Geschwindigkeit ist im Geschäftsleben von hoher Bedeutung. Business-Jets ermöglichen Geschäftsleuten, schnell zu reisen. Geschwindigkeitsweltrekorde zeigen, wie schnell die Reise-Werkzeuge wirklich sind.
Die schnellsten Business-Jets der Welt
Was kann die Leistungsfähigkeit eines Flugzeugs besser demonstrieren als ein Geschwindigkeitsweltrekord? Gulfstream Aerospace aus Savannah im US-Bundesstaat Georgia weiß sehr genau um die Wirkung solcher Bestmarken. Das neueste Flaggschiff des Herstellers, die Gulfstream G650, ist derzeit noch das schnellste zugelassene zivile Flugzeugmuster, allerdings wird die G650 von der Cessna Citation X bedrängt, deren neueste Version nach ihrer unmittelbar bevorstehenden Zulassung die Krone als schnellstes Zivilflugzeug wohl wieder zurückerobern wird. Da ist es hilfreich, mit der G650 schnell ein paar Rekorde aufzustellen.
Schnellste Weltumrundung: In nur 41 Stunden und sieben Minuten war die G650 um die Welt geflogen. Foto und Copyright: Gulfstream Aerospace
Am 1. Juli 2013 startete die firmeneigene G650 in San Diego an der kalifornischen Pazifikküste zu einer Weltumrundung, die als schnellste ihrer Art, nämlich in Richtung Westen fliegend, in die Geschichtsbücher eingegangen ist. Der ultraschnelle Ultralangstreckenjet flog von San Diego aus in 10:29 Stunden nach Guam, tankte auf, wechselte die Besatzung und flitzte in genau zehn Stunden zum Al Maktoum International Airport in Dubai, um von dort aus den Rekordflug auf die Kapverdischen Inseln fortzusetzen. Dort landete der zweistrahlige Business-Jet nach acht Stunden und 52 Minuten Flugzeit. Das letzte Leg der Weltumrundung, von den Kapverden zurück nach San Diego, legte die G650 in 10:10 Stunden zurück. In nur 41 Stunden und sieben Minuten war die G650 um die Welt geflogen und hatte damit den alten Weltrekord um mehrere Stunden unterboten.
Die Fédération Aéronautique Internationale (FAI) in Lausanne bestätigte die Daten, so dass die G650 seit September 2013 offiziell Inhaberin des Weltrekordes für die schnellste Weltumrundung westwärts in der Klasse C-1l ist. Die gemessene Durchschnittsgeschwindigkeit auf diesem Flug betrug 914,89 km/h. Unterwegs stellte die Besatzung unter Kapitän Thomas Horne nicht weniger als 22 weitere Geschwindigkeitsweltrekorde für Flüge zwischen zwei Städten auf. Damit hält die G650 die beeindruckende Zahl von 38 Geschwindigkeitsweltrekorden.
Zahl der Geschwindigkeits-Weltrekorde ist unbegrenzt
Die Gulfstream G650 hat im Juli 2013 die schnellste Erdumrundung für ein nicht-überschallfähiges Flugzeug geschafft. Foto und Copyright: Gulfstream Aerospace
Die FAI als Weltorganisation des Luftsports verwaltet die Rekorde. Um eine Vergleichbarkeit der Flugleistungen zu gewährleisten, sind die Rekorde in Klassen aufgeteilt.
Vier Crews wechselten sich bei dem Flug um die Erde in 41 Stunden ab. Foto und Copyright: Gulfstream Aerospace
Die Klasse C-1l, in der die G650 fliegt, umfasst alle Landflugzeuge mit einem maximalen Startgewicht (MTOW) zwischen 35 000 und 45 000 kg. Allein in der Klasse C-1 gibt es 23 Unterklassen, die sich alle durch das MTOW des Flugzeugs unterscheiden. Deswegen kann die Citation X auch den Geschwindigkeitsweltrekord für die schnellste Erdumrundung in westlicher Richtung holen, da sie in der Klasse C-1i startet. Allein bei Landflugzeugen gibt es also 23 Weltrekorde für Weltumrundungen, die in westlicher Richtung geflogen worden sind.
Gänzlich unübersichtlich wird es allerdings bei den Weltrekorden in der Rubrik „Geschwindigkeit über eine bekannte Strecke“. Hier wird die Geschwindigkeit eines Flugzeuges zwischen zwei Städten gemessen, also zum Beispiel zwischen Berlin und Washington, D.C. Diesen Geschwindigkeitsrekord holte sich in der Klasse C-1l ein Bombardier Global 5000 im Jahr 2007. Die Zahl der Geschwindigkeitsweltrekorde in dieser Rubrik ist schier unbegrenzt. Jedes Städtepaar auf dieser Erde kann für einen Geschwindigkeitsweltrekord herangezogen werden. Wenn Flugzeughersteller ihre Piloten Rekorde aufstellen lassen, dann vor allem aus Gründen der Verkaufsförderung, weil zum Beispiel ein potenzieller Kunde eine bestimmte Strecke besonders häufig befliegt und man ihm mit dem Rekord zeigen will, wie schnell das Flugzeug wirklich ist.
Die Tankstopps nahmen insgesamt nur 90 Minuten Zeit in Anspruch. Foto und Copyright: Gulstream Aerospace
Dabei finden die Rekordflüge in den meisten Fällen unter idealen Bedingungen statt, wenn also beispielsweise ein günstiger Rückenwind herrscht. Der bekannte Pilot Steve Fossett war ein Rekordsammler, der bei einem Rekordversuch immer einen ganzen Stab von Mitarbeitern beschäftigte, dessen Hauptaufgabe darin bestand, für ihn den Zeitpunkt mit den besten Bedingungen herauszufinden. So flog er am 30. Juli 2001 mit einer Citation X von Perth nach Hobart in Australien mit einer Geschwindigkeit von 1194 km/h, was weit über der maximalen Fluggeschwindigkeit des Musters liegt. Ohne den richtigen Rückenwind wäre eine solche Geschwindigkeit auch mit der Citation X nicht machbar gewesen.
Rekorde folgen strengem Reglement
Bombardiers Global 5000 flog 2007 zwischen Berlin und Washington D.C. einen Geschwindigkeitsweltrekord. Foto und Copyright: Bombardier
Wer einen offiziellen Geschwindigkeitsweltrekord fliegen will, muss in der nationalen Luftsportorganisation Mitglied sein und benötigt eine Sportlizenz – in Deutschland ist der Deutsche Aero Club (DAeC), in der Schweiz der Aero-Club der Schweiz (AeCS) dafür zuständig. Dann benötigt man offizielle Sportzeugen, die den Rekordversuch beobachten dürfen. Bei einem Rekord, der an einem kontrollierten Flugplatz beginnt und endet, dürfen die Controller diese Rolle einnehmen.
Bevor ein Pilot einen Rekord aufstellt, sollte er sich vergewissern, ob es diese Bestmarke bereits gibt. Die Website der FAI zeigt alle aktuellen und zur Anerkennung eingereichten Rekorde auf. Wenn diese Voraussetzungen erfüllt sind, geht‘s ans Fliegen. Innerhalb von sieben Tagen nach dem Flug muss die FAI von dem Rekordversuch schriftlich benachrichtigt werden. Dazu gibt es ein offizielles FAI-Formular. Parallel dazu muss der Rekord bei der nationalen Luftsportorganisation eingereicht werden, die den Rekordversuch prüft und bewertet. Nachdem diese einen nationalen Rekord anerkannt hat, muss sie innerhalb von 120 Tagen die Originalunterlagen an die FAI nach Lausanne weiterschicken, damit er als Weltrekord anerkannt werden kann. Für die Prüfung als Weltrekord verlangt die FAI eine Gebühr von 100 Schweizer Franken, unabhängig davon, ob der Rekord anerkannt wird oder nicht. Wenn die FAI die Bestmarke bestätigt, gilt der Rekord als aufgestellt oder als verbessert. Die FAI stellt anschließend eine Urkunde über den Rekord aus, die an die nationale Luftsportorganisation geschickt wird. Das „Diplôme de Record du Monde“ wird von der nationalen Organisation an den oder die Piloten verliehen. Auf dem Foto auf Seite 32 strahlen die beiden Bombardier-Piloten Chris Walker und Kerry Swanson über ihre Urkunden, die sie für einen Weltrekordflug am 8. August 2010 von Wichita nach Cali in Kolumbien und weiter nach Sao Paulo in Brasilien erhalten haben.
Auf über 90 Prozent der Strecken, auf denen Geschwindigkeitsweltrekorde aufgestellt worden sind, gibt es keine Konkurrenz. Deswegen gelten dort aufgestellte Rekorde auch über mehrere Jahrzehnte. Aber auf einigen Prestigestrecken wie Paris – London, London – New York oder Berlin – New York gibt es einen durchaus sportlichen Wettbewerb. Dabei geht es dann nicht nur darum, in der Gewichtsklasse den Rekord zu holen, sondern als schnellstes Flugzeug auf der Strecke durchs Ziel zu kommen. Nicht selten packt eilige Business-Jet-Besitzer und -Piloten wie den Golfer Arnold Palmer oder den mexikanischen Möbelfabrikanten Jose Manuel Muradas das Rekordfieber, und sie brechen auf ihren geschäftlichen Flügen Rekorde gleich zu Dutzenden. Damit unterstreichen sie – gewollt oder ungewollt – die geschäftlichen Vorteile, die ein Geschäftsreisejet dem Nutzer bietet. Die schnellste Atlantiküberquerung eines zivilen Flugzeugs wird in absehbarer Zukunft auch von einem Business-Jet nicht übertroffen werden können: Am 7. Februar 1966 flog eine Concorde in zwei Stunden und 53 Minuten von New York nach London. Damit dieser Rekord überhaupt gebrochen werden kann, müsste erst einmal ein Überschall-Business-Jet gebaut werden.
FLUG REVUE Ausgabe 02/2014
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