Boeing 737 MAX: Luftraumsperrungen und Groundings

Luftraumsperrungen und Groundings
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Immer mehr Flugverbote für Boeing 737 MAX

© Boeing

Die am vergangenen Sonntag abgestürzte Boeing 737 MAX 8 der Ethiopian Airlines war bereits das zweite Flugzeug dieses Typs, das binnen sechs Monaten vom Himmel fiel. Behörden und Betreiber reagieren teilweise mit Flugverboten für Boeings neuestes Muster. Eine aktuelle Übersicht.

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In der Heimat der Boeing 737 MAX bleiben sie vorerst gelassen: Die US-amerikanische Luftfahrtbehörde FAA sieht bis auf Weiteres von einem Grounding des jüngsten Mitglieds der 737-Familie ab. Man beobachte die Entwicklung jedoch genau – sollten sich bei den laufenden Untersuchungen des Ethiopian-Absurzes Anhaltspunkte ergeben, die die Sicherheit der Boeing 737 MAX in Frage stellten, werde man umgehend reagieren, teilte die Behörde mit. Bis dahin können die drei US-Betreiber der MAX, American (24 Flugzeuge), Southwest (34) und United (14) ihre Maschinen weiterbetreiben.

Im Rest der Welt sieht es mehrheitlich anders aus. 371 Boeing 737 der Versionen Max 8 und Max 9 befinden sich laut Angaben von Flightglobal derzeit im Dienst. Ein Großteil davon muss nach dem zweiten Max-Absturz innerhalb von nur sechs Monaten nun am Boden bleiben. Folgende Länder und Fluglinien haben auf das jüngste Unglück mit sofortigen Flugverboten reagiert.

Europa

Nach längerem Zögern beugte sich am Dienstagabend die Europäische Behörde für Zivilluftfahrt EASA dem öffentlichen Druck und veröffentlichte eine Lufttüchtigkeitsanweisung (2019-0051-E), die den Betrieb der Boeing 737 MAX innerhalb Europas untersagt. Die EASA betrachtet dies als „Vorsichtsmaßnahme“ und erklärte dazu: „Die Ergebnisse der Sicherheitsbewertung haben gezeigt, dass eine sofortige Veröffentlichung und Mitteilung ohne den vollen Konsultationsprozess erforderlich ist“, so die EASA. Damit ist der gesamte europäische Luftraum für die MAX seit gestern Abend 19 Uhr Tabuzone. Zuvor hatten allerdings bereits einzelne europäische Staaten reagiert und das Flugzeug eigenmächtig aus ihrer Einflusszone verbannt

Deutschland, Österreich, Schweiz
Zunächst sah man in Deutschland keinen Handlungsbedarf, den Luftraum für die Boeing 737 MAX zu sperren. Man wolle zunächst abwarten, bis weitere Informationen sowie Empfehlungen seitens der EASA vorlägen. Am Dienstagnachmittag jedoch vollführte Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer die Kehrtwende und schloss die 737 MAX mit sofortiger Wirkung aus dem deutschen Luftraum aus. Die verantwortlichen Stellen der Schweiz und Österreichs folgten dieser Entscheidung wenig später.
Kurz zuvor hatte bereits die TUI Group mit Sitz in Hannover erklärt, sämtliche Flüge aller Boeing 737 MAX 8 in der TUI Group auszusetzen. Damit wolle man Zeit gewinnen, um die Lage mit Hersteller und Behörden näher zu erörtern. TUI werde die Kunden ab Mittwoch über geplante Umbuchungen informieren.

Großbritannien
Die britische Luftfahrtbehörde CAA hat – ebenfalls am Dienstagnachmittag – ein Verbot sämtlicher Passagierflüge im britischen Luftraum für die Boeing 737 MAX erlassen. Starts, Landungen und Überflüge sind damit bis aus Weiteres verboten. Bisher habe man noch keine ausreichenden Informationen der Datenschreiber, deswegen ergehe die Flugsperre als Vorsichtsmaßnahme, hieß es seitens der CAA.Aktuell befinden sich fünf Boeing 737 MAX im britischen Luftfahrtregister. Ein sechstes Flugzeug soll im Lauf dieser Woche hinzukommen. Für die eigentliche Zulassung der 737 MAX seien jedoch die amerikanische FAA und die europäische EASA zuständig, erklärte die britische Luftfahrtbehörde.

Türkei
Ohne offizielle Anweisung seitens der nationalen Luftfahrtbehörde hat sich am Dienstag auch Turkish Airlines entschieden, ihre zwölf Boeing 737 MAX vorerst aus dem Verkehr zu ziehen. Zuvor war einer in Istanbul gestarteten Maschine die Landung auf dem Londoner Flughafen Heathrow verweigert worden, weil der britische Luftruam zu diesem Zeitpunkt für die 737 MAX bereits gesperrt war. Das Flugzeug musste umkehren.

Äthiopien
In dem afrikanischen Land ist Ethiopian Airlines der einzige Betreiber der Boeing 737 MAX. Am Montagmorgen teilte die Airline mit, dass sie sich zu einem Flugverbot für die 737 MAX entschlossen hat: „Nach dem tragischen Unfall von ET 302 am 10. März mit der B-737-8 MAX (ET-AVJ) hat Ethiopian Airlines beschlossen, die gesamte B-737-8 MAX-Flotte mit Wirkung vom 10. März 2019 bis auf weiteres zu grounden. Obwohl wir die Ursache des Unfalls noch nicht kennen, mussten wir uns entscheiden, diese spezielle Flotte als zusätzliche Sicherheitsvorkehrung am Boden zu lassen“.

China
Das Reich der Mitte ist mit Abstand Boeings wichtigster Markt für die 737 MAX. Knapp ein Viertel der bereits ausgelieferten Flugzeuge des Typs fliegen für chinesische Betreiber. Umso mehr schmerzt den US-Hersteller die Anweisung der Civil Aviation Administration of China an die Fluggesellschaften des Landes, den kommerziellen Betrieb mit der Boeing 737 MAX vorerst auszusetzen: „Am 10. März stürzte ein Flugzeug der Boeing 737-8 von Ethiopian Airlines ab, was nach dem Unglück des indonesischen Lion Air am 29. Oktober die zweite Luftkatastrophe mit der Boeing 737-8 war. Angesichts der Tatsache, dass es sich bei den beiden Flugzeugunglücken um neu gelieferte Boeing 737-8-Flugzeuge handelt und die Abstürze in der Startphase auftraten, weisen sie gewisse Ähnlichkeiten auf.“ Gemäß dem Managementprinzip der Nulltoleranz für Sicherheitsrisiken sei daher ein Grounding notwendig. Dieses Grounding betrifft in China die Airlines Air China (16 Maschinen), 9 Air (1), China Eastern (3), China Southern (23), Fuzhou Airlines (2), Hainan Airlines (11), Kunming Airlines (2), Lucky Air (3), Okay Airways (2), Shandong (6), Shanghai Airines (9), Shenzhen Airlines (5) und Xiamen Airlines (10).

Indonesien
Die in Indonesien beheimatete Lion Air war am 29. Oktober 2018 die erste Fluglinie, die einen Absturz mit einer Boeing 737 MAX zu beklagen hatte. 189 Menschen kamen dabei ums Leben. Nun verfügte die Generaldirektion Luftverkehr des indonesischen Verkehrsministeriums im Angesicht des Ethiopian-Unglücks vom Sonntag, dass bis auf Weiteres alle indonesischen 737 MAX am Boden bleiben müssen. Dort sollen sie einer eingehenden Inspektion unterzogen werden. „Wenn zum Zeitpunkt der Inspektion Probleme festgestellt werden, ist es dem Flugzeug untersagt, zu fliegen, bis es vom Fluginspektor als repariert erklärt wird“, teilte die Behörde mit. Neben Lion Air (10 Flugzeuge) betrifft der vorübergehende Bann auch Garuda Indonesia (1).

Singapur
Am Flughafen Singapore Changi dürfen Airlines mit der Boeing 737 MAX ab sofort nicht mehr landen und starten. Das Verbot solle zumindest solange aufrechterhalten bleiben, bis neue Informationen zur Bewertung der Sicherheitslage vorlägen, hieß es von Seiten der nationalen Flugsicherheitsbehörde. Neben der heimischen Billig-Airline SilkAir, die sechs Boeing 737 MAX 8 betreibt, sind von der Entscheidung auch ausländische Airlines wie Garuda, Thai Lion, China Southern und Shandong betroffen, die den Changi-Airport mit dem inkriminerten Muster planmäßig ansteuern.

Malaysia
Obwohl in Malaysia keine Boeing 737 MAX registriert sind, hat die zivile Luftfahrtbehörde von Malaysia CAAM sämtlichen operationellen Verkehr mit dem Flugzeugmuster bis auf Weiteres untersagt. Dies betrifft alle Flüge nach oder von Malaysia sowie Flüge, die den Luftraum des Landes auf ihrer Reise durchfliegen.

Mongolei
Die mongolische Luftfahrtbehörde ließ gestern via Facebook verlauten, dass sie den Staatscarrier MIAT Mongolian Airlines angewiesen habe, seine einzige Boeing 737 MAX 8 in der Flotte vorübergehend aus dem Verkehr zu ziehen.

Südkorea
In Südkorea sind zwei Boeing 737 MAX 8 des heimischen Billigfliegers Eastar Jet registriert. Beide Flugzeuge dürfen nach Anordnung des südkoreanischen Transportministeriums vorerst nicht mehr abheben.

Südafrika
Die südafrikanische Fluglinie Comair erklärte am Montag, dass sie entschieden habe, ihre einzige Boeing 737 MAX 8 fürs Erste aus dem Flugplan zu nehmen und solange stillzulegen, bis ein sicherer Betrieb des Flugzeuges definitiv gewährleistet sei. Ein offizielles Verbot seitens der Behörden gibt es nicht.

Brasilien
Sieben Boeing 737 MAX 8 betreibt die brasilianische GOL aktuell – und alle sieben stehen seit Montag untätig am Boden. Zwar verwies GOL darauf, dass die Maschinen seit Juni 2018 bei 2933 Flügen ohne Zwischenfall unterwegs gewesen seien. Trotzdem zog man es offenbar vor, auf einen weiteren Einsatz der MAX bis auf Weiteres zu verzichten.

Mexiko
Auch die mexikanische Aeromexico hat ihre sechs Boeing 737 MAX 8 stillgelegt. Das Grounding soll so lange Bestand haben, bis Erkenntnisse über den jüngsten Absturz vorliegen, die einen sicheren Betrieb gewährleisten.

Cayman-Inseln
Die in der Karibik ansässige Cayman Airlines hat ihre MAX-Flotte aus dem aktiven Dienst suspendiert. Cayman-CEO Fabian Whorms erklärte, das Grounding solle so lange Bestand haben, „bis es weitere Informationen gibt“.

Australien
Im australischen Luftfahrtregister sind derzeit keine Boeing 737 MAX eingetragen. Dennoch ist auch der Luftraum in „Down Under“ für das Muster am Montag gesperrt worden. Betroffen davon ist insbesondere Fiji Airways, die zwei MAX 8 und eine MAX 9 betreibt.

Indien
In Indien war zunächst der Betrieb der Boeing 737 MAX dahingehend eingeschränkt worden, dass das Flugzeug nur von Piloten geflogen werden durfte, die mindestens 1000 Stunden Flugerfahrung nachweisen konnten. Copiloten mussten eine Flugerfahrung von 500 Stunden besitzen. Inzwischen haben die Behörden in Indien allerdings ebenfalls ein vollständiges Flugverbot für die Boeing 737 MAX verhängt. Es gilt ab Mittwoch, 13. März, 16 Uhr Ortszeit. Betroffen hiervon sind Jet Airways mit fünf und SpiceJet mit 13 Maschinen.

Vereinigrte Arabische Emirate & Oman
Auch in Arabien gilt seit gestern Abend ein generelles Flugverbot für die Boeing 737 MAX. Oman Air (fünf Flugzeuge) und flydubai (14) müssen ihre Maschinen am Boden lassen.

Weitere Airlines, die vorerst auf die Boeing 737 MAX verzichten:

Norwegian (Norwegen)

Aerolíneas Argentinas (Argentinien)

S7 Airlines (Russland)

Sunwing Airlines (Kanada)

Royal Air Maroc (Marokko)

SCAT Airlines (Kasachstan)

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