang, denn die Airline Emirates hatte ihre Passagier- und Frachtkapazität bis zum Ende des Geschäftsjahres um 58 Prozent auf 24,8 Mrd. ATKM (angebotene Tonnenkilometer) gesenkt. Im abgelaufenen Finanzjahr stießen trotzdem noch drei fabrikneue A380 zur Flotte, während neun ältere Boeing 777-300ER und fünf Airbus A380 aus dem aktiven Bestand ausschieden. Damit waren Ende März 259 Flugzeuge bei der Airline verzeichnet, die mit einem Durchschnittsalter von nur 7,3 Jahren auffallend jung sind. Dies wirkt sich direkt auf eine hohe Einsatzzuverlässigkeit, niedrige Betriebskosten, gute Abgas- und Lärmwerte und attraktive Passagierkabinen mit modernster Ausstattung aus.

Weitere Flugzeugbestellungen

Weitere 200 Flugzeuge, vor allem Boeing 777X, sind bereits bestellt, die laut jüngstem Geschäftsbericht unverändert zur Abnahme vorgesehen sind. Dennoch handelte Emirates mehrere Leasingverträge und Flugzeugkredite teilweise neu aus. Für die direkt anstehende Abnahme der nächsten beiden Flugzeuge im laufenden Geschäftsjahr sei die Finanzierung aber bereits gesichert. Nach der Erstattung von Corona-Kundenansprüchen habe man Barmittel in Höhe von 4,1 Mrd. Dollar. Wie auch beim Rest der Branche war die Luftfracht für Emirates ein rettender Strohhalm in der Krise. Neben den elf Triple-Seven-Vollfrachtern wurden 19 weitere Passagier-777 zeitweise als "Mini-Frachter" eingesetzt. Weil das Liniennetz erheblich zusammengestrichen worden war, ging die Fracht-Tonnage um 22 Prozent auf 1,9 Mio. Tonnen zurück. Dagegen sprangen die Erträge im Frachtgeschäft um 88 Prozent in die Höhe.

Berührungsfreie Abfertigungsgeräte

Unterdessen versucht Dubai mit der Wiedereröffnung seiner Terminals und des Shopping-Bereichs Concourse D seinen Flughafen auch wieder für die erhoffte Markterholung im Passagierverkehr in Stellung zu bringen. Dubai hatte 2020 nur noch 26 Millionen Passagiere abgefertigt. Mit berührungsfreien Abfertigungsgeräten, penibler Reinlichkeit und quarantänefreien Reisekorridoren zwischen bevorzugten Zielorten sollen die Fluggäste der reaktivierten Riesen wieder bequem in Dubai umsteigen können.

© Emirates

Emirates verbindet alle ihre Ziele mit ihrem Drehkreuz Dubai. Mit einmaligem Umsteigen erreicht man jeden Ort im Netz.

Emirates Airline

IATA-Code: EK
ICAO-Code: UAE
Betriebsbeginn: 1985 mit zwei Flugzeugen
Geschäftsmodell: Internationale Drehkreuzairline mit der Basis Dubai in Staatsbesitz
Destinationen: 155 in 81 Staaten Deutsche Zielorte: Frankfurt, München, Hamburg und Düsseldorf
Umsatz 2020/21: 8,4 Mrd. Dollar (Rückgang 66 Prozent)
Passagiere 2020/21: 6,6 Mio. (Rückgang 88 Prozent)
Website: www.emirates.de

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